Was sind die großen und kleinen Sünden?

Gefährliche Wirkungen von Sünden
Die Sünden bzw. die bösen Taten haben schlechte Wirkung auf den Einzelnen und auf die Gesellschaft. Sie sind ein Grund für Missfallen Allahs und Verbannung von Seiner Barmherzigkeit. Zudem führt die Fortsetzung von Sünden zur Strafe Allahs. Allah, der Erhabene, sagte: "Einen jeden ergriffen Wir für seine Sünde" (Quran 29:40). Adam und Eva sind nämlich wegen Sünde aus dem (Paradies-)garten ausgeschieden. Das Volk Noahs wurde wegen Sünde mit Flut bestraft. Ebenso war es mit allen alten Völkern, die ihre Propheten und Gesandten verleugneten.
Der Begriff "Sünde"
Eine Sünde bedeutet, das zu verlassen, was Allah gebietet, und das zu tun, was Allah verbietet. Es geht sowohl um innere als auch äußere Sünden.
Sünden werden im Islam in zwei Gruppen eingeteilt:
- Große Sünden: Es ist jede Sünde, die mit klarer Ermahnung und Strafe mit Höllenfeuer oder klarem Missfallen und Fluch Allahs verbunden ist.
- Kleine Sünden: Alle weiteren Sünden bzw. diejenigen, die nicht mit klarer Ermahnung oder Strafe mit Höllenfeuer verbunden sind.
Die großen Sünden (kaba'er)
Wegen einer Überlieferung (Hadith) vom Gesandten Allahs (Allahs Friede und Segen auf ihn!) denkt man oft, dass die großen Sünden nur sieben sind. Der Gesandte Allahs sagte:
"Enthaltet euch der sieben unheilvollen Sünden!” Man fragte:” Und welche sind diese, o Gesandter Allahs?” Er sagte: ”Der Schirk (Allah Partner beigesellen o.ä.), die Zauberei, das Töten der unantastbaren Seele außer mit einem rechten triftigen Grund, der Zinswucher, der Missbrauch des Eigentums der Waisen, die Flucht in der Schlacht, und die Verleumdung der unschuldigen, unachtsamen gläubigen Frauen.”" (Bukhari und Muslim).
Allerdings sind die großen Sünden im Islam mehr als die oben genannten Sünden. Die Betonung dieser Sünden im Hadith zielt nur dazu, dass sie unbedingt vermieden werden müssen, weil sie doch "unheilvoll" sind und große Strafe und Zorn Allahs mit sich bringen.
Weitere große Sünden
Laut des tiefen Nachdenkens der Gesetze Allahs kann man sehen, dass sich die großen Sünden nicht auf die "sieben unheilvollen Sünden" beschränken. Die Gelehrten des Islam haben weitere Sünden festgesetzt, darunter sind:
- das Gebet zu verlassen
- die Zakat nicht zu entrichten
- einen Tag im Ramadan – ohne rechtliche Begründung – nicht zu fasten
- die große Pilgerfahrt trotz Leistungsfähigkeit zu verlassen
- Undankbarkeit und Ungehorsam gegenüber den Eltern
- die Verwandtschaftsbanden zu brechen
- die Unzucht
- die Homosexualität
- gegen Allah und Seinen Gesandten Lüge zu ersinnen
- der Betrug und die Unterdrückung von dem Führer
- Hochmut, Stolz und Eitelkeit
- falsche Zeugenaussage anzugeben
- Wein zu trinken
- Glücksspiele
- von den Kriegsbeuten zu stehlen
- Diebstahl
- Straßenraub
- unheilvoller Schwur
- Selbstmord zu begehen
- öfters zu lügen
- Bestechungsgeld gegen falsches Urteil zu bekommen
- dass sich Männer Frauen ähneln, und dass sich Frauen Männern ähneln
- der Dayyuuth, der das Abscheuliche seiner (weiblichen) Haushaltsmitglieder zulässt
- sich vom Urin nicht zu reinigen
- Verrat zu begehen
- die Vorherbestimmung Allahs zu verleugnen
- die Menschen zu bespitzeln
- Verleumdung und Nachrede
- das Verfluchen und die schamlose Rede
- Untreue und die Versprechen nicht zu erfüllen
- an Wahrsagerei zu glauben
- Widersetzlichkeit von der Ehefrau gegenüber ihrem Mann
- das Schlagen ins Gesicht, das Zerreißen der Kleider und das Lamentieren über einen Verstorbenen
- die Nachbarn zu verletzen
- etwas in Maß und Gewicht fehlen zu lassen
- einen der Gefährten (Sahaba) zu beschimpfen
Die kleinen Sünden (sagha'er)
Jede Sünde, die nicht zu den großen Sünden gehört, gilt als kleine Sünde.
Deswegen kann man sie nicht aufzählen. Von denen aber sind:
- die Gebetsrichtung im Zustand der Unreinheit (Urin, Kot, etc.) einzunehmen
- jemanden, der von Leuten gehasst ist, als Führer (Imam) zu wählen
- eine schon verlobte Frau zu verloben
- den muslimischen Bruder (wegen Streit) zu verlassen, sich viel zu streiten und Nachrede zuzuhören
- einen Hund – ohne rechtlich begründete Notwendigkeit – zuhause zu haben
- den Bart unabsichtlich zu verkürzen. Wenn es aber absichtlich ist, gilt es als eine große Sünde.
Die Sühne für die kleinen Sünden
Von der Barmherzigkeit Allahs ist, dass Er viele gute Taten empfohlen hat, die als Sühne für die kleinen Sünden sind. Von den wichtigsten Sühnen
sind:
- Die großen Sünden zu vermeiden. Allah, der Erhabene, sagte:
"Wenn ihr die schwerwiegenden (Dinge) meidet, die euch verboten sind, tilgen Wir euch eure bösen Taten und gewähren euch auf eine ehrenvolle Weise Eingang (in den Paradiesgarten)." (Quran 4:31).
- Die ehrliche ermahnende Reue. Der Gesandte Allahs (Allahs Friede und Segen auf ihn!) sagte: "Derjenige, der seine Sünden bereut, ist wie derjenige, der keine Sünden begangen hat." (Al-Albani).
- Gebetswaschung in unangenehmen Situationen auszuführen, zum Gebet zu Fuß zu gehen und das Warten auf das Gebet sind Sühnen für Sünden. Der Gesandte Allahs (Allahs Friede und Segen auf ihn!) fragte einmal: "Soll ich euch nicht auf etwas hinweisen, mit dem Allah die Verfehlungen tilgt und die Rangstufen erhöht?" Sie entgegneten: "Doch, o Gesandter Allahs!" Er sagte: "Die vorschriftsmäßige Ausführung der rituellen Gebetswaschung in unangenehmen Situationen, die vielen Schritte in die Moscheen und das Warten auf das rituelle Gebet nach dem rituellen Gebet. Dies ist der Bund. Dies ist der Bund. Dies ist der Bund." (Muslim).
- Die große und kleine Pilgerfahrt. Im richtigen Hadith hieß es: "Lasst große und kleine Pilgerfahrt dicht aufeinander folgen. Denn diese beseitigen Armut und Sünden, wie der Blasebalg (des Schmiedes) die Metall-, Gold- und Silberschlacken beseitigt." (Ahmad und Termidhi). - Das Fasten vom Ramadan. Der Gesandte Allahs (Allahs Friede und Segen auf ihn!) sagte: "Wer im Ramadan aus reinem Glauben und in der Hoffnung auf Allahs Belohnung fastet, dem werden alle seine Sünden vergeben." (Bukhari).
Das Beharren auf kleinen Sünden
Die kleinen Sünden zu verachten, sie zu wiederholen, die Verhüllung Allahs für Seinen Diener dabei nicht zu schätzen und über die Sünde in der Öffentlichkeit (manchmal auch mit Freude und Stolz) zu erzählen und sie als winzig zu sehen, können dazu führen, dass sich die kleine Sünde zu einer großen Sünde verwandelt. Denn gemäß Aussagen von islamischen Gelehrten lässt das Beharren auf einer kleinen Sünde den Diener auch weiter große Sünden begehen und bzw. dann in großen Gefahren geraten. Deshalb sollte der Diener sowohl auf die kleinen als auch auf die großen Sünden achten.