Der Glaube an den Jüngsten Tag
Allah der Allmächtige hat für das menschliche Leben fünf Abschnitte bestimmt. Der erste Abschnitt ist der im Reich der Seelen, der zweite die Zeit im Mutterleib, der dritte die Zeitspanne in dieser vergänglichen Welt, der vierte die Zeit in der Zwischenwelt im Grab und der fünfte das ewige Leben im Jenseits, im Himmel oder in der Hölle.
Das Leben in dieser vergänglichen Welt stellt eine Prüfung für die Menschen dar: Ihre Rettung und ewige Glückseligkeit hängen von ihren Handlungen und ihrem Verhalten in diesem vergänglichen Leben ab. Der Glaube an das Jenseits stellt einen der sechs Glaubensartikel dar und versetzt den Menschen in die Lage, sich bewusst zu werden, dass er für seine Taten in dieser Welt Verantwortung trägt und, entsprechend seinen Handlungen, göttlichen Lohn oder Strafe ernten wird. Der Glaube an das Jenseits ist von größter Bedeutung und wird deshalb im heiligen Qur’ân häufig im gleichen Atemzug mit dem Glauben an Allah erwähnt. So sagt Allah der Allmächtige:
„... diejenigen, die an Allah und den Jüngsten Tag glauben und gute Werke tun - sie haben ihren Lohn bei ihrem Herrn und keine Furcht und keine Trauer wird über sie kommen.“ (2:62)
Und Allah lobt die Gläubigen mit den Worten:
„Diejenigen, die an Allah und an den Jüngsten Tag glauben, bitten dich nicht um Erlaubnis darum, sich nicht mit ihrem Besitz und ihrer Person einsetzen zu müssen, und Allah weiß wohl, wer die Gottesfürchtigen sind.“ (9:46)
Das Leben im Jenseits, das nach dem Tod beginnt, ist ein neues, reales und ewiges Leben. Die edlen Verse des Qur’ân beschreiben dies so:
„Das irdische Leben ist nichts als Zeitvertreib und Spiel; doch wahrlich, die Heimstatt des Jenseits, das ist das eigentliche Leben, wenn sie es nur wüssten!“ (29:64)
Diejenigen, die sich dessen bewusst sind, werden jeden Moment nutzen, jede Gelegenheit ergreifen und Allah niemals auch nur für einen Augenblick vergessen. Ihr Leben verwandelt sich in eine ununterbrochene Abfolge von Gottesdienst und guten Taten. Sie sind in einem Zustand zwischen Furcht und Hoffnung bezüglich ihres Schicksals und des letztendlichen Ausgangs ihres Daseins. Ihre Herzen schluchzen und ihre Augen sind erfüllt von Tränen, aus Gottesfurcht und Sorge um die Abrechnung am Jüngsten Tag.
In einer Geschichte wird von einem frommen Mann berichtet, der zum Marktplatz kam, um einige notwendige Dinge einzukaufen. Er hatte ausgerechnet, wie viel Geld er für seine Einkäufe brauchen würde, doch als er auf dem Markt stand, stellte er fest, dass sein Geld nicht reichte. Dieser fromme Mann begann zu weinen und hörte nicht mehr auf, zu weinen, bis die Leute um ihn herum anfingen, sich zu wundern. Sie versuchten, ihn zu beruhigen, indem sie sagten, dass es sich doch nicht lohne und auch kein gutes Benehmen sei, zu weinen weil man nicht genug Geld für seine Einkäufe habe. Doch er weinte weiter. Als sich nach einer Weile sein Zustand gebessert hatte, sprach der fromme Mann, mit immer noch tränenerstickter Stimme, zu den Leuten:
„Glaubt nicht, ich hätte Tränen wegen dieser Welt vergossen! Doch als ich feststellen musste, dass meine Rechnung, die ich zuhause gemacht hatte auf dem Markt nicht aufging, kam mir der Gedanke: ‚Wie soll dann erst meine Rechnung in dieser Welt bezüglich des Tages der Abrechnung, der mich im Jenseits erwartet, aufgehen?’“
Zweifelsohne wird jede Träne, die in dieser Welt im Gedenken und Dienste Allahs vergossen wird, im Jenseits mit freudigem Lächeln aufgewogen werden. Deshalb nimmt der große Dichter Yunus Emre mit Freuden einen Platz in der ersten Reihe derer ein, die um des Jenseits willen Tränen vergießen, wobei er alle einlädt, diesen Platz mit ihm zu teilen:
„Wenn wir bedenken den Jüngsten Tag,
Lasst uns Tränen vergießen für diesen Tag,
es ist ein Tag der Selbstbezichtigung,
Lasst uns Tränen vergießen für diesen Tag!
Die Erde bricht auf an diesem Tag,
alle Toten werden auferweckt
alle Sünden werden aufgedeckt,
Lasst uns Tränen vergießen für diesen Tag!
Der Himmel wird zerrissen an diesem Tag,
der Mensch wird so viel leiden müssen,
keiner bleibt ohne Furcht an diesem Tag,
Lasst uns Tränen vergießen für diesen Tag!
Oh welcher Schrecken an diesem Tag,
der Unschuldige in Greise verwandelt,
und welche Schande für den Frevler,
Lasst uns Tränen vergießen für diesen Tag!
Der Zeitpunkt zu weinen ist an diesem Tag,
Männer und Frauen stehen unbekleidet da,
die Herzen werden in Flammen steh’n,
Lasst uns Tränen vergießen für diesen Tag
O Yunus, beschreite den rechten Weg,
was kann ein hilfloser Bruder tun?
Die Rettung kommt nur von Allah,
Lasst uns Tränen vergießen für diesen Tag!“
In einem anderen Gedicht seufzt Yunus Emre:
„Möge die Rechnung Rechtmäßiges zutage bringen,
auf Unrechtmäßiges folgt die Strafe,
die Frevler bekommen ihren Lohn.
Was soll ich sagen? Was soll ich tun?“
Wenn das Ende für diese Welt gekommen ist, wird der Erzengel Israfîl die Trompete (Sûr) blasen und mit dem daraus erschallenden urzeitlichen Klang werden alle Menschen auferstehen, um sich am Platz der Versammlung (Mahschar) einzufinden.
Die Auferweckung der Menschen am Jüngsten Tage ist für Allah den Allmächtigen genauso einfach wie die ursprüngliche Erschaffung aller Dinge aus dem Nichts. Im Qur’ân wird dies folgendermaßen beschrieben:
„Und der Mensch sagt: ‚Wie? Soll ich dann, wenn ich tot bin, wirklich wieder zum Leben auferweckt werden?’ Doch erinnert der Mensch sich nicht daran, dass Wir ihn vorher aus dem Nichts erschaffen haben?“ (19:66-67)
„Meint der Mensch etwa, dass Wir seine Gebeine nicht zusammen bringen werden? Doch, Wir sind imstande, sogar seine Fingerspitzen perfekt zu gestalten.“ (75:3-4)
„Weiß der Mensch denn nicht, dass Wir ihn aus einem Samentropfen erschaffen haben? Und siehe, er ist ein offenkundiger Widersacher! Und er stellt Vergleiche über Uns an und vergisst seine eigene Erschaffung.
Er sagt: ‚Wer kann die Gebeine beleben, wenn sie morsch geworden sind?’
Sprich: ‚Der, der sie ursprünglich erschaffen, Er wird sie wieder beleben; und Er kennt jegliche Schöpfung. Er ist es, Der für euch Feuer aus den grünen Bäumen hervorbringt, indem ihr dann daraus Brennholz macht. Ist Er, der die Himmel und die Erde erschuf, nicht imstande, ihresgleichen zu erschaffen?’
Doch, und Er ist der Erschaffer, der Allwissende. Wahrlich, wenn er eine Sache bestimmt, so sagte er zu ihr ‚Sei!’ und sie ist. So sei Der gepriesen, in dessen Hand die absolute Herrschaft über alle Dinge ruht und zu Ihm werdet ihr zurückgebracht!“ (36:77-83)
„Er bringt das Lebendige aus dem Toten und das Tote aus dem Lebendigen hervor und Er belebt die Erde nach ihrem Tod, und genauso sollt auch ihr wieder hervorgebracht werden.“ (30:19)
„Und sie sagen: ‚Wenn wir zu Gebeinen und Staub geworden sind, sollen wir dann wirklich zu einer neuen Schöpfung auferweckt werden?’
Sprich: ‚Ganz gleich, ob ihr Steine oder Eisen seid oder sonst etwas Erschaffenes, das eurer Ansicht nach am gewaltigsten ist!’
Dann werden sie sagen: ‚Wer soll uns ins Leben zurückrufen?’
Sprich: ‚Derjenige, der euch ursprünglich erschaffen hat.’
Dann werden sie ihre Köpfe vor dir schütteln und sagen: ‚Wann soll das sein?’
Sprich: ‚Vielleicht geschieht es schon sehr bald.’“ (17:49-51)
„O ihr Menschen, wenn ihr im Zweifel über die Auferstehung seid, so (denkt daran,) dass Wir euch aus Erde erschaffen haben, dann aus einem Samentropfen, dann aus einem Blutklumpen, dann aus einem Klumpen Fleisch, teils geformt und teils ungeformt, auf dass Wir es euch deutlich machen. Und was Wir wollen, lassen Wir bis zu einem festgesetzten Zeitpunkt in den Mutterschößen ruhen, dann bringen Wir euch als Kinder hervor; dann (lassen Wir euch heranwachsen,) auf dass ihr eure volle Kraft erreicht. Und manchen von euch lassen wir sterben, und mancher von euch wird bis ins gebrechliche Greisenalter gebracht, so dass er nichts mehr von dem weiß, was er einst wusste. Und du siehst die Erde leblos, doch wenn Wir Wasser auf sie herabsenden, dann regt sie sich und schwillt und lässt alles in wunderbaren Paaren hervorsprießen.“ (22:5)
Diese Verse, die Worte Allahs des Allmächtigen, der Leben nimmt und Tote wieder auferweckt, sind klare Hinweise auf die unanzweifelbare Wirklichkeit der Wiederauferstehung. Angesichts der Unausweichlichkeit dieses Ereignisses empfiehlt es sich, den folgenden Worten die nötige Beachtung zu schenken:
„Ihr werdet so sterben, wie ihr gelebt habt und ihr werdet so auferweckt werden, wie ihr gestorben seid!“
Wie Yunus Emre sagt:
„O Freunde, o Geschwister!
Ich fürchte, dass ich sterben muss.
Doch ich nehme das an, was mir gebührt,
so dass zu sterben mich nicht berührt“
Und Allah der Allmächtige sagt über diesen Tag:
„Wer Gutes auch nur vom Gewicht eines Atoms tut, wird es dann sehen! Und wer Schlechtes auch nur vom Gewicht eines Atoms tut, wird es dann sehen!“ (99:7-8)
„... an dem Tage, an dem weder Besitz noch Söhne nützen, sondern nur der (gerettet wird), der mit reinem Herzen zu Allah kommt.” (26:88-89)
Von diesen Versen inspiriert schrieb der Dichter Arif Nihat die folgenden Zeilen:
„Man sagte: ‚Es gibt kein Feuerholz in der Hölle,
jeder Reisende bringt sein eig’nes mit’.
Da begriff ich, dass auch der, der ins Paradies gelangt
seine eignen Rosen und Lilien mitbringt!“
Und Yunus Emre rät demjenigen, der dem Jüngsten Tag entgegenschreitet, sich gründlich vorzubereiten:
„Das morgige Werk wird nicht zu Ende gebracht,
wenn das heutige hier nicht vollendet ist!“
Mit anderen Worten ist das Jenseits eine für Rechtschaffene und Übeltäter gleichermaßen unausweichliche Wirklichkeit, denn nichts ist natürlicher, als die Guten zu belohnen und die zu strafen, die es verdient haben. Gäbe es in dieser vergänglichen Welt keine Gefängnisse oder Besserungsanstalten für Übeltäter und Verbrecher, so wäre das Leben unerträglich. Allein dies könnte Grund genug sein, an die Existenz des Jenseits zu glauben.
Es ist einfach, einen derartigen gegenseitigen Bezug in den folgenden Beispielen zu erkennen: Ein Mensch wird selbst dem kleinsten Insekt mit größter Härte begegnen, sollte es wagen ihn zu stechen oder zu beißen. Andererseits neigt der Mensch dazu, selbst die kleinste Geste der Freundlichkeit zu würdigen und sich eventuell über Jahre hinaus daran zu erinnern. Vor diesem Hintergrund zeugt es von absoluter Blindheit, zu erwarten, dass Verstöße der Menschen gegen göttliche Gesetze und Regeln in diesem Leben von Allah dem Allmächtigen ungeahndet bleiben werden. Unrecht von Seiten der Unterdrücker und Klagen der Unterdrückten, Gotteslästerung der Ungläubigen und Gottesfurcht der Gläubigen gehören zu den Realitäten des Lebens in dieser Welt.
Ohne Lohn oder Strafe für all diese Verhaltensweisen wäre nicht nur der göttliche Plan, der alle anderen Geschöpfe der Kontrolle und dem Befehl des Menschen unterstellt, sondern auch die Erschaffung des Menschen selbst sinnlos. All dies stünde in völligem Widerspruch zur göttlichen Eigenschaft der Gerechtigkeit Allahs. So, wie Allah weit erhaben über jegliche Fehlerhaftigkeit ist, ist auch eine derartige Unzulänglichkeit für Ihn vollkommen undenkbar. Um die gewaltige Bedeutung des Tages der Abrechnung und Seines göttlichen Lohnes und Seiner Strafe zu verdeutlichen, sagt Allah der Erhabene im heiligen Qur’ân:
„Meint der Mensch etwa, dass er sich selbst überlassen bliebe?“ (75:36)
„Glaubt ihr denn, Wir hätten euch sinnlos erschaffen und ihr würdet nicht zu Uns zurückgebracht?” (23:115)
„Und die Himmel und die Erde und was zwischen beiden ist erschufen Wir nicht zum Zeitvertreib!“ (44:38)
„Und die Ungläubigen sagen: ‚Die Stunde wird nicht über uns kommen!’
Sprich: ‚Doch, bei meinem Herrn, der das Verborgene kennt, sie wird gewiss über euch kommen! Nicht einmal das Gewicht eines Atoms in den Himmeln oder auf Erden ist vor Ihm verborgen und es gibt nichts Kleineres oder Größeres als dies, das nicht in einem deutlichen Buch verzeichnet wäre.’“ (34:3)
„Allah, es gibt keine Gottheit außer Ihm. Er wird euch versammeln am Tag der Auferstehung, an dem es keinen Zweifel gibt. Und wer ist mit seinem Wort wahrhaftiger als Allah?“ (4:87)
„O ihr Gläubigen, glaubt an Allah und Seinen Gesandten und an das Buch, das Er auf Seinen Gesandten herabgesandt hat, und an das Buch, das Er zuvor herabgesandt hat. Und wer nicht an Allah und Seine Engel und Seine Bücher und Seine Gesandten und den Jüngsten Tag glaubt, der ist wahrlich weit irregegangen.“ (4:136)
„Er fragt: ‚Wann wird der Tag der Auferstehung sein?’
Wenn das Auge geblendet ist und der Mond sich verfinstert und Sonne und Mond miteinander vereinigt werden. An jenem Tage wird der Mensch sagen: ‚Wo ist der Zufluchtsort?’
Nein! Es gibt keine Zuflucht! Zu deinem Herrn wird an jenem Tag die Heimkehr sein. An jenem Tag wird dem Menschen verkündet, was er vorausgeschickt und was er hinter sich gelassen hat.“ (75:7-13)
Wir glauben an den letzten Tag, dieser Tag ist der Tag der Abrechnung an dem die Menschen auferweckt werden und zu ihrem Aufenthaltsort des Vergnügens oder der schweren Strafe geführt werden. Der Glaube an den Jüngsten Tag ist die feste Überzeugung der Wahrheit und die Verinnerlichung all dessen, was Allah im Quran und was Er Seinem Gesandten mitgeteilt hat über das, was nach dem Tod geschieht. Dazu gehören die Auferstehung, die Aufzeichnungen der Taten und die Waage der Taten, die Fürsprache des Propheten, das Becken des Propheten, die Brücke, das Paradies, die Hölle, die Versuchung des Grabes, die Strafe bzw. Belohnung im Grab.
Die Auferstehung:
Wir glauben an die Auferstehung, denn Allah wird die Toten wieder zum Leben erwecken, wenn Israfil ein zweites Mal ins Horn bläst.
Allah sagt:
"Und ins Horn wird gestoßen, und alle, die in den Himmeln sind, und alle, die auf Erden sind, werden tot niederstürzen; mit Ausnahme derjenigen, die Allah (ausnehmen) will. Dann wird wiederum ins Horn gestoßen, und siehe, da stehen sie auf und schauen zu." (39:68)
Die Menschen werden aus ihren Gräbern steigen und dem Ruf des Herrn der Welten folgen. Sie werden barfüßig, nackt und unbeschnitten sein.
Allah subhanahu wa ta´ala sagt:
"(So) wie Wir die erste Schöpfung begonnen haben, werden Wir sie wiederholen - bindend für Uns ist die Verheißung; wahrlich, Wir werden (sie) erfüllen." (21:104)
Die Aufzeichnungen der Taten und die Waage der Taten:
Wir glauben an die Aufzeichnungen der Taten, die den Menschen in Form von Bücher entweder in die rechte Hand, hinter dem Rücken oder in die linke Hand überreicht werden.
Allah jala wa ´ala sagt:
"Was nun den anbelangt, dem sein Buch in seine Rechte gegeben wird, der wird einer leichten Rechenschaft unterzogen sein und wird fröhlich zu seinen Angehörigen zurückkehren. Was aber den anbelangt, dem sein Buch hinter seinem Rücken gegeben wird, der wird sich bald Vernichtung herbeiwünschen und wird im Höllenfeuer brennen." (84:7-12)
und Er sagt:
"Und einem jeden Menschen haben Wir seine Taten an den Nacken geheftet; und am Tage der Auferstehung werden Wir ihm ein Buch herausbringen, das ihm geöffnet vorgelegt wird. Lies dein Buch. Heute genügt deine eigene Seele, um die Abrechnung gegen dich vorzunehmen." (17:13-14)
Wir glauben an die Waage der Taten die am Tag der Abrechnung aufgestellt wird und wir glauben, dass keiner Seele Unrecht zugefügt wird.
Allah ´aza wa jala sagt:
"Wer auch nur eines Stäubchens Gewicht Gutes tut, der wird es dann sehen. Und wer auch nur eines Stäubchens Gewicht Böses tut, der wird es dann sehen." (99:7-8)
und Er sagt:
"Dann werden die, deren Waagschalen schwer sind, die Erfolgreichen sein. Jene aber, deren Waagschalen leicht sind, werden die sein, die ihrer selbst verlustig gegangen sind; in Dschahannam werden sie auf ewig bleiben. Das Feuer wird ihre Gesichter verbrennen, und sie werden darin mißgebildet sein." (23:102-104)
und Er sagt:
"Dem, der eine gute Tat vollbringt, soll (sie) zehnfach vergolten werden; derjenige aber, der eine böse Tat verübt, soll nur das Gleiche als Lohn empfangen; und sie sollen kein Unrecht erleiden." (6:160)
Die Fürsprache des Propheten:
Wir glauben an die große und besondere Fürsprache des Propheten Muhammad . Er wird anstelle der Menschen Allah mit Seiner Erlaubnis darum bitten, zwischen Seinen Dienern zu richten, während sie an den Sorgen und Lasten leiden, die sie nicht ertragen können. Sie werden zu Adam gehen, dann zu Nuh (Noah), dann zu Ibraham (Abraham), dann zu Musa (Moses), dann zu ´Isa (Jesus) und schlussendlich zum Propheten Muhammad, um ihn darum zu bitten Fürsprache für sie einzulegen.
Anas berichtete, dass der Prophet sagte: "Die Gläubigen werden am Tage der Auferstehung versammelt und zueinander sagen: "Sollten wir nicht jemanden suchen, der für uns Fürsprache bei unserem Herrn einlegt?" Sie begeben sich bald zu Adam und sagen zu ihm: "Du bist der Urvater aller Menschen, den Allah mit Seiner Hand erschuf und vor ihm die Engel sich niederwerfen ließ.
Er lehrte dich aber auch die Namen aller Dinge. So lege für uns bei deinem Herrn Fürsprache ein, womit Er uns von dieser unserer Lage erlösen möge." Adam erwidert: "Dazu bin ich nicht der Richtige für euch!“ Er erwähnt dann seine Sünde, schämt sich und fährt fort: "Suchet Noah auf denn er ist der erste Gesandte, den Allah zu allen Bewohnern dieser Erde geschickt hatte." Wenn sie bei ihm ankommen, sagt er zu ihnen: "Dazu bin ich nicht der Richtige für euch!" Er erwähnt dann seine Bitte an seinen Herrn, worüber er kein Wissen hatte, schämt sich und fährt fort: „Suchet dann den Freund des Allerbarmers auf."
Wenn sie bei ihm (Abraham) ankommen, sagt er zu ihnen: "Dazu bin ich nicht der Richtige für euch! Suchet Moses auf denn es handelt sich bei ihm um einen Diener, zu dem Allah sprach und ihm die Thora gab." Wenn sie bei ihm ankommen, sagt er zu ihnen: "Dazu bin ich nicht der Richtige für euch!" Er erwähnt dann, dass er einen Menschen erschlug, ohne dass dieser einen anderen erschlagen hatte, schämt sich dann dafür vor seinem Herrn und fährt fort: "Suchet dann Jesus auf denn er ist der Diener Allahs, Sein Gesandter, ein Wort von Allah und ein Geist von Ihm."
Wenn sie bei ihm ankommen, dann sagt er zu ihnen: "Dazu bin ich nicht der Richtige für euch! Suchet dann Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, auf denn er ist ein Diener, dem Allah vergangene und spätere Sünden vergeben hatte." Nunmehr kommen sie zu mir, und ich begebe mich zunächst zu meinem Herrn, um die Erlaubnis dafür zu erbitten, und Er erlaubt es. Und wenn ich dann meinen Herrn sehe, falle ich anbetend nieder. (In diesem Zustand) lässt Er mich, solange Er will. Dann wird zu mir gesprochen: "Erhebe dein Haupt und trage deine Bitte vor denn diese wird gewährt. Und sprich denn dein Wort wird gehört. Und lege Fürsprache ein denn von dir wird die Fürsprache angenommen."
Da erhebe ich mein Haupt und spreche Ihm ein Lob, das Er Selbst mir beibringt. Danach lege ich Fürsprache ein, und Er legt mir eine Zahl von Menschen fest, die ich das Paradies betreten lassen darf. Dann kehre ich zu Ihm abermals zurück. Und wenn ich meinen Herrn sehe, geschieht dasselbe, wie beim ersten Mal. Wenn ich diesmal die Fürsprache einlege, legt Er mir eine Zahl von Menschen fest, die ich das Paradies betreten lassen darf. Ich lasse diese dann ins Paradies eintreten und kehre zum dritten Mal zurück. Beim vierten Male sage ich dann: "Es gibt im Höllenfeuer keine mehr außer denjenigen, deren Einsperrung im Quran in alle Ewigkeit vorbestimmt worden ist." (Sahih Bukhari)
Wir glauben an die Fürsprache die sich auf einige der Gläubigen beschränken wird, die aus dem Höllenfeuer entlassen werden. Diese Fürsprache wird dem Propheten Muhammad (sa), als auch einigen anderen unter den Propheten, Gläubigen und Engeln gewährt.
Imran Ibn Husain berichtete, dass der Prophet sagte: "Einige Leute werden (am Tage des Jüngsten Gerichts) das Höllenfeuer (Jahannam) auf Grund der Fürsprache Muhammads verlassen. Sie werden dann ins Paradies eintreten und von den Paradiesbewohnern "Al-Jahannamiyun" genannt." (Sahih Bukhari)
und:
Jabir ibn ´Abdillah sagte: "(...) Dann wird die Fürsprache erlaubt, und sie (die Gläubigen) werden Fürsprache für ihre Brüder einlegen, so dass diejenigen, die (Kein Gott ist da außer Allah aus Überzeugung) sagten und in ihren Herzen das Gewicht eines Gerstenkorns an Gutem hatten, aus der Hölle erlöst werden. Sie werden dann auf den Hof des Paradieses gebracht." (Sahih Muslim)
Wir glauben auch, dass Allah subhanahu wa ta´ala einige der Gläubigen vom Höllenfeuer bewahren wird ohne irgendeine Fürsprache, sondern mit Seiner Gnade und Barmherzigkeit.
Abu Sa´id Al-Khudri berichtete, dass der Gesandte Allahs sagte: "Allah, Erhaben und Mächtig sei Er, wird dann sagen: Die Engeln, die Propheten und die Gläubigen haben ihre Fürsprache eingelegt. Nur der Barmherzigste der Barmherzigen hat das noch nicht getan. Und so greift Er eine Handvoll aus dem Feuer und bringt eine Gruppe von Leuten heraus, die nie etwas Gutes getan haben, und zu Aschen geworden sind. Allah wirft sie dann in einen Fluss im Paradies, den man (Fluss des Lebens) nennt (...)" (Al-Bayan)
und:
Abu Huraira berichtete, dass der Gesandte Allahs sagte: "(...) Wenn Allah schließlich die Aburteilung der Menschen abgeschlossen hat und jene Menschen, mit denen Allah Erbarmen hat, aus der Hölle erlösen will, erlässt Er den Engeln den Befehl, diejenigen von ihnen, die nur Allah angebetet haben, aus der Hölle zu holen. Das sind diejenigen, mit denen Allah Erbarmen haben will, unter den, die sagen (Kein Gott ist da außer Allah). Sie (die Engel) erkennen die Gläubigen an den Spuren, die die Niederwerfung auf ihren Körpern hinterlassen haben. Das Feuer darf den ganzen Körper verzehren, außer den Spuren der Niederwerfung, denn Allah hat es dem Feuer verboten, diese Spuren zu verzehren (...)" (Sahih Muslim)
Das Becken des Propheten:
Wir glauben an das Becken des Propheten, dessen Wasser weißer als Milch, süßer als Honig und dessen Duft besser als Misk (Moschus) ist. Die Länge und Breite des Beckens sind so lang wie eine Monatsreise. Seine Gläser sind so schön und zahlreich wie die Sterne. Die Gläubigen unter den Anhängern des Propheten kommen zu diesem großartigen Wasserbehälter und trinken daraus so, dass sie danach nie wieder durstig werden.
Abdullah Ibn ´Amr berichtete, dass der Prophet sagte: "Mein 'Haud' ist so groß wie eine einmonatige Reise, sein Wasser ist weißer als die Milch sein Duft ist besser als der Moschus, und seine Trinkgefäße sind wie die Sterne am Himmel. Wer davon trinkt, der wird niemals durstig sein." (Sahih Bukhari)
Die Brücke:
Wir glauben an die Brücke (As-Sirat) die sich über der Hölle befindet. Die Menschen überqueren sie entsprechend ihrer Taten: die ersten von ihnen gehen über die Brücke so schnell wie das Licht, dann einige so schnell wie der Wind, dann einige so schnell wie Vögel und dann einige so schnell wie ein rennender Mann. Der Prophet wird auf dem Pfad stehen und sagen: "Herr, rette! Rette!", wenn die Taten einiger Menschen wenig sind. Einige von ihnen werden krabbelnd vorankommen. Auf beiden Seiten des Weges sind Haken die dafür bestimmt sind den zu ergreifen den Allah will: manche werden gerettet, aber verletzt und andere werden ins Höllenfeuer übergeworfen.
Abu Huraira berichtete, dass der Gesandte Allahs sagte: "(...) Anschließend wird die Brücke über beide Abgründe der Hölle gelegt. Meine Anhänger und ich werden die ersten sein, die diese Brücke überqueren dürfen. An diesem Tag können nur die Propheten reden. Sie rufen: O Allah, rette uns! Erlöse uns! In der Hölle sind spitze Haken, die den Stacheln des Sa´dan (eines Wüstenstrauchs) ähneln! Habt ihr euch den Sa`dan einmal angeschaut? Die Zuhörer erwiderten: Ja!
Der Gesandte Allahs fuhr fort: Wirklich, die Haken in der Hölle sind den Stacheln des Sa´dan vergleichbar! Allerdings - allen Allah kennt ihre Ausmaße! Diese spitzen Haken durchbohren die Menschen entsprechend ihrer Taten. Der Gläubige wird diesen wegen seiner guten Taten entgehen. Andere werden bestraft, bis Sie von Allah aus der Hölle erlöst werden (...)". (Sahih Muslim)
und:
Abu Sai´d Al-Khudri berichtete, dass ein Mann fragte: "(...) O Gesandter Allahs! Was ist diese Brücke? Der Prophet erwiderte: Diese ist aus schlüpfrigem Schlamm, auf der sich Haken, Zangen und Stacheln befinden. Ähnliche Stacheln sind in Nagd zu finden mit dem Namen As-Sa`dan. Die Gläubigen werden passieren wie das Augenzwinkern, wie der Blitz, wie der Wind, wie die Vögel, wie die schnellen Pferde und wie andere Reittiere. Einige werden gerettet und in Sicherheit gebracht, andere werden zerkratzt und freigelassen und andere werden ins Höllenfeuer geworfen. Schließlich werden die Gläubigen vom Feuer gerettet (...)" (Sahih Muslim)
Wir glauben an all das was im Quran oder in der authentischen Sunnah erwähnt wird in Bezug auf diesen Tag und dessen Grauen. Möge Allah subhanahu wa ta´ala uns davor bewahren.
Wir glauben an die Fürsprache (Shafa´a) des Propheten Muhammad für die Leute des Paradieses, damit sie es betreten. Diese Fürsrpache ist ausschließlich für den Propheten bestimmt.
Paradies und Hölle:
Wir glauben an das Paradies und an die Hölle. Das Paradies ist das Wohnsitz des Vergnügens und Genußes, das Allah subhanahu wa ta´ala für die Rechschaffenen vorbereitet hat. Kein Auge hat es jemals erblickt, kein Ohr davon gehört und keiner kann sich den Genuß darin vorstellen.
"Doch niemand weiß, welche Augenweide für sie als Lohn für ihre Taten verborgen ist." (32:17)
Die Hölle ist der Aufenthaltsort der Strafe, den Allah für die Ungläubigen und Übeltäter vorbereitet hat. Die Qual und der Schrecken darin sind unvorstellbar.
"Siehe, Wir haben für die Frevler ein Feuer bereitet, das sie wie eine Zeltdecke umschließen wird. Und wenn sie um Hilfe schreien, so wird ihnen mit Wasser gleich geschmolzenem Metall, das die Gesichter verbrennt, geholfen werden. Wie schrecklich ist der Trank, und wie schlimm ist die Raststätte!" (18:29)
Sowohl das Paradies als auch die Hölle existieren jetzt und werden niemals umkommen.
"Und den, der an Allah glaubt und recht handelt, wird Er in Gärten führen, durch die Bäche fließen, worin (er) auf ewig verweilen wird. Allah hat ihm wahrlich eine treffliche Versorgung gewährt." (65-11)
"Wahrlich, Allah hat die Ungläubigen verflucht und hat für sie ein flammendes Feuer bereitet, worin sie auf ewig bleiben. Sie werden weder Beschützer noch Helfer finden. An dem Tage, da ihre Gesichter im Feuer gewendet werden, da werden sie sagen: "O wenn wir doch Allah gehorcht hätten; und hätten wir (doch auch) dem Gesandten gehorcht!" (33:64-66)
Wir bestätigen das Paradies für denjenigen für den der Quran oder die Überlieferungen das Paradies bestätigen, entweder bei Namen oder bei Beschreibungen. Unter denjenigen die das Paradies betreten werden sind Abu Bakr, ´Umar, ´Uthman, ´Ali und andere die der Prophet namentlich nannte. Wir bestätigen ferner, dass diejenigen das Paradies betreten werden auf denen die Beschreibungen zutreffen, nämlich die Gläubigen und Rechtschaffenen.
Ebenso bestätigen wir die Hölle für den, für den der Quran oder die Überlieferungen die Hölle bestätigen, entweder bei Namen oder Beschreibungen. Unter denjenigen die im Höllenfeuer sein werden und namentlich erwähnt werden sind Abu Lahab, ´Amr Ibn Luhai al-Khuza'i und andere. Darüberhinaus werden alle Ungläubigen, Götzendiener und Heuchler das Höllenfeuer betreten, sowie die auf denen die Beschreibungen zutreffen.
Die Geschehenisse im Grab:
Wir glauben an die Versuchung im Grab, dazu gehören die Fragen die dem Toten im Grab gestellt werden, über seinen Herrn, seine Religion und seinem Propheten.
"Allah stärkt die Gläubigen mit dem fest gegründeten Wort, in diesem Leben wie im künftigen ..." (14:27)
Der Gläubige wird sagen: "Allah ist mein Herr, Islam meine Religion und Muhammad mein Prophet."
Der Ungläubige oder Heuchler wird sagen: "Ich weiß nicht. Ich hörte einige Menschen etwas sagen und ich sagte es auch."
Wir glauben an die Bequemlichkeit im Grab für den Gläubigen. Allah subhanahu wa ta´ala sagt:
"(Zu ihnen), die von den Engeln friedlich abberufen werden, sprechen die Engel: "Friede sei auf euch! Tretet ein in das Paradies für das, was ihr zu tun pflegtet." (16:32)
Wir glauben an die Bestrafung im Grab für die Sündigen, Ungläubigen. Allah subhanahu wa ta´ala sagt:
"Aber könntest du die Frevler nur in des Todes Schlünden sehen, wenn die Engel ihre Hände ausstrecken: "Liefert eure Seelen aus! Heute sei euer Lohn die Strafe der Schande als Vergeltung für das, was ihr an Falschem gegen Allah gesprochen habt, und weil ihr euch hochmütig von Seinen Zeichen abgewendet habt." (6:93)
Die Aussagen des Propheten sind zahlreich und diesbezüglich bekannt. Ein Muslim muss an das glauben was im Quran und in der Sunnah überliefert wird und die die Verborgenheit betreffen. Er sollte diese nicht abstreiten aufgrund seinem weltlichen Erlebnis, denn die Angelegenheiten des Jenseits können nicht mit denen des weltlichen Leben (dem Diesseits) verglichen werden.
Weder im heiligen Qur’ân noch in den prophetischen Überlieferungen ist für den Tag der Auferstehung ein genauer Zeitpunkt angegeben. In den Quelltexten wird jedoch eine Reihe von kleinen und großen Vorzeichen des Jüngsten Tages erwähnt. Die zur Verfügung stehenden Informationen möchten wir hier zusammengefasst wiedergeben:
Kleinere Vorzeichen des Jüngsten Tages:
- Das Wissen wird immer weniger werden, während gleichzeitig die Unwissenheit wächst. Alkoholkonsum und Unzucht werden weit verbreitet sein.
- Mord und Totschlag, aus geringem oder nichtigem Anlass, werden vermehrt begangen werden.
- Gerechtigkeit und Kompetenz werden verschwinden und keiner wird mehr fragen, was rechtmäßig oder unrechtmäßig ist.
- Der Gehorsam gegenüber den Eltern wird verschwinden und Männer werden von ihren Frauen beherrscht werden.
- Betrug und alle möglichen Formen von Korruption werden weit verbreitet sein und jeder wird beginnen, über diese Übel zu klagen.
- Respekt und Mitgefühl gegenüber anderen Menschen werden deutlich abnehmen und Warnungen werden unbeachtet bleiben.
- Die Zuwanderung in den Städten und das Errichten von Gebäuden werden stark zunehmen. Inkompetente und üble Leute werden Respekt genießen und Macht und Autorität besitzen.
- Glücksspiel, Wahrsagerei und Spielgeräte werden weitverbreitet und populär sein. Die Menschen werden nicht mehr bemerken, wie die Zeit vergeht.
- Die Verschwendung von Geld, Gütern und Ressourcen wird zunehmen. Die Menschen werden materielle und weltliche Interessen der Glückseligkeit im Jenseits vorziehen.
Größere Vorzeichen des Jüngsten Tages:
- Das Erscheinen von Rauch, der vierzig Tage lang anhält
- Das Erscheinen des Anti-Christ (ad-Dajjâl)
- Das Erscheinen eines Ungeheuers (Dâbbatu l-Ard) aus der Erde
- Das Aufgehen der Sonne vom Westen her
- Die weltweite Ausbreitung von Gog und Magog (Ya’jûj wa Ma’jûj)
- Die Wiederkunft ´Îsâs – Friede sei mit ihm – zur Erde
- Die Ausbreitung eines gewaltigen Feuers in der Gegend von Hijâz
- Das Versinken dreier Orte, im Osten, im Westen und auf der arabischen Halbinsel
Anbruch des Jüngsten Tages:
Der Jüngste Tag bricht an, wenn der Erzengel Israfîl seine Trompete bläst. Die Auferstehung beginnt dann, wenn er zu zweiten Mal die Trompete bläst. Dies wird im heiligen Qur’ân so beschrieben:
„Und die Trompete wird geblasen, und alle, die in den Himmeln und auf Erden sind, werden tot niederstürzen, außer denjenigen, die Allah (ausnehmen) will. Dann wird noch einmal die Trompete geblasen, und siehe, da stehen sie auf und schauen zu.“ (39:68)
Über diese Erklärungen und die Kunde von den Vorzeichen des Jüngsten Tages hinaus gibt es noch eine weitere, detailliertere Klassifizierung der Trompetenstöße Israfîls, der zufolge er insgesamt dreimal die Trompete blasen wird.
1. Nafkhatu l-Faza, der Trompetenstoß, bei dem die ganze Welt still steht.
2. Nafkhatu s-Sâ’iqa, der Trompetenstoß, bei dem alles, außer Allah dem Allmächtigen, zunichtewird: Kein Hügel bleibt mehr stehen und die Erde wird vollkommen flach und eben.
3. Nafkhatu Qiyâmi Rabbi l-´Âlamîn, der Trompetenstoß der Auferstehung und des Jüngsten Gerichts, bei dem Allah der Allmächtige allen Wesen befiehlt: „Erhebt euch!“ und sie erstehen wieder auf. [1]
Allah der Erhabene sagt:
„Und es wird die Trompete geblasen, und siehe, sie eilen aus ihren Grabstätten zu ihrem Herrn hervor. Sie werden sagen: ‚O wehe uns! Wer hat uns von unseren Ruhestätten erweckt? Das ist, was der All-Barmherzige verheißen hat, und die Gesandten haben die Wahrheit gesprochen.’“ (36:51-52)
Nach den Aussagen der Gelehrten werden die Ungläubigen und Übeltäter in ihren Gräbern Strafe und Pein erleiden. Mit den Qualen der Hölle verglichen sind diese jedoch kaum der Rede wert, weshalb der Zeitraum im Grab als eine Zeit des Schlafes betrachtet wird. Wenn sie dann aus diesem Schlaf erwachen, werden die Übeltäter und die, die im Unglauben gestorben sind, sich schrecklichen Schmerzen ausgesetzt sehen und in Panik um Hilfe rufen und sagen:
„Oh wehe uns, in welchem Zustand finden wir uns wieder!“ [2]
Dies werden die Worte derer sein, die zur Strafe verdammt sind. Nach den Erklärungen der Gelehrten wird die Strafe des Grabes für eine Zeit von vierzig Jahren zwischen dem ersten und zweiten Trompetenstoß ausgesetzt und die Toten werden in eine Art Schlaf verfallen. Wenn sie dann am Jüngsten Tag aus ihrem Schlaf gerissen werden und sich der Strafe gegenübersehen, werden sie anfangen zu klagen und fragen:
„Wer hat uns aus unserem Schlaf geweckt?“
Die entscheidende Frage ist deshalb nicht die, wann der Letzte Tag anbricht, sondern, ob jeder vorbereitet ist für seinen eigenen letzten Tag, den Tag seines Todes, und für das jenseitige Leben.
Diese Welt ist ein vergängliches Trugbild, im Jenseits jedoch erwartet uns ein Leben in der Ewigkeit. Aus diesem Grunde sollten wir beizeiten zur Besinnung kommen, bevor der Tod uns holt, damit wir uns nicht dann der Strafe gegenüber sehen und hilflos voller Bedauern dastehen. Es gibt nicht den geringsten Zweifel daran, dass jeder Mensch, an einem ihm noch unbekannten Ort, zu einer unbekannten Zeit, dem Todesengel Azraîl begegnen wird. Deshalb sollte er sich der Weisheit des Verses: „So flieht denn zu Allah!“ (51:50) bewusst werden und seine Zuflucht einzig bei Allah, dem All-Barmherzigen suchen.
Aufrichtige Gläubige sind die, die heute anfangen, in ihr jenseitiges Leben zu investieren, statt tatenlos auf ihren eigenen letzten Tag zu warten. Für solche Menschen wird es am furchterregenden Tag des Jüngsten Gerichtes keine Angst und keine Trauer geben. Der wohlbekannte Yunus Emre bittet deshalb für den Jüngsten Tag Allah, den Herrn der Welten:
„O mein Gott, mach uns von denen,
die eingeh’n in des Paradieses Heimstatt!
Von denen, die Deine Schönheit erblicken,
bei der Ankunft in Deiner Gegenwart.“
In aller Kürze:
Der Glaube an den Jüngsten Tag umfasst den Glauben daran, was Allah in Seinem Buch berichtet und der Gesandte (sas) erwähnt, wie es nach dem Tod sein wird:
1. Der Glaube an das Barzach Leben: So wird der Zustand des Verstorbenen benannt, vom Eintritt des Todes bis zur Auferstehung am Jüngsten Tag. Die Gläubigen genießen diese Zeit und die Ungläubigen werden gefoltert (bestraft). Allah sagt:
(das (Höllen) Feuer, dem sie morgens und abends vorgeführt werden. Und am Tag, da sich die Stunde erhebt, (wird es heißen): "Lasst die Leute Fir`auns in die strengste Strafe eingehen.) (40:46)
2. Der Glaube an die Auferweckung und Rückkehr zu Allah: Das ist der Tag, an dem Allah alle Seine Schöpfung nackt und barfuss auferwecken wird, wie sie geboren sind und zu Sich versammeln wird. Allah sagt:
(Diejenigen, die ungläubig sind, behaupten, dass sie nicht auferweckt werden. Sag: Aber ja doch, bei meinem Herrn, ihr werdet ganz gewiss auferweckt werden; hierauf wird euch ganz gewiss das kundgetan, was ihr getan habt. Und dies ist Allah ein leichtes.) (64:7)
3. Der Glaube an die Versammlung: Allah wird Seine Schöpfung versammeln um mit ihnen abzurechnen. Allah (Subhaanahu wa ta´ala) sagt:
(Und (gedenke) des Tages, da Wir die Berge versetzen und du die Erde (kahl) hervortreten siehst und Wir sie versammeln, ohne jemanden von ihnen auszulassen.) (18:47)
4. Der Glaube an die Vorstellung. Allah sagt:
(Und (da) sie deinem Herrn in Reihen vorgeführt werden: "Nun seid ihr zu Uns gekommen, so wie Wir euch das erste Mal erschaffen haben. Ihr aber habt behauptet, Wir würden für euch keine (letzte) Verabredung festlegen.) (18:48)
5. Der Glaube an die Zeugenaussage der Körperglieder. Allah sagt:
(Wenn sie dann dort angekommen sind, legen ihr Gehör, ihre Augen und ihre Häute gegen sie Zeugnis ab über das, was sie zu tun pflegten. Sie werden zu ihren Häuten sagen: "Warum habt ihr gegen uns Zeugnis abgelegt?" Sie sagen: "Allah, Der alles reden lässt, hat uns reden lassen. Er ist es, Der euch das erste Mal erschaffen hat, und zu Ihm werdet ihr zurückgebracht. Und ihr pflegtet euch nicht so zu verstecken, dass euer Gehör, eure Augen und eure Häute nicht Zeugnis gegen euch ablegten. Aber ihr meintet, dass Allah nicht viel wisse von dem, was ihr tut.) (Qur´an 41:20-22)
6. Der Glaube an die Befragung.
Allah sagt:
(und stellt sie auf, denn sie werden befragt werden. (Und es wird zu ihnen gesagt:) “Was ist mit euch, dass ihr einander nicht unterstützt (wie ihr im Leben getan habt)?” Nein! Vielmehr ergeben sie sich heute.) (37:24-26)
7. Der Glaube an die Brücke (As-Siraat) und das Überqueren von ihr. Allah sagt:
(Und es gibt keinen unter euch, der nicht daran vorbeigehen würde. Dies obliegt deinem Herrn unabänderlich beschlossen.) (19:71)
8. Der Glaube an die Waage, mit der die Taten der Menschen als Zeichen der absoluten Gerechtigkeit Allahs gewogen werden. Er rechnet mit ihnen ab, belohnt die Guten mit dem, was sie durch ihren Glauben und der Folgeleistung gegenüber ihren Gesandten verdient haben; und Er bestraft die Schlechten mit dem, was sie durch ihren Unglauben und dem Widersetzen gegenüber ihren Gesandten verdient haben.
Allah sagt:
(Und Wir stellen die gerechten Waagen für den Tag der Auferstehung auf. So wird keiner Seele um irgendetwas Unrecht zugefügt; und wäre es auch das Gewicht eines Senfkorns, Wir bringen es bei. Und Wir genügen als Berechner.) (21:47)
9. Der Glaube an die Schriften (Suhuf) und an die Bücher. Allah (Subhaanahu wa ta´ala) sagt:
(Was nun jemanden angeht, dem dann sein Buch in seine Rechte gegeben wird, der wird einer leichten Abrechnung unterzogen, und er wird erfreut zu seinen Angehörigen zurückkehren. Was aber jemanden angeht, dem sein Buch hinter seinem Rücken gegeben wird, der wird nach Vernichtung rufen und der Feuerglut ausgesetzt sein.) (84:7-12)
10. Der Glaube an das Paradies (Jannah) oder die Strafe im Höllenfeuer (Jahannam) in einem ewigen Leben.
Allah (Subhaanahu wa ta´ala) sagt:
(Gewiss, diejenigen unter den Leuten der Schrift und den Götzendienern, die ungläubig sind, werden im Feuer der Hölle sein, ewig darin zu bleiben. Das sind die schlechtesten Geschöpfe. Gewiss, diejenigen aber, die glauben und rechtschaffene Werke tun, das sind die besten Geschöpfe. Ihr Lohn bei ihrem Herrn sind die Gärten Edens, durcheilt von Bächen, ewig und auf immer darin zu bleiben. Allah hat Wohlgefallen an ihnen, und sie haben Wohlgefallen an Ihm; das ist für jemanden, der seinen Herrn fürchtet.) (98:6-8)
11. Der Glaube an das Becken und die Fürsprache (Al-Schafaa) usw., wovon der Gesandte (salla-llahu ´alaihi wasalam) berichtet hat.
Der Nutzen des Glaubens (Iman) an den Jüngsten Tag:
- Die Vorbereitung auf diesen Tag, indem man mit Eifer stets gute Taten vollbringt in der Hoffnung, dass man dafür belohnt wird; und aus Furcht vor Allahs Strafe vermeidet bzw. unterlässt, Sünden (schlechte Taten) zu begehen.
- Beschäftigung der Gläubigen mit dem, was sie im Jenseits an Lohn und Glückseligkeit erwartet und den Freuden des Diesseits keine übermäßige Bedeutung zuzumessen.
- Damit sich herausstellt, wer ein ehrlich Gläubiger ist und wer nicht.
Fußnoten:
[1] Tefhim, IV, 591
[2] Ömer Nasuhi Bilmen, Tefsir, VI, 2943
Quellen:
Der Glaube des Muslims (Sheikh Ibn Utheimin)
Islam auf Deutsch, 1ststepinislam und die Wahrheit im Herzen Webseiten