Der Islam und die Sklaverei

Dies gehört wahrscheinlich zu den gewichtigsten Einwänden der Kommunisten gegen den Islam, um die Ideologie der muslimischen Jugend zu erschüttern! Wenn der Islam für alle Zeiten Gültigkeit besäße, wie seine Anhänger behaupten, warum erlaubt er dann die Sklaverei? Dies ist der Beweis dafür, dass der Islam nur für eine bestimmte Zeit zu gelten hatte, und dass seine Bedeutung bereits vorbei und Geschichte geworden ist!
Und das lässt auch bei der gläubigen Jugend einigen Zweifel aufkommen!
Wie kann der Islam die Sklaverei erlauben? Wo doch kein Zweifel daran besteht, dass diese Religion von Allah herabgesandt wurde, zum Wohl der gesamten Menschheit und gültig für alle Generationen. Wie kann das sein...?
Jene Religion, die die vollkommene Gleichheit brachte, die die Menschen alle auf den gleichen Ursprung zurückführte, und ebenso ihre Taten auf diesen gemeinsamen Ursprung bezog... - Wie konnte der Islam die Sklaverei als Teil seines Systems anerkennen und zu ihren Gunsten entscheiden? Oder will Allah für immer und ewig zwischen Herren und Sklaven unterscheiden? Ist dies Sein Wille auf Erden? Wünscht Gott für den Menschen, den er vor dem Rest der Schöpfung auszeichnete, dass einige dieser Gattung als Ware auf Erden wandelt, die zu kaufen und zu verkaufen ist? Oder wenn dies nicht Sein Wille war, dann warum offenbarte Er nicht einen klaren Text, der die Sklaverei eindeutig verbot, so wie es mit dem Alkohol, dem Glücksspiel und dem Zins und anderen geschehen war?
Der Gläubige weiß, dass der Islam die Religion der Wahrheit und des Rechts ist, aber es mag ihm ergehen wie Abraham (arab.: Ibrahim), der auf die Frage Gottes, ob er denn nicht glaube, antwortete: "Doch, aber es ist, um mein Herz zu beruhigen!"
Ein anderer aber, der sich mehr der Ideologie des Westens zugewendet hat, wird nicht abwarten, bis sich ihm die Wahrheit zeigt, sondern wird ohne lange nachzufragen meinen, dass der Islam eine antiquierte Angelegenheit sei.
Die vom Kommunismus Inspirierten wiederum übernehmen die sogenannte "Weltrevolution", von der sie annehmen, sie sei die ewige, unsterbliche Wahrheit, an der man nicht vorbeigehen kann und über die es keine Auseinandersetzung geben kann, da sie das Leben des Menschen in mehrere Abschnitte geteilt sehen, von denen der erste der Urkommunismus war. sodann folgte darauf die Sklaverei, dann die Leibeigenschaft, der Kapitalismus und wieder der Kommunismus, der die letzte Phase der Menschheit sein soll! Alles was die Menschheit vordem an Ideologien oder Theorien kannte, war eine Widerspiegelung der wirtschaftlichen Zustände bzw. der jeweiligen Entwicklungsphase. Daher war sie passend für jene Zeit, in der sie vorzufinden war. Aber es gab kein System, das für alle Generationen anwendbar sein konnte. Wenn also der Islam zur Endzeit der Sklaverei erschien, bzw. zu Beginn der Phase der Leibeigenschaft, so hatte er diese Elemente in sein System aufzunehmen gehabt, da er sie zu seiner Zeit in der Gesellschaft vorfand. Der Islam konnte aus diesem Grund auch nicht ein System vorwegnehmen, dessen wirtschaftliche und gesellschaftliche Voraussetzungen noch nicht existierten, wie Karl Marx es formuliert hatte.
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Wir wollen nun zunächst einmal die Tatsachen in ihrem geschichtlichen, gesellschaftlichen und psychologischen Kontext betrachten, und sie vom Staub dieser unwissenschaftlichen Behauptungen befreien. Wenn wir nämlich die Realität darstellen, so wie es unsere Pflicht ist, so brauchen wir von diesen sogenannten "Gelehrten" nichts mehr zu furchten. Wir betrachten heutzutage meistens die Sklaverei mit den Augen des 20. Jahrhunderts, im Licht der Abscheulichkeit des Sklavenhandels und der Grausamkeit und Unmenschlichkeit, die besonders die römische Geschichte "auszeichnete". Die Sklaverei ist in unseren Augen eine derart verurteilenswerte Angelegenheit, dass es uns unerträglich erscheint, dass die Religion etwas so Verabscheuungswürdiges belassen konnte, wo doch gerade der Islam gekommen war, um die Menschen von jeder Art der Abhängigkeit zu befreien.
Wie sehr hätte es doch unsere Seelen beruhigt, wenn es sofort einen eindeutigen Text zur Verurteilung der Sklaverei gegeben hätte! Hier sind wir nun bereits bei den geschichtlichen Tatsachen angelangt. Denn diese Grausamkeit, die uns aus der römischen Geschichte bekannt ist, spielte in der islamischen niemals eine Rolle. Ein einfacher Vergleich der Lebensumstände, in denen der Sklave im römischen Imperium zu leben hatte, mit denen der Sklaven im islamischen Reich genügt, um zu erkennen, dass der Islam eine einmalige Änderung und Verschiebung der Zustünde zugunsten der Sklaven erwirkt hatte, selbst wenn er nicht zur Beendigung der Sklaverei beigetragen hätte, was jedoch nicht stimmt! Der Sklave im Verständnis der Römer war eine "Sache", er wurde also nicht als menschliches Wesen betrachtet, und er hatte keinerlei Rechte, und selbst wenn auf ihm alle Last der Well gelegen hätte, so hätte er trotzdem kein Recht gehabt, sich zu beschweren. Er wurde als Gefangener nach gewonnenen Schlachten mitgeschleppt, wobei diese Schlachten, Kriegs- und Raubzüge nur mit der Absicht unternommen wurden, andere zu unterwerfen, um sie für egoistische Zwecke zu benützen. Denn damit der Römer ein angenehmes Leben genießen konnte, pflegte er sich durch heiße und kalte
Bäder zu erfrischen, die feinste Kleidung zu tragen, die allerfeinsten Speisen zu sich zu nehmen, und im Sinnes- und Triebesleben mit Wein. Weib und Gesang zu versinken, sich auf Festen. Orgien und bei Gladiatorenkämpfen zu vergnügen. Um dies alles zu ermöglichen, war es unbedingt nötig, sich andere Völker zu unterjochen und von ihrem Blut zu leben. Gerade Ägypten ist dafür ein glänzendes Beispiel, als es dem römischen Reich angehörte, bis der Islam kam, um die Bevölkerung dieses Landes von dieser Schreckensherrschaft zu befreien.
Die Sklaven hatten in diesem System, wie bereits erwähnt, nicht einmal das Recht sich der menschlichen Rasse zugehörig zu erklären. Sie mussten auf den Feldern arbeiten und waren mit schweren Kellen gefesselt, die ihnen die Flucht unmöglich machten. Die Nahrung, die sie bekamen, erhielt sie gerade soweit am Leben, dass sie ihre Arbeit ausführen zu konnten. Sie besaßen also nicht einmal das Recht der Tiere oder Pflanzen, sich ihren Anteil an Nahrung zu nehmen. Sie wurden während der Arbeit mit Peitschenhieben angetrieben, um dem "Besitzer" dieser armen Kreaturen das Gefühl zu verschaffen, er sei der unumschränkte Herr über sie, der das Recht besitzt, sie zu quälen, wie es ihm gefällt. Zum Schlafen wurden sie in dunkle, stinkende Kerker gepfercht, in denen allerlei Ungeziefer und Rallen ihre Wohnstatt hatten.
Die größte Abscheulichkeit jedoch waren die Gladiatorenspiele, die die beliebtesten Schauspiele der Römer waren, zu denen sich nicht nur die römische Gesellschaft, sondern sehr oft auch der Imperator persönlich einfand, um das Schauspiel des gegenseitigen Kämpfens und Tötens von Menschen "life" mitzuerleben! Je grausamer und je blutiger dieser Kampf ausfiel, desto mehr Beifall, Beglückung und Bewunderung erreichte dieses Spiel, dessen absoluter Höhepunkt dann erreicht war, wenn einer der beiden Gladiatoren sein Leben verlor! (Der Westen scheint dieses römische Erbe übernommen zu haben, wenn man sich in Erinnerung ruft, mit welcher Methodik die Länder des Orients gegeneinander aufgehetzt wurden, um im Kampf gegen einander sich selbst zuzufügen, worauf der Westen es abgezielt hatte).
Es versteht sich aus dem bereits Erwähnten freilich, dass die rechtliche Situation für den Besitzer des Sklaven alle, für den Sklaven selbst keinerlei Rechte vorsah. Der Herr konnte ihn quälen, foltern, töten, zu Tode arbeiten lassen, ohne dass dem Sklaven das Recht der Klage gegeben war, noch gab es eine Instanz, die seine Klage angehört hätte bzw. sie vertreten hätte. Auch in Indien oder Persien oder in anderen Ländern war die Situation des Sklaven nicht viel anders, d.h. auch dort war er ein Wesen, das grenzenlos ausgebeutet werden konnte, ohne dass ihm als Gegenleistung dafür irgendetwas geboten werden musste.
Dann kam der Islam ... und gab diesen Menschen ihre Menschenwürde wieder. Er kam, um den Herren über diese Sklaven folgendes zu sagen: "Ihr seid einer vom anderen." (4:25); er kam, um zu sagen: "Wer einen Sklaven tötet, wird von uns getötet, wer einen Sklaven verstümmelt, wird von uns verstümmelt, und wer einen Sklaven kastriert, wird von uns kastriert." (Überlieferung von Al-Bukhari und Muslim, Abu Dawud, At-Tirmidhi und An-Nisa'i) Er kam, um auf den gemeinsamen Ursprung und den Stammvater der Menschen hinzuweisen: "Ihr seid die Söhne Adams, und Adam wurde aus Staub erschaffen." (Überlieferung von Abu Dawud und Muslim). Er kam, um klarzustellen, dass der Herr über seinen Diener keinen Vorzug besitzt, sondern der Vorrang einzig und allein der größeren Gottesfurcht gebührt: "Weder besitzt ein Araber Vorzug über einen Nichtaraber, noch ein Nichtaraber über einen Araber, noch ein Schwarzer über einen Roten, noch ein Roter über einen Schwarzen, außer in der Gottesfurcht." (Diese Überlieferung stammt von At-Tabari aus seinem Buch "Adab An-Nufus", und er stützt sich dabei auf die Überlieferung eines anderen, der den Propheten diesen Ausspruch bei Mina sagen hörte).
Der Islam kam, um den Herren zu befehlen, dass sie die Sklaven gut zu behandeln haben: "... und seid gut zu den Eitern und zu den Verwandten, den Waisen, den Armen, dem Nachbar, sei er verwandt oder aus der Fremde, dem Begleiter an der Seite, dem Sohn des Weges und zu dem (Sklaven), den ihr von Rechts wegen besitzt. Seht, Allah liebt nicht den Hochmütigen, den Prahler." (4:36)
Dem Besitzer eines Sklaven wird wieder und wieder vor Augen gehalten, dass dies kein Verhältnis der "Erhöhung" und "Erniedrigung" ist, dass es keine Demütigung oder Verachtung geben darf, sondern vielmehr ein Klima der Verwandtschaft und Brüderlichkeit. Die "Herrschaft" ist die Familie der Sklavin, und es ist gestaltet, sie zu heiraten: "Und wer von euch nicht vermögend genug ist, um gläubige Frauen zu heiraten, der heirate von dem Besitz seiner rechten Hand unter den gläubigen Mägden; und Allah kennt euren Glauben sehr wohl. Ihr seid einer vom anderen. Darum heiratet sie mit Erlaubnis ihrer Familien und gebt ihnen ihre Brautgabe nach Billigkeit..." (4:25)
Die Sklaven sind Brüder ihrer "Herren": "Eure Sklaven sind eure Brüder! Allah hat euch die Oberhand über sie gegeben. Wer dann die Oberhand über seinen Bruder hat, der soll ihm zu essen geben, wovon er selbst isst, und ihm zum Kleiden geben, wovon er sich selbst kleidet. Tragt ihnen nichts auf. was über ihre Kraft geht; und wenn ihr ihnen etwas auftragt, das über ihre Kraft hinaus geht, so helft ihnen dabei!" (Überlieferung von Al-Bukhari).
Außerdem wurde vom Propheten noch zusätzlich verfügt: "Keiner von euch soll sagen: Das ist mein Sklave und das ist meine Sklavin. Sondern er soll sagen: Das ist mein Knabe und mein Mädchen." (Ein Hadith, das von Abu Huraira überliefert wurde). Abu Huraira stützte sich auf diesen Ausspruch des Propheten, als er einen Mann sah, der auf seinem Reittier saß, und dessen Sklave hinter ihm herlief, und er wies ihn an: "Lasse ihn hinter dir sitzen, denn er ist dein Bruder, und seine Seele ist wie deine Seele!"
Dies war aber noch lange nicht alles. Bevor wir einen Schritt weitergehen, müssen wir erst den gewaltigen Sprung verstehen, den der Islam in der Behandlung der Sklaven gemacht hatte: Er war nicht mehr ein "Ding", sondern er wurde wieder als Mensch anerkannt, dem eine Seele zueigen war. wie die seines Herrn. In sämtlichen anderen Kulturen galt der Sklave als ein anderes Wesen, das mit dem des Herrn nichts gemein hatte, und dieser daher sein Gewissen durch nichts belastete, wenn er dieses "Etwas" tötete oder quälte, ihn mit glühenden Eisenstangen verbrannte oder ihn mit niedriger und schwerer Arbeit demütigte. (So glaubten die buddhistischen Inder, dass der Sklave aus dem Fuß Gottes erschaffen wurde und schon alleine dadurch zu ewiger Niedrigkeit verdammt sei. aus der es kein Entrinnen gibt, außer durch das Ertragen aller Demütigungen und Qualen, um nach seinem Tod zu einer höheren Stufe der Schöpfung aufzusteigen!)
Der Islam erhob die Sklaven auf die Ebene der Bruderschaft, und zwar nicht nur in Worten oder der Theorie, sondern in der gelebten Realität. Die Geschichtsschreibung zeugt von diesen Entwicklungen, und selbst gegen den Islam aufgebrachte Schreiber stellen ihm das Zeugnis aus, dass die Behandlung von Sklaven zur Zeit des Islam eine Ebene erreicht hatte, die ihresgleichen sucht. Nicht selten weigerten sich freigelassene Sklaven, den Haushalt ihrer früheren Herrschaft zu verlassen (obwohl sie finanziell nach Auszahlung ihrer Entschädigung dazu in der Lage gewesen wären), da zwischen ihnen eine familienähnliche Bindung entstanden war.
Der Sklave war außerdem ein menschliches Wesen geworden, dessen Ehre durch das Gesetz geschützt wurde. Jeder Angriff darauf mit Worten oder Taten war untersagt. Was die Worte anbelangte, so war vom Propheten sogar verboten worden. Sklaven als solche zu bezeichnen. Man sollte stattdessen Begriffe zu verwenden, die au Familienbande erinnerten, und er ermahnte mit den Worten: "Allah hat euch die Herrschaft über sie gegeben. Und wenn Er gewollt halte, so hätte Fr ihnen die Herrschaft über euch gegeben."[1]
Man soll sich daher stets vor Augen halten, dass die gesellschaftliche Rolle dem einzelnen zugeordnet wurde, dass es aber genauso umgekehrt hätte sein können. So soll derjenige, dem es zukam, der Herr über einen anderen Menschen zu sein, nie vergessen, dass dies äußere Umstände sind und es seine Pflicht ist, seinen Hochmut zurückzuweisen und sich des gemeinsamen menschlichen Ursprungs zu erinnern. Für eine Verletzung des Körpers oder gar die Tötung wurde klar bestimmt, dass Gleiches mit Gleichem zu vergelten sei: "Und wer einen Sklaven tötet, der wird von uns getötet..." Dies bedeutet Gleichheit im Sinne der Menschenwürde zwischen dem Sklaven und dem Herrn, die Sicherung seiner grundlegenden humanen Rechte in der Gesetzgebung, eine legislative Maßnahme, die weder vor noch nach dem Islam in dieser Weise vorgenommen wurde. Alleine das Verbot der Bezeichnung "Sklave" zeigt, dass jeder Weg zu seiner Befreiung geebnet werden sollte.
Wir haben uns nun eingangs bereits ausführlich damit beschäftigt, dass dem Sklaven durch den Islam wieder seine Identität und sein Stolz als Mensch zurückgegeben wurde. Aber der Islam ging noch wesentlich weiter, denn seine primären Grundprinzipien liegen in der Schaffung der Gleichheit zwischen den Menschen und in der Befreiung des Menschen von allen Formen der Ungerechtigkeit. Aus diesem Grund wirkte er tatsächlich auf die Befreiung der Sklaven hin, indem zwei Dinge geschaffen wurden: Die Freilassung (al-'itq) und die Mukataba.
Was das erstere anbelangt, so verstand man darunter die Freilassung eines Sklaven von Seiten seines Herrn, wozu die Gläubigen besonders ermutigt wurden, und wofür der Prophet selbst immer als erstes Beispiel voranging, indem er allen Sklaven, die sich bei ihm befanden, die Freiheit schenkte und seine Gefährten aufforderte, es ihm gleich zu tun. So gab Abu Bakr große Mengen seines persönlichen Vermögens aus, um Sklaven aus dem Besitz der Quraisch loszukaufen und ihnen die Freiheit zu schenken. Später wurde dies dann verstärkt durch Beträge aus der Staatskasse, mit denen regelmäßig Sklaven freigekauft wurden. So überlieferte uns Yahya Bin Sa'id, was er erlebte: "Umar Bin Abdu-l-Aziz entsandte mich, um die Armensteuer in den afrikanischen Provinzen einzusammeln. Ich tat, wie mir befohlen wurde, und fragte dann nach den Armen, um ihnen ihr Recht zukommen zu lassen.
Wir konnten jedoch keinen Armen finden und niemanden, dem wir das Geld hätten geben können. Da verteilte Umar Ibn c Abdul-'Aziz das Geld an die Leute, um damit Sklaven zu kaufen und sie in die Freiheit zu entlassen." Der Prophet verfugte außerdem, dass jedem Sklaven, der zehn Muslimen das Lesen und Schreiben beibrachte, oder etwas ähnlich Nützliches für die Gemeinschaft der Muslime leistete, die Freiheit geschenkt wurde. Sodann wurden im Koran Texte offenbart, in denen als Sühne für Fehltaten die Freilassung von Sklaven gefordert wurde. Überdies bestand der Prophet meistens auf der Freilassung eines Sklaven, wenn jemand eine Sünde begangen hatte und danach trachtete, sich von ihr reinzuwaschen. Dies war der konsequenteste Weg zur Beendigung der Sklaverei, denn solange es Menschen gibt, wird es auch Schwächen und Sünden geben. Eine dieser Stellen im Koran, die als Sühne die Freilassung eines Sklaven verlangt, ist jene: "Und wer einen Gläubigen aus l ersehen lötet: dann soll er einen gläubigen Sklaven befreien und Blutgeld an seine Erben zahlen, es sei denn, sie erlassen es aus Mildtätigkeit." (4:92).
Aus der Sicht des Islam ist der Getötete eine menschliche Seele, die für ihre Familie ebenso wie für die Gemeinschaft verloren ging. Aus diesem Grund besteht der Islam auf Wiedergutmachung von zwei Seiten, nämlich der Familie eine Entschädigung zu bezahlen und der Gesellschaft einen freien Bürger zu geben, indem man einen gläubigen Sklaven loskauft und ihm die Freiheit schenkt, und damit eine menschliche Seele sozusagen wiederbelebt und der Gemeinschaft zurückgibt. So sieht der Islam trotz all der Besserstellung, die er dem Sklaven brachte, in seinem Dasein eine Art "Tod" der menschlichen Seele, und er nützt jede Gelegenheit, sie wieder zum Leben zu erwecken!
Die Geschichtsschreibung spricht von der großen Zahl der Sklaven, die auf diesem Weg ihre Freiheit erlangten, und die von keinem anderen Volk oder Gesetzessystem jemals erreicht wurde, vor allem, weil dies aus einem lebendigen geschulten Gewissen der Menschen entsprang, das sich an nichts anderem orientierte, als daran, das Wohlgefallen Gottes zu erlangen!
Bei der Mukataha hingegen kamen Sklave und Herr überein. dass der erstere auf seinen Wunsch und nach Bezahlung eines festgesetzten Betrages die Freiheit zugesprochen bekam. Die Freilassung war also hier dem Herrn zwingend vorgeschrieben, und er konnte sie durch nichts aufschieben, sobald der Betrag, auf den man sich geeinigt hatte, bezahlt worden war. Ebenso besaß auch der Staat hier kein Recht einzuschreiten, um etwa den Herrn zur Freilassung des Sklaven zu zwingen.
Durch die Einrichtung der Mukataba wurde talsächlich der Weg für die Beseitigung der Sklaverei geebnet. Denn sobald der Sklave diesen Vertrag verlangte, da er nicht auf die Gunst seiner Herrschaft warten wollte, musste seine Arbeit bezahlt, oder ihm erlaubt werden, außerhalb des Hauses für Entgelt zu arbeiten, um die nötige Summe sparen zu können. Ähnliches ereignete sich später im Europa des 14. Jahrhunderts - oder besser gesagt, nachdem sich die Muslime dort 700 Jahre aufgehalten hatten - nur mit dem Unterschied, dass der Staat für die Freilassungsumme aufkommen musste, nicht zu erwähnen die nie erreichte Anzahl von freigelassenen Sklaven im Islam, die ohne Bezahlung freiwillig und um das Gute zu tun zu unabhängigen Bürgern gemacht worden waren.
Der Vers im Koran, der auf das Aufteilen der Zakat Bezug nimmt, lautet: "Wahrlich, die Almosen sind nur für die Armen und Bedürftigen und für die mit der Verwaltung (der Almosen) Beauftragten und für die, deren Merzen gewonnen werden sollen, für die (Befreiung von) Sklaven und für die Schuldner, für die Sache Allahs und für den Sohn des Weges;" (9:60). Dadurch wurde bestätigt, dass die Zakat (Armensteuer) vom Baytu-I-Mal (der Staatskasse) ausgegeben wurde, um den Sklaven, die sich das Geld zur Freilassung nur schwer oder gar nicht verdienen konnten, zu helfen.
Mit diesen Methoden halte der Islam gewaltige Schritte gegen die Einrichtung der Sklaverei unternommen und war damit seiner Zeit um sieben Jahrhunderte vorausgeeilt. Ja sogar mehr als das, denn er hatte Methoden und Wege eingeführt, die selbst in der neueren Geschichte der Menschheit nichts Ebenbürtiges mehr fanden. Denn diese Befreiung wurde nicht unter dem Druck wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Veränderungen unternommen. Diese Methodik bringt auch die Geschicklichkeit der Kommunisten zu Fall, und ihre scheinbare Wissenschaftlichkeit, mit der sie behaupten, dass der Islam ein Glied in der Kette der geschichtlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen war, also ein Kind seiner Zeit und ein davon abhängiges ideologisches System. Hier steht dieses System vor uns, mit seinen Ideen und Einrichtungen, die seiner Zeit um mehr als siebenhundert Jahre voraus waren!
Wo bleibt hier also die These, dass alle Systeme (und so auch der Islam) nichts weiter als eine Widerspiegelung der jeweiligen Ökonomischen und soziologischen Verhältnisse wären, wie dies der "unsterbliche, unfehlbare" Geist des großen Karl Marx formulierte? Hier steht der Islam vor uns. der. ohne sich um die herrschenden sozio-ökonomischen Verhältnisse der arabischen Halbinsel oder der übrigen Well zu kümmern, Gesetze erlässt, die damals einzigartig waren und es auch heute in manchen Bereichen noch sind, sei es in den Gesetzen, die gegen die Sklaverei erlassen wurden, oder in der Verteilung des Vermögens, oder in der Beziehung zwischen Regierenden und Untertanen. Lehensherren und Pächtern.
Es stellt sich hier aber immer noch die entscheidende Frage: Wenn der Islam all diese Schritte unternommen hatte, um gegen die Sklaverei vorzugeben, ohne von äußeren zwingenden Verhältnissen dazu gedrungen zu werden, warum tat er dann nicht auch den letzten, entscheidenden, und verkündete die endgültige Aufhebung der Sklaverei?
Um diese Frage zu beantworten, muss man sich über das gesellschaftliche, geistige und politische Umfeld, das den Islam dazu bewogen halte, das Prinzip seiner Politik in der langfristigen Lösung dieses Problems zu suchen, im Klaren sein.
Zuerst einmal ist zu bemerken, dass Freiheit nicht gewährt wird, sondern genommen werden muss. Mit der Offenbarung einer schriftlichen Verordnung allein wäre die Befreiung des Sklaven noch nicht erreicht gewesen. Der beste Beweis dafür ist die Erfahrung der Amerikaner. Mit der von außen gesetzesmäßig verfügten Freilassung der Sklaven durch Abraham Lincoln wurde vorerst kaum etwas erreicht, denn die Sklaven wussten mit ihrer plötzlich geschenkten Freiheit nichts anzufangen. Sie kehrten vielmehr zu ihren früheren Herren zurück, darum bittend, dass sie wieder als Sklaven aufgenommen würden. Es bedurfte also auch einer Befreiung von innen, d.h. einer Vorbereitung auf den Zustand der Freiheit, die mit einem Federstrich alleine nicht gegeben war.
Diese Angelegenheit mag vielleicht etwas fremd anmuten, doch liegt eigentlich dem Ganzen eine wohl bekannte Tatsache der menschlichen Psyche zugrunde. Das Leben des Menschen besteht zumeist aus Gewohnheiten. Die Umstände, in denen er lebt, beeinflussen seine Gefühlswelt und prägen seine Empfindsamkeit.[2] Persönlichkeit und Psyche des Sklaven unterscheiden sich von der eines freien Mannes, nicht weil er ein anderes Wesen wäre, so wie dies von früheren Völkern geglaubt wurde, sondern weil das Leben im Schatten der Sklaverei sein gesamtes psychisches Dasein diesen Umständen angepasst hat. So entwickelt diese den Hang zum Gehorsam bis zur äußersten Grenze und lässt die Fähigkeit zu Verantwortungsbewusstsein und das Ertragen der Konsequenzen verkümmern.
So ist der Sklave in der Lage, eine Vielzahl von Tätigkeiten auszuführen, die ihm sein Herr befohlen hat. Er ist aber nicht imstande, die Verantwortung für etwas zu tragen, selbst wenn es sich um einfachste Dinge handelt. Und da nicht etwa deshalb, weil sein Körper nicht dazu in der Lage wäre, oder sein Geist es nicht verstehen könnte, sondern weil er nicht gewohnt ist, die Konsequenzen zu tragen. So wird er sich die möglichen Gefahren ausmalen. Probleme auf sich zukommen sehen, für die es keinen Ausweg gibt, und wird davor fliehen, um sich von der Gefahr fernzuhalten.
Man sieht die Praxis dieser Umstände im heutigen ägyptischen bzw. orientalischen Leben. Bis heule erkennen wir die Folgen jener Sklaverei, in der die imperialistischen Mächte die Seelen der orientalischen Bevölkerung gehalten haben. Man erkennt sie in den zahlreichen stillgelegten Projekten, die in den meisten Fällen nur deswegen nicht zu Ende gebracht werden, weil der Mut für die möglichen Ergebnisse fehlt. Man erkennt sie aber auch in den zahlreichen durchstudierten Projekten, zu deren Durchführung die Regierung erst dann bereit ist, wenn ein englischer, amerikanischer oder russischer Experte bereit ist. die Leitung des Projekts zu übernehmen. Oder jener entsetzliche Zustand der Lähmung, der die Beamten befallen hat, und ihre gesamte Arbeit in der Routine versteinern lässt, so dass sie nur das ausführen können, was ihnen der "Herr" Oberbeamte anordnete, und dieser wiederum kann nur die Befehle des "Herrn" Minister ausfuhren, usw., dies alles nicht etwa, weil sie alle unfähig zur Arbeit wären - nein, der einzige und wahrhaftige Grund ist der, dass der "Apparat" des Verantwortungtragens gestört ist, während der "Apparat" des Gehorchens besonders ausgeprägt ist. So werden sie zum besten Beispiel für Sklaven, auch wenn sie allgemein für "freie" Menschen gehalten werden!
Diese seelische Anpassung ist es, die den Menschen zum Sklaven macht. Obwohl er von der Natur der ihn umgebenden Lebensbedingungen beeinflusst ist, kann er sich davon befreien und langsam darüber hinauswachsen, ähnlich wie der Zweig eines Baumes, der. wenn er sich zur Erde neigt, anfangt seine Wurzeln auszutreiben und schließlich unabhängig von seinem Ursprung wird. Diese Anpassung der Psyche an die Lebensumstände kann nicht durch eine offizielle Kundgebung des Staates zum Verschwinden gebracht werden. Dies muss erst durch eine innere Wandlung geändert werden, für die neue Lebensbedingungen geschaffen werden müssen, an die sich die Gefühlswelt im neuen Gewände angleicht und die gewissensbildenden Faktoren in der Psyche des ehemaligen Sklaven wachsen lässt, und schließlich aus der invaliden Persönlichkeit einen emanzipierten menschlichen Charakter erstehen lässt.
Genau das ist es, was der Islam schaffte. Er begann mit den guten Umgangsformen zu Sklaven, und nichts lässt die verbogene Seele des Menschen auf bessere Weise wieder gerade werden, als die Erfahrung einer guten Behandlung. Sie ist es, die dem Menschen wieder seinen Stolz und sein Selbstwertgefühl gibt und ihn seine Individualität spüren lässt, so dass er langsam beginnt, die Freiheit zu bemerken und sich wünscht, sie zu genießen. In diesem Augenblick ergreift er nicht mehr vor ihr die Flucht, wie dies die freigelassenen Sklaven Amerikas taten.
Der Islam erreichte tatsächlich in diesen Punkten ein derart hohes Niveau, dass viele Beispiele genannt werden können. Wir wollen hier noch einige anfuhren:
Der Prophet, Friede sei mit ihm. begründete wirkliche Bruderschaften zwischen einigen der Sklaven und ihren Herren, die als führende Gestalten der arabischen Stämme galten. So schuf er Bruderschaft zwischen Bilal Bin Rabah und Khalid Bin Ruweiha Al-Khath'ami, und zwischen dem Sklaven Zaid und dem Onkel des Propheten Hamza. und zwischen Kharidscha Bin Zaid und Abu Bakr. Diese Bruderschaft im Islam stellte eine tatsächliche Verbindung zwischen den jeweiligen Betroffenen her. die wie Blutsverwandtschaft wirkte, so dass die früheren Sklaven sogar als Erben eingesetzt wurden.
Des Weiteren verheiratete der Prophet die Tochter seiner Tante, Zainab Bint Dschahsch. mit seinem ehemaligen Sklaven Zaid. Gerade die Heirat ist eine äußerst sensible Angelegenheit, besonders von seilen des Mädchens her. da eine Frau wohl die Heirat mit einem Mann akzeptiert, der ihr an Stellung überlegen ist. doch sie weigert sich einen Galten anzunehmen, der ihr an Herkunft. Rang und Reichtum unterlegen ist. Sie versteht dies als ein Geschehen, das ihren Stolz und ihren Wert mindert. Der Prophet hatte jedoch ein wesentlich höheres und edleres Ziel vor Augen, denn er erhob den Sklaven, den die Menschheit in finstere Tiefe geworfen hatte, auf die Ebene der angesehenen arabischen Herren der Quraisch.
Aber auch das war noch nicht genug. Denn er ernannte Zaid zum Befehlshaber eines Heeres, in dem die Edelsten der Einwohner Medinas und der Ausgewanderten aus Mekka versammelt waren. Als er getötet wurde, übernahm sein Sohn Usama Bin Zaid die Führung über diese Armee, in der Abu Bakr und 'Umar, die Vertreter und Nachfolger des Propheten nach dessen Tod. anwesend waren, und so wurde ihm nicht nur menschliche Gleichberechtigung zuteil, sondern er wurde zum Führer und Befehlenden über die "Freien" gemacht.
In diesem Zusammenhang sprach der Prophet den folgenden Satz aus: "Hört und gehorcht, auch dann, wenn über euch ein abessinischer Sklave, dessen Kopf wie eine Rosine aussieht, eingesetzt würde, solange er nach dem Buch Allahs des Erhabenen regiert." So wurde den Sklaven das Recht auf den höchsten Posten in der Regierung ermöglicht, nämlich der Vertreter der muslimischen Gemeinschaft zu sein. Selbst 'Umar meinte, als er Khalifa wurde: "Wenn Salim, der Sklave von Abu Hudhaifa, noch am Leben wäre, so hätte ich ihn mit der Nachfolge (Abu Bakrs) betraut", und ging damit den gleichen Weg, den der Prophet vorgezeigt halte.
Eine andere Begebenheit aus der Geschichte Umars zeigt ebenso die Achtung, die früheren Sklaven gezollt wurde. Als nämlich Bilal Ibn Rabah sich wegen der Aufteilung der Kriegsbeute gegen ihn stellte, wurde sein Widerstand gegen 'Umar so vehement, dass dieser keinen Ausweg mehr wusste, als auszurufen: "Oh Allah, schütze mich vor Bilal und seinen Leuten!" Und dies, obwohl er der Kalif war, dem es möglich gewesen wäre, einfach zu befehlen, und Gehorsam zu verlangen.
Mit diesen Beispielen, die der Islam uns zeigt, war die Entwicklung einer inneren Befreiung von der Sklaverei bewirkt worden, die den Einzelnen lehrte, seine individuelle Persönlichkeit zu entwickeln und zu stärken, und aus diesem Bewusstsein heraus seine Freiheit zu verlangen.
Es ist richtig, dass der Islam auch zur Freilassung der Sklaven ermutigte, und dies war wiederum ein Teil der Erziehung der Sklaven zur selbständigen Persönlichkeit. Sie sollten das Gefühl gewinnen, dass die Möglichkeit zur Freiheit vorhanden war, also dass es für sie das erreichbare Ziel gab. genauso wie ihr freier Herr zu leben. Der Wunsch nach diesem freien Leben wuchs in ihnen, bis sie bereit waren, auch die Konsequenzen und die Verantwortung für ihr Handeln zu tragen. Genau hier setzte der Islam an. indem er nach ihrer Freilassung trachtete, da zu diesem Zeitpunkt die Betreffenden reif waren, diese Freiheit zu ertragen und sie zum Guten zu nützen. Es herrscht ein gewaltiger Unterschied zwischen einem System, das die Menschen zum Erreichen der Freiheit ermutigt und alle Wege dafür ebnet, und sie ihnen in dem Augenblick gewährt, in dem sie nach ihr verlangen, and einem System, das den Dingen ihren Lauf lässt, bis die wirtschaftlichen und sozialen Probleme so übermächtig werden, dass es zur Revolution kommt, die hunderte bis lausende von Seelen vernichtet, um dann gezwungenermaßen denen die Freiheit zu geben, die nach ihr verlangen.
Die Errungenschaft des Islam in dieser Angelegenheit lag darin, dass der Islam sich nicht damit begnügte, gute Absichten zu zeigen, wie dies Lincoln i.it. der glaubte, durch die Herausgabe eines Gesetzes alles, was die Vergangenheit in die Seelen der Menschen gelegt hatte, von einem Augenblick zum anderen durch einen Federstrich auslöschen zu können. Wie sehr beweist der Islam Einblick in die Tiefen der menschlichen Seele, indem er sie mit den besten Mitteln zu heilen sucht! Er gibt den Menschen nicht nur ihre Rechte, nein, er erzieht sie auch dazu, daran festzuhalten, sie zu verteidigen und ihrer würdig zu sein. Dies alles begründet sich auf der gegenseitigen Liebe und dem Verständnis aller Seiten der Gesellschaft füreinander.
Ganz anders als in Europa, wo ein fürchterliches Ringen stattfinden musste, das alle Gefühle der Menschen für- und zueinander zerstörte, Hass erzeugte und vererbte, und alles zunichtemachte, was die Menschheit zu ihrem Wohl hätte leisten können.
Es bleibt uns noch, über die noch größere Leistung zur Abschaffung der Sklaverei zu sprechen, die der Islam für alle Generationen hinterließ. Der Islam konnte alle Quellen der Sklaverei zum Austrocknen bringen, außer die der Kriegsgefangenschaft. Darauf wollen wir nun etwas genauer eingehen.
Es war seit jeher Brauch und Sitte gewesen, jene Menschen, die durch gewonnene Schlachten und Kriegszüge in die Hände ihrer Feinde fielen, zu Sklaven zu machen oder zu töten.[3] Dieser Brauch war zweifelsohne von langer Tradition, und reichte in die dunkelsten Winkel der Menschheitsgeschichte zurück.
Der Islam kam zu einer Zeit, in der die Menschen in diesen Sitten noch gefangen waren. Es kam zu Kriegen zwischen ihm und den Feinden dieser Religion, bei denen muslimische Gefangene zu Sklaven ihrer Feinde gemacht wurden. Ihre Freiheit wurde ihnen genommen und die Männer wurden zu schwerer und demütigender Arbeit herangezogen, während die Frauen jedem zur Ansicht bereitgestellt wurden, und jeder, dem es gefiel, konnte sich ihrer bedienen, ohne Achtung oder Menschlichkeit, und gleichgültig, ob sie verheiratet oder Jungfrauen waren. Die Kinder wurden indes in abscheulicher Unterdrückung und in der Dunkelheit der Sklaverei erzogen. Aus diesem Grunde wäre es aus muslimischer Sicht keine kluge und geeignete Art der Politik gewesen, die eigenen Kriegsgefangenen freizulassen, und so den Feind gegen sich selbst zu ermutigen und zu bestärken, während die eigenen Leute Qualen und Erniedrigungen zu ertragen hatten. Hier heißt es am besten. Gleiches mit Gleichem zu vergelten, jedoch sind trotzdem einige Unterschiede in der Behandlung von Kriegsgefangenen und Sklaven zu bemerken, wenn man den Islam mit anderen Systemen und Völkern vergleicht.
Mit dem Führen von Kriegen wurde und wird in der Regel in der nicht-islamischen Welt das Ausrauben, Vernichten oder Unterjochen des anderen Volkes bezweckt. Als Grund dafür mag entweder der Hass gegen ein anderes Volk, oder vielmehr der Wunsch, seinen eigenen Herrschaftsbereich auf Kosten anderer auszuweiten, oder die Absicht der Ausbeulung der Errungenschaften und Reichtümer anderer, oder schlicht die persönliche Leidenschaft, die Rachsucht, oder der Ehrgeiz einzelner Könige oder Heeresführer dienen. Die Sklaven, die solchen Schlachten zum Opfer fielen, wurden nicht aus ideologischen oder religiösen Gründen, oder weil sie geistig oder charakterlich den anderen unterlegen waren, festgenommen, sondern einzig und allein, weil sie besiegt worden waren. Aus diesem Grund gab es auch keinerlei Hindernisse, Städte und Kulturen jener Besiegten zu zerstören, oder Frauen. Kinder und alte Leute zu töten. Dies ergibt sich selbstverständlich daraus ergibt, dass diese Kriege oder Schlachten nicht aus Gründen der Religion oder anderer höherer Prinzipien geführt wurden.
Als der Islam kam. beendete er all diese Traditionen, indem er alle Kriege verbot, die nicht um Gottes willen unternommen wurden, um die Gefahr oder den Angriff von Feinden gegen die Muslime zurückzuschlagen, oder um gewalttätige Kräfte zu zerschlagen, die die Menschen an der Ausübung ihrer Religion hindern wollten. "Und kämpft auf dem Pfad Gottes gegen diejenigen, die gegen euch kämpfen, doch übertretet nicht (das Maß). Wahrlich, Gott liebt nicht diejenigen, die (das Maß) übertreten." (2:190) "Und kämpft gegen sie, bis es keine Verfolgung mehr gibt und aller Glaube auf Allah gerichtet ist. Sollten sie aber aufhören, dann sieht Allah wahrlich wohl, was sie tun." (8:39)'. So wird der Islam schließlich zu einer Religion des Friedens, die auf niemanden Zwang ausüben will: "Es gibt keinen Zwang im Glauben. Der richtige Weg ist nun klar erkennbar geworden vom unrichtigen." (2:256). Juden und Christen blieben in der islamischen Welt ihrer Religion zugehörig, ein klarer, unbestreitbarer und unwiderlegbarer Beweis dafür, dass der Islam niemanden mit der Gewalt des Schwertes auf seinen Weg bringen wollte.[4]
In einer Welt, in der sich die Menschen durch den Islam rechtleiten lassen, gibt es weder Krieg, noch Neid oder Hass des einen Volkes gegenüber dem anderen, noch gilt der Araber mehr als der Nichtaraber, noch gibt es eine Unterscheidung zwischen den Muslimen, außer durch größere Gottesfurcht.
Wer jedoch den Islam nicht als seine Religion und seinen Lebensweg annehmen will, und bei seinem Glauben bleiben will, so soll ihm auch dies gewährleistet werden, ohne dass Zwang oder Druck auf ihn ausgeübt werden darf. Das einzige, was von ihm gefordert wird, ist die Zahlung der Dschizya, also einer Abgabe, durch die ihm gleichzeitig Schutz innerhalb des islamischen Staates garantiert wird. Dieser Betrag wird zurückerstattet, falls es den Muslimen nicht gelingen sollte, dieses Übereinkommen zu erfüllen.[5] Dies taten die Muslime, obwohl sie selbst natürlich der Überzeugung waren, dass ihr Glaube der bessere und überlegenere Weg war. Wer aber sowohl den Islam als auch die Dschizya ablehnte, war als feindlicher Gegenspieler zu erkennen, der ein friedliches Zusammenleben nicht wünschte, sondern sich an Waffen und materiellen Gütern überlegen fühlte und dies dem Islam entgegenzustellen wünschte, wie er auch seinem Volk die Sicht auf diese Religion verwehren wollte. Nur in diesem Fall durfte zu kriegerischen Mitteln gegriffen werden, jedoch musste zuvor eine Warnung und eine Ankündigung dieser geplanten feindlichen Auseinandersetzung erfolgen, um damit die letzte Chance zur Verhinderung des Blutvergießens und zur Findung einer friedlichen Lösung auszuschöpfen. "Doch wenn sie sich dem Frieden zuwenden, so wende auch du dich ihm zu und setze dein Vertrauen auf Allah." (8:61)
So sieht der islamische Krieg aus, er ergibt sich weder aus der Habgier nach mehr Land und Macht, noch um andere Völker auszunutzen, noch hat die persönliche Lust eines Heeresführers oder eines selbst- und herrschsüchtigen Königs damit etwas zu tun. Er ist vielmehr ein Feldzug, um die Rechtleitung der Menschheit und das Wort Gottes zu verteidigen, wenn alle friedlichen Wege und Mittel fehlgeschlagen sind.
Aber selbst diese Kriegsführung hat ihre Traditionen. So verfugte der Prophet in seinen Empfehlungen: "Kämpft im Namen Gottes und für den Weg Gottes. Bekämpft jenen, der ungläubig an Gott ist. Begeht keinen Verrat und verstümmelt nicht, und tötet keine Kinder." (Überlieferung von Muslim, Abu Dawud und At-Tirmidhi)
Niemand, der nicht als Kämpfender mit der Waffe in der Hand dasteht, um den Muslimen entgegenzustehen, darf getötet werden, ebenso wie auch Städte und Kulturgüter nicht verwüstet werden dürfen, oder niemandes Ehre geschändet werden darf. Es geht auch nicht an, dass manche ihren bösen Leidenschaften freien Lauf lassen. Denn: "Allah liebt nicht jene, die Unheil stiften." (5:64)
Diese noblen Traditionen waren den Muslimen heilig und sie hielten sich auch daran, sogar während der gegen sie unternommenen Kreuzzüge, als sie den Feind besiegten, nachdem dieser zuvor alle Heiligtümer geschändet hatte, und die Al-Aqsa Moschee angegriffen hatte, um ein fürchterliches Blutbad unter jenen anzurichten, die darin Schutz bei Allah, dem Herrn aller Menschen, gesucht halten. Trotzdem suchten die Muslime nicht danach, ihre persönlichen Rachegefühle zu stillen, als sie den Sieg errangen, obwohl ihnen selbst die Religion erlaubt hätte, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. "Wer nun gegen euch gewalttätig vorgeht, gegen den handelt in gleichem Maße gewalttätig, wie er gegen euch gewalttätig war, und fürchtet Gott und wisset, dass Gott mit den Gottesfürchtigen ist." (2:194). Sie hingegen gaben ein derart hohes und vorbildliches Beispiel, dass selbst in der neueren Geschichte nichts Ebenbürtiges zu finden ist.
Dies ist der grundsätzliche Unterschied zwischen der Kriegsführung der Muslime und der Nichtmuslime. Die Muslime behandelten jene Aggressoren gegen den Islam nicht als niedere menschliche Wesen, deren verdiente Strafe es gewesen wäre, als "Untermenschen" bzw. als Sklaven behandelt zu werden, obwohl ihre Verhaltensweisen diesen Schluss nahegelegt hätten. Sie sahen in ihnen vielmehr schlicht die Angreifer, die mit den Waffen in der Hand gekommen waren, um sich zwischen die Herzen der Menschen und die Leitung Gottes zu stellen. So war es im Islam nicht selbstverständlicher Brauch. Gefangene als Sklaven zu hallen Der Prophet selbst hatte einige der Gefangenen nach der Schlacht zu Badr ohne Lösegeldförderung freigelassen, während wieder andere gegen Zahlung von Lösegeld zurückgeschickt wurden. Er halle von den Christen aus Nadschran die Zahlung der Dschizya verlangt, und ihre Gefangenen alle zurückgesandt, um den Menschen dadurch ein Vorbild der rechten Verhaltensweise zu geben, und sie so vielleicht für die Zukunft auf den rechten Weg zu lenken.
Es ist nicht unwesentlich, in diesem Zusammenhang die einzigen Verse zu erwähnen, die im Koran in Bezug auf die Kriegsgefangenen offenbart wurden: "(Fordert) dann hernach entweder Gnade oder Lösegeld, bis der Krieg seine Lasten (von euch) wegnimmt" (47:4). Die Versklavung von Kriegsgefangenen wird darin nicht erwähnt, sondern es wird von der Zahlung eines Lösegeldes und von der unentgeltlichen, bedingungslosen Freilassung der Gefangenen gesprochen. So wurde der Versklavung der Gefangenen jede gesetzliche Grundlage entzogen, um den Menschen vor Augen zu halten, dass dies nicht eine notwendige Maßnahme ist, sondern nur ein Ausweg, den das muslimische Meer benützen kann, wenn es durch äußere Umstände dazu gezwungen ist. Es muss noch einmal daran erinnert werden, dass den Gefangenen, die in die Hand der Muslime fielen, eine gute Behandlung zuteil wurde, und dass sie keine Qualen oder Demütigungen zu ertragen hatten. Sodann tat sich vor ihnen das Tor zur Freiheit auf. sobald sie dazu bereit waren, die Konsequenzen der wiedererlangten Freiheit zu tragen, denn man darf hier nicht die Tatsache übersehen, dass viele auch vor ihrer Gefangennahme bereits Sklaven gewesen waren.
Es waren jene Menschen, die von den Römern oder Persern aus ihrer Heimat geraubt worden waren und zum Kampf gegen die Muslime verwendet worden waren. So handelte es sich in den meisten Fällen überhaupt nicht um eine tatsächliche Versklavung in ihrem ursprünglichen Sinn, noch lag es hier immer im Interesse des Islam, auf dem Besitz solcher Sklaven zu beharren. Man schenkte ihnen die Freiheit, um damit andere auf das rechte Verhaften aufmerksam zu machen. Tatsächlich geschah es in vielen Fällen, dass nicht-muslimische Gefangene, die als Sklaven einige Zeit bei den Muslimen gelebt hatte, durch die islamische Lebens- und Handlungsweise so sehr beeindruckt waren, dass sich ihre Herzen für den Islam öffneten und sie sodann entweder die Freiheit geschenkt erhielten, oder nach eigenem Wunsch eine Mukataba schrieben, um sich ihre Freiheit selbständig zu erwerben. So wurde die Zeit, die sie in Sklaverei verbracht hatten in Wahrheit eine Zeit der seelischen und geistigen Genesung, bewirkt durch die gute Behandlung und die Anerkennung der Menschlichkeit, die sie erfahren hatten und die sie ohne Zwang zum Licht des Glaubens geführt hatte.
Was die Frauen anbelangt, so wurden sie mit Achtung behandelt, anders als in den nicht-islamischen Ländern und Gesellschaften. Sie wurden nicht dem öffentlichen Vergnügen und der allgemeinen Schaustellung zugeführt, wie dies anderswo der Brauch war. Sie wurden vielmehr der Besitz ihres Herrn, und niemand außer ihm halle das Recht, zu ihnen zu kommen. Außerdem hauen sie das Recht, durch Mukataba ihre Freiheit zu erlangen. Im Fall, dass sie ihrem Herrn ein Kind zur Well brachten, wurde ihnen ebenfalls die Freiheit geschenkt, da ja ihr Kind frei geboren war. Im Großen und Ganzen erfuhren sie eine ebenso edle wie großzügige Behandlung.
Dies ist also die Geschichte der Sklaverei im Islam: Ein ehrenvolles Kapitel in der Geschichte der Menschheit. Denn der Islam machte die Sklaverei nicht zu einem seiner grundsätzlichen Prinzipien, was dadurch bewiesen wird, dass er die Befreiung der Sklaven mit allen möglichen Mitteln betrieben und ermutigt hat, so wie er auch alle Quellen der Sklaverei stillgelegt hat, mit Ausnahme einer einzigen, nämlich der Versklavung von Gefangenen, die in einem Krieg, der ausschließlich zu den von Gott erlaubten Bedingungen geführt werden durfte, gemacht wurden. Und selbst hier haben wir erfahren, dass dies nicht notwendigerweise der Fall war, sondern dass es, wenn dies überhaupt passierte, ebenfalls mit der Freilassung dieser Sklaven endete.
Was hingegen in den nachfolgenden islamischen Zeitaltern geschah, in denen Menschen zu Sklaven gemacht wurden, ohne dass ein Krieg nach göttlichen Maßstäben stattgefunden hätte, bzw. sie geraubt, entfuhrt oder gekauft wurden, so sind diese Handlungsweisen zu verurteilen, da sie schlicht von der Religion verboten sind. Jene, die solche Methoden anwendeten, waren genauso ungerecht oder vom Islam entfernt wie jene zahlreichen sogenannten muslimischen Machthaber der heutigen islamischen Welt mit ihren Gewalt- und Freveltaten!
Unsere Aufmerksamkeit muss sich hier auf folgende Umstände richten:
1.) In den nicht-islamischen Staaten existierten eine Vielzahl von Ursachen für die Sklaverei, wie das Vergnügen daran, andere zu unterjochen, das eine Volk oder die eine Rasse anderen zu unterwerfen, oder die Versklavung aufgrund der Armut des anderen, nicht zu vergessen die Vererbung der Sklaverei mit der Geburt und dergleichen mehr. Alle diese Ursachen wurden durch den Islam zum Verschwinden gebracht.
2.) In Europa, wo viele Formen der Sklaverei vorhanden waren, obwohl dazu keine Notwendigkeit bestanden hätte, wurde die Sklaverei selbst dann noch nicht beendet, als sie formell bereits aufgehoben worden war. Die Geschichtsschreiber bekennen, dass die Sklaverei nur deswegen ihr Ende fand, weil die Lebensumstände der Sklaven derart schlecht waren, dass sie jeglichen Lebens- und Arbeitswillen verloren hatten, so dass die finanzielle Last der Verköstigung und Bewachung der Sklaven mehr ausmachte, als diese durch ihre Arbeitskraft einbrachten! Das Verschwinden der Sklaverei war also einzig und allein einer ökonomischen Berechnung zu verdanken, bei dem Verlust und Gewinn gegeneinander aufgewogen wurden. Es wurde dabei also kein Gedanke an die Menschlichkeit oder die Achtung vor dem menschlichen Dasein verschwendet. Ein zusätzlicher Faktor hierbei waren die ständigen Sklavenaufstände, die das Fortdauern dieser Zustände unmöglich machten.
Und trotzdem bedeutete dies nicht wirklich das Ende der Sklaverei, vielmehr wurde der Sklave, der einem Herrn gehört hatte, zum Sklaven von Grund und Boden, der mit ihm gc- und verkauft wurde, und ihm diente, ohne dass es ihm erlaubt war, ihn jemals zu verlassen, da er sonst als flüchtender Abhängiger mit der Gewalt des Gesetzes verfolgt und in Ketten gelegt und gebrandmarkt zurückgebracht wurde. Diese Art der Sklaverei blieb bis zur französischen Revolution im 18. Jahrhundert, bzw. 1100 Jahre nachdem der Islam die Grundsätze der Sklavenbefreiung bekanntgegeben und angewendet hatte, erhalten.
3.) Man sollte sich durch die Bezeichnungen nicht irreführen lassen. Die Französische Revolution schaffte die Sklaverei in Europa ab, und Lincoln tat dies in Amerika, sodann kam man auf der übrigen Welt überein, dass man diese Einrichtung verbieten müsse. Dies alles sind jedoch nur schöne Worte auf dem Papier. Die Realität sieht anders aus. Mit welchen Ausdrücken würde man das Unrecht bezeichnen, das man heule überall auf der Welt vorfindet? Wie bezeichnet man die Umgangsweise Frankreichs mit dem islamischen Marokko? Was ist es denn, was Amerika an seiner schwarzen Bevölkerung verbricht? Wie nennt man die Vorgangsweise der Engländer mit der Bevölkerung Südafrikas? Definiert sich nicht die Sklaverei aus der Abhängigkeit eines Volkes von einem anderen und aus dem Verweigern von grundsätzlichen menschlichen Rechten für eine Gruppe von Menschen? Welchen Unterschied macht es schließlich, wenn diese Mittel und Wege unter der Bezeichnung der Sklaverei oder unter der Parole von Freiheit. Gleichheit und Brüderlichkeit benützt werden? Was nützen die schönen Bezeichnungen, wenn das, was unter ihrem Deckmantel tatsächlich verfolgt wird, fürchterlicher und unmenschlicher ist als alles, was die Menschheit in ihrer bisherigen Geschichtsschreibung an Greueltaten zu verzeichnen hatte?
Der Islam war mit sich selbst und mit den Menschen aufrichtig, indem er sagte: Es gibt bei uns Sklaverei, jedoch ausfolgendem einzigen Grund, und der Weg zur Befreiung daraus ist offen.
Die vorgetäuschte Scheinzivilisation von heute Findet jedoch nicht einmal vor sich selbst den Weg zur Wahrheit. Sie ist zu sehr damit beschäftigt, sich selbst in strahlendes Licht zu setzen und sich brillanteste Zeugnisse auszustellen, und sie verbraucht ihre gesamte Kunst darauf, die Tatsachen und Wahrheiten zu verfälschen. Warum mussten hunderttausende Menschen in Tunesien, Algerien und Marokko getötet werden, nur weil sie Freiheit, Selbstachtung und Menschlichkeit verlangten? Sie forderten die Freiheit, in ihrem Land ohne Eindringlinge zu leben, ihre eigene Sprache zu sprechen, ihrer Religion nachzugehen, für niemanden außer für sich selbst zu arbeiten und ihre Freiheit, mit anderen Staaten direkt in ihrer eigenen Politik und Wirtschaft zu verkehren. Der Mord an diesen Unschuldigen, ihre Haft in schmutzigen Kerkern ohne Nahrung und Wasser, die Schändung ihrer Heiligtümer und die Abscheulichkeiten, die an ihren Frauen begangen wurden, die ohne jeden Grund umgebracht wurden, und selbst ihre Leiber aufgeschnitten wurden, damit man sehen konnte, ob sie noch Kinder in sich trugen - all diese Grausamkeiten verschwinden im 20. Jahrhundert unter dem Deckmantel der Zivilisation und des Fortschritts und der Verbreitung der Grundsätze von Freiheit, Gleichheil und Brüderlichkeit. Hingegen die ehrenvolle und großzügige Handlungsweise, die der Islam vor bereits 1300 Jahren den Sklaven angedeihen hat lassen, indem er ihm, ohne dass äußere Zwänge ihn dazu getrieben hatten, Menschlichkeit, Mitgefühl und Anerkennung schenkte und feststellte, dass die Sklaverei ein vorübergehendes notwendiges Übel sei, diese Handlungsweise wird als Rückständigkeit, Erniedrigung und Barbarei bezeichnet.
Wenn jedoch in Amerika auf den Eingangstüren von Hotels oder Clubs die Tafeln hängen mit der Aufschrift: "Nur für Weiße", oder wenn mit ganz unverfrorener Frechheit geschrieben wird: "Eintritt für Schwarze und Hunde verboten", wenn ein Farbiger von den sogenannten "kultivierten" Weißen zu Boden geschlagen und mit den Füßen auf ihn eingetreten wird, bis er sein Leben verliert, und dies nur, weil er es gewagt hatte, neben einem weißen Mädchen zu gehen, und zwar mit ihrer Einwilligung, also ohne dass er sie dazu etwa gezwungen hätte, so passiert dies alles innerhalb der Kultur und des Fortschritts des 20. Jahrhunderts!
Im Gegensatz dazu wird über Umar das Urteil der Barbarei und der Menschen Verachtung gefällt. Wie verhält sich jedoch dazu die Tatsache, dass ein Sklave, der dem Mazdaglauben[6] angehörte. Umar mit der Ermordung drohte, und dieser, obwohl er die Drohung verstanden und ernst genommen hatte, nichts anderes unternahm als zu sagen: "Der Sklave hat mich bedroht". Er ließ ihn weder ins Gefängnis werfen, noch ließ er ihn töten (etwa mit dem Argument, dass dieser Sklave einer menschlichen Rasse zweiten Ranges angehörte), sondern er ließ ihn weiterhin frei herumlaufen, bis jener sein Verbrechen verübte, und der Kalif der Muslime getötet wurde. Dies alles, weil Umar keine Macht besaß, über ihn zu urteilen, bevor nicht tatsächlich das Verbrechen verübt worden war!
Betrachten wir die Geschichte der Einwohner Südafrikas und ihr Kämpfen um die grundsätzlichen Menschenrechte. Sie wurden getötet oder "gejagt", je nachdem welcher Ausdrucksweise sich die britische Presse bediente, weil sie sich erfrechten, ihren Stolz zu entdecken und ihre Freiheit zu fordern. Dies sind die britische Gerechtigkeit, ihre Kultur und ihre Zivilisation, ihre Menschlichkeit und ihre hohen Prinzipien. Der Islam hingegen ist eine barbarische und rückständige Religion, da er verlangte: "Hört und gehorcht, auch dann, wenn über euch ein abessinischer Sklave, dessen Kopf wie eine Rosine aussieht, eingesetzt würde, solange er nach dem Buch Allahs des Erhabenen regiert."
* * *
Als letztes wollen wir noch einmal näher auf die Frau in der Sklaverei eingehen, denn dies ist ein Thema für sich.
Der Islam erlaubte dem Herrn, dass er eine Anzahl von Sklavinnen halten konnte, die aus den gewonnenen Schlachten mitgebracht wurden, um sich an ihnen zu vergnügen, bzw. eine zu heiraten, falls es ihm gefiel.[7] In den Augen Europas ist dies eine verabscheuungswürdige Handlungsweise, die die Sklavin als erlaubten Gegenstand der Triebbefriedigung betrachtete, als einen Körper, dem weder Achtung noch Ehre entgegengebracht wurde, und dessen ganze Aufgabe darin tag, die tierische Lust des Mannes zu befriedigen, dem sie gehörte.
Das wahre "Verbrechen" des Islam liegt jedoch darin, dass er gegen die Prostitution auftritt! Denn die kriegsgefangenen Frauen wurden in anderen Ländern zum Gegenstand der allgemeinen Sinnesfreude und Triebbefriedigung gemacht, da man davon ausging, dass sie ohnehin kein Recht auf Familie mehr hatten. Da ihre Herren ihnen gegenüber in keinster Weise moralische Skrupel hatten, wurden sie als Prostituierte beschäftigt, die für ihre Herren einen gewinnbringenden Handel betrieben, indem sie sich selbst verkauften. Der "rückständige" Islam jedoch akzeptiert die Prostitution in keiner Weise, und achtet darauf, dass seine Gesellschaft rein von Verbrechen jeglicher Art bleibt. Deshalb beschränkte er die Sklavin einzig und allein auf ihren Herrn, der die Pflicht hatte, sie zu ernähren, zu kleiden und vor jedem Verbrechen zu schützen, und letztlich auch, aber nicht ausschließlich, ihre sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen, was natürlich auch seinem eigenen Wunsch entgegenkam.
Das Gewissen Europas kann diese "Niedrigkeiten" nicht ertragen, aus diesen» Grund erlaubte es die Prostitution, und nicht genug damit, es gewährt ihr sogar Gesetzesschutz!
Außerdem verbreitete Europa diese Einrichtung in allen Ländern, in die es seinen Fuß als Kolonialherr setzte. Wodurch wurde also die Sklaverei verändert, nachdem sie einen neuen Namen trug? Wo bleibt der Stolz und die Ehre der Hure, die kein Recht besitzt, den Freier abzulehnen, der sie ohne jedes Mitgefühl oder eine Regung der Verantwortlichkeit zur Befriedigung seiner niedrigsten Triebe benützt?
Der Islam ist aufrichtig mit sich selbst und mit den Menschen, indem er sagt: "Dies ist Sklaverei. Und dies sind Sklavinnen. Die Grenzen ihrer Behandlung liegen zwischen diesem und jenem." Die vorgetäuschte heutige Zivilisation jedoch Findet nicht zu dieser Aufrichtigkeit, denn sie nennt die Hure nicht Sklavin, sondern bezeichnet sie als "gesellschaftliche Notwendigkeit"!
Und warum das? Weil der westlich kultivierte Mann für niemanden sorgen möchte, weder für eine Ehefrau, noch für Kinder. Er möchte genießen, ohne dafür Konsequenzen tragen zu müssen. Er braucht den Körper der Frau, um sich mit seiner Hilfe seiner sexuellen "Ladung" zu entledigen. Es ist ihm unwichtig, wer sie wirklich ist, noch welche Gefühle sie für ihn hegt, oder umgekehrt. Er bedient sich ihres Körpers, um seine animalischen Triebe auszuleben, und sie wiederum stellt ihren Körper zur Verfügung. So sieht die "gesellschaftliche Notwendigkeit" aus, die im modernen Westen die Versklavung der Frau erlaubt. Würde sich der westliche Mann zu einem höheren Niveau erheben, so wäre sie nicht länger eine "Notwendigkeit" und die Allmacht seines Egos wäre gebrochen.
Jene westlichen Staaten, die die Prostitution abgeschafft haben, taten dies nicht, weil sie die Ehre und die Achtung der Frau im Auge hatten, oder weil etwa ihr charakterliches und geistiges Niveau bereits so hoch entwickelt war, sondern im Gegenteil, weil die freiwilligen Prostituierten so überhandnahmen, dass für die Professionellen kein Geschäft mehr zu machen war! Und trotz all dieser Tatsachen glaubt sich der Westen dennoch weiterhin dazu berufen, über die Kriegssklavinnen im Islam die Nase zu rümpfen, über ein System, das vor 1300 Jahren existiert hat, das von Beginn an nicht dazu erkoren war, für die Ewigkeit gemacht zu sein, und dennoch wesentlich sauberer und gerechter war, als das des 20. Jahrhunderts. Es zu verurteilen oder zu kritisieren wagt niemand, selbst wenn es bis ans Ende der Menschheit andauern sollten. Es soll nur jetzt niemand sagen, dass jene "freiwilligen" Prostituierten von niemanden dazu gezwungen würden, und dass sie dieses Los durch ihre eigene freie Entscheidung herbeigeführt hätten. Ein System, das seine Bevölkerung durch die wirtschaftlichen, sozialen, politischen, und ideellen Umstände dazu bringt, die Hurerei anzunehmen und sie noch dazu als bleibende Realität zu akzeptieren, schafft keine mündigen und verantwortlichen Charaktere!
Dies war und ist die Geschichte der Sklaverei im Westen; Sklaverei für Männer und Frauen, für Völker und Rassen. Eine Sklaverei, die durch zahlreiche Quellen gespeist wurde und sich in verschiedenen, sich ständig ändernden Formen zeigte.
Wir könnten noch weiter die Form der kommunistischen Versklavung ausfuhren, die seinem Volk jedes Recht auf freie Wahl nimmt, oder die andere kapitalistische Seite dieser Well, die dem einzelnen nur die Wahl lässt, zwischen den verschiedenen Arten und Herren der Ausbeutung zu wählen.
Lassen wir dies nun alles beiseite und stellen wir uns nur noch eine Frage: Hai die Menschheit einen tatsächlichen Fortschritt in diesen vergangenen Jahrhunderten gemacht, in der sie sich vom Islam und seiner Offenbarung immer weiter entfernte? Oder braucht sie in ihrer tatsächlichen Rückschrittlichkeit und in der Dunkelheit, in der sie sich befindet, nicht um so mehr die Hilfe eines Systems, das sie aus dieser Finsternis wieder ans Licht bringt?
von: Muhammad Qutb
Buch: Einwände gegen den Islam
Fußnoten:
[1] Imam Al-Ghazali erwähnt diese Überlieferung in seinem Werk "Ihya’ Ulumu-d-Din" als Teil eines längeren Ausspruchs, von dem er sagt, dass er die letzte Anweisung des Propheten gewesen sei.
[2] Die Vertreter der kapitalistischen Idee behaupten, dass die äußeren Umstände es sind, die die Seelenwelt schaffen. Wir denken, dass darin ein grundsätzlicher Denkfehler besteht. Denn es gibt wohl einen bleibenden seelischen Grundgehalt, der trotz aller Lebensumstände erhalten bleibt. Sie haben zwar Einfluss auf diese seelische Grundstimmung, können sie aber nicht aus dem Nichts erschaffen.
[3] In der "Universal History of the World" steht auf Seite 2273 zu lesen: "Und im Jahre 599 lehnte der (römische) Imperator Morius es aus Gründen der Sparsamkeit ab, für die von den Awaren gefangengenommenen Soldaten Lösegeld zu bezahlen, worauf hin sie allesamt umgebracht wurden."
[4] "Diese Worte 'damit aller Glaube auf Allah gerichtet ist' bedeuten, dass die materiellen Hindernisse, verkörpert in der Unterjochung des Menschen durch tyrannische Herrscher, beseitigt werden müssen, damit keine andere Macht außer des Gotts auf Erden herrschen kann. Die Einzelnen können dann ihren Glauben frei wählen, und kein Andersgläubiger darf Druck ausüben, um sie von der Leitung, die sie als rechtens ansehen, abzubringen. " (Sayyid Qutub), Zitat aus dem Kommentar zu "Die Bedeutung des Korans", Sure AI-Anfal, Verlag SKD Bavaria, S. 32; (Anm.d. Übers.).
Dies bezeugt der englische Schriftsteller Arnold in seinem Buch "The Preaching of Islam"
[5] Es gibt mehrere Beispiele dafür, dass sich dies tatsächlich ereignete. So beschreibt T.W.Arnold in seinem o.g. Buch auf Seite 61: "In dem Vertrag, den Khalid mit einigen Städten der Nachbarschaft von Hirah schloss, heißt es: 'Wenn wir euch schützen, gebührt uns die Dschizya, aber wenn wir dies nicht tun. so steht sie uns nicht zu.' (Mit Khalid ist der berühmte Heeresführer Khalid Bin Walid gemeint). Als Abu "Ubaida. ebenfalls berühmter muslimischer Feldherr und Anführer, dies hörte, schrieb er an die Verwalter der eroberten Städte Syriens und ordnete an, dass die gesamte Dschizya, die von den Städten eingehoben worden war, zurückzuzahlen sei, da Herkules, der oströmische Kaiser sich zum Angriff rüstete. Dabei wurden die Einwohner wie folgt informiert: "Wir geben euch euer Vermögen zurück, denn wir haben die Nachricht erhalten, dass sich uns eine starke Streitmacht naher! Das Obereinkommen zwischen uns war, dass wir euch schützen sollten, doch steht dies nun nicht in unserer Macht, und so geben wir euch alles, was wir nahmen, zurück. Falls wir jedoch siegen, werden wir uns euch gegenüber gemäß unserer alten Übereinkunft verpflichtet fühlen.'"
[6] Magischer Glaube, in dem das Feuer verehrt wurde (Anm.d.Übers.)
[7] Es sei nochmals daran erinnert, dass Sklavinnen, die nicht auf diese Weise zu den Muslimen kamen, d.h. die geraubt, entführt oder gekauft wurden, nicht unter diese Erlaubnis fallen.