Tafsir zur Sure 2 "Die Kuh" ( 8-20 )

8. Unter den Menschen gibt es manche, die sagen9: „Wir glauben an Allah und an den Jüngsten Tag", doch sind sie nicht gläubig.

 

9. Wir kommen nun zu der dritten Art von Menschen, den Heuchlern. Sie sind sich selbst gegenüber unaufrichtig und deshalb sind ihre Herzen von Krankheit befallen (Sure 2: 10). Sie sind - noch - heilbar, doch wenn sie ihre Herzen verhärten, werden sie alsbald zu der Art von Menschen gehören, die den Islam vorsätzlich ablehnen.

 9. Sie möchten Allah und diejenigen, die glauben, betrügen. Aber sie betrügen nur sich selbst, ohne zu merken.

 

10. In ihren Herzen ist Krankheit, und da hat Allah ihnen die Krankheit noch gemehrt10. Für sie wird es schmerzhafte Strafe dafür geben, daß sie zu lügen pflegten.

10. Der unaufrichtige Mensch, der meint, er könne beide Seiten zum Besten halten, indem er mit dem Guten und dem Bösen Kompromisse schließt, verschlimmert nur die Krankheit seines Herzens. Selbst das Gute, das auf ihn zukommt, kann sich zu Bösem verkehren. Es ist wie mit dem Regen, der die Ähre mit Korn füllt oder der Rose Duft verleiht, während er ebenso dem Dorn Kraft gibt oder das Gift einer Pflanze vermehrt. Dazu meint Mauduudi: "Ihrer Schlechtigkeit wegen vermehrt Allah die Krankheit ihrer Doppelzüngigkeit. Selbst wenn es so aussieht, als hätten sie vorläufig mit ihrer Falschheit Erfolg, sind sie immer fester von deren Nützlichkeit überzeugt und wenden sie noch häufiger und ausdauernder an als zuvor."

11. Und wenn man zu ihnen sagt: „Stiftet nicht Unheil auf der Erde!" sagen sie: „Wir sind ja nur Heilstifter".

 

12. Dabei sind doch eben sie die Unheilstifter, nur merken sie nicht. 11

11. Viel Unheil wird, manchmal unbeabsichtigt, von Menschen angerichtet, die meinen, sie hätten eine Friedensmission zu erfüllen, während sie nicht einmal eine wirkliche Vorstellung von Recht und Unrecht besitzen, In ihrer blinden Anmaßung unterdrücken sie das Gute und leisten dem Bösen Vorschub.

Gerade zu diesem Aja haben wir etliche Beispiele aus der jüngsten Geschichte, wo die Staatsmänner in Ost und West ihren Völkern "Frieden und Wohlstand" versprechen, obwohl sie von dem wirklichen Sinn und Gehalt dieser Worte keinerlei Ahnung haben.

13. Und wenn man zu ihnen sagt: „Glaubt, wie die Menschen glauben!", so sagen sie: „Sollen wir glauben, wie die Toren glauben?" Dabei sind doch eben sie die Toren. Aber sie wissen nicht. 12

12.  Dies ist eine weitere Entwicklungsphase des Munafuqs und Zynikers. "Imaan", sagt er, "ist nur etwas für Narren," Doch dieser Zynismus dürfte wohl die größte Dummheit vor Allah sein. Zu diesen Ajas schreibt Mauduudi: "Wenn es heißt: “verinnerlicht den Imaan wie (andere) Menschen den Imaan verinnerlichen“, dann bedeutet dies: „Wenn ihr vorgebt, an den Islam zu den Imaan zu verinnerlichen, dann müsst ihr ihn ehrlich und aufrichtig in seiner Gesamtheit mit all seinen Geboten anerkennen und dementsprechend leben" Zu den Munafiq meint er: "Sie betrachten diejenigen als Toren, die sich durch aufrichtige Befolgung der islamischen Gebote Unannehmlichkeiten und Gefahren aussetzen. Nach ihrer Auffassung ist es nichts anderes als Torheit, wenn man sich der Wahrhaftigkeit und Redlichkeit zuliebe alle Welt zum Feind macht. Sie halten es für Weisheit, wenn man sich über Recht und Unrecht nicht viel den Kopf zerbricht, sondern sich in erster Linie ums eigene Wohl kümmert."

 

14. Und wenn sie diejenigen treffen, die glauben, sagen sie: „Wir glauben." Wenn sie jedoch mit ihren Teufeln allein sind, so sagen sie: „Wir stehen zu euch. Wir machen uns ja nur lustig". 13

13. Doppelzüngigkeit ist Falschheit in besonderem Grade. Deshalb zahlt sie sich am Ende nicht aus, Mit den Teufeln sind diejenigen gemeint, mit denen die Munafiqs (Heuchler) in Kufr und Falschheit wetteifern.

 15. Allah ist es, Der Sich über sie lustig macht. Und Er läßt sie in ihrer Auflehnung umherirren.

16. Das sind diejenigen, die das Irregehen um die Rechtleitung erkauft haben, doch hat ihr Handel keinen Gewinn gebracht, und sie sind nicht rechtgeleitet.

17. Ihr Gleichnis ist das jemandes, der ein Feuer anzündet. 14 Nachdem es seine Umgebung erhellt hat, nimmt Allah ihr Licht weg und läßt sie in Finsternis zurück; sie sehen nicht.

 14. Dieser Mensch wollte Licht haben. Er entfachte ein Feuer. Doch es wurde zu einer gewaltigen Flamme, die von vielen beifällig bestaunt wurde. Aber sie hielt nicht lange an. Als die Flamme dann unvermeidlicherweise erlosch, wurde die Finsternis schlimmer als zuvor und sie alle kamen völlig vom Weg ab. Ebenso mögen Munafuqs, Betrug, anmaßender Kompromiss mit dem Bösen, Zynismus oder Doppelzüngigkeit zeitweiligen Beifalls erfreuen. Doch das echte Licht des Imaans und der Aufrichtigkeit fehlt und so müssen schließlich alle, die diesen Weg einschlagen, in die Irre gehen.

18. Taub, stumm und blind (sind sie), darum kehren sie nicht um.15

15. In der Verwirrung können sie nicht sprechen oder einander hören. Deshalb enden sie genauso wie jene, die den Imaan vorsätzlich zurückweisen (Sure 2:7), kopflos herumtaumelnd, stumm, taub und blind. Mauduudi und Darjabaadi kommentieren dieses Gleichnis so: "Es war Muchammad (Friede sei mit ihm), der als letzter Prophet das Licht der Wahrheit entzündete, welches Recht von Unrecht, Tugend von Laster unterschied und jene recht leitete, die ihre Fähigkeiten richtig zu gebrauchen wussten. Die Munafuqs hingegen, die von ihrer Selbstsucht geblendet waren, konnten den rechten Weg selbst mit Hilfe dieses Lichtes nicht erkennen. Sie beraubten sich somit ihres eigenen Sehvermögens und blieben in der Finsternis zurück. Deshalb sind sie taub, stumm und blind und können die Wahrheit und das Gute weder hören noch aussprechen noch sehen. Für sie gibt es keine Möglichkeit einer Umkehr."

 19. Oder (es ist) wie ein Regenguss vom Himmel voller Finsternis, Donner und Blitz. Sie stecken ihre Finger in die Ohren in Todesfurcht vor den Donnerschlägen. Und Allah umfängt die Kaafir.16

16. Eine wunderbar anschauliche und kraftvolle Darstellung des Zustandes jener, die den Islaam zurückweisen. In ihrer Selbstzufriedenheit lassen sie sich normalerweise durch nichts stören. Doch was geschieht, wenn ein starkes Gewitter (sowohl wörtlich als auch im übertragenen Sinn) über sie hereinbricht? Sie bedecken ihre Ohren zum Schutz gegen die Donnerschläge und der Blitz lässt sie fast erblinden. Sie befinden sich in Todesangst, doch Allah umfängt sie selbst jetzt, denn Er umfängt zu jeder Zeit alles. Er gewährt ihnen sogar Aufschub. -Kommentar von Mauduudi zu den Ajas 19 und 20: "Mit dieser zweiten Parabel dürften jene Munafuq gemeint sein, die von Zweifeln, Argwohn und mangelndem Imaan heimgesucht werden. Zwar sind sie nicht ganz und gar Kaafir, doch führen sie nur insoweit ein islamisches Leben, als es für sie keine Schwierigkeiten mit sich bringt. Während der Islam als Regenguss der Menschheit Segen brachte, stellte er doch in Form von Finsternis, Donner und Blitz die hier für Behinderung, Gefahr und Anfeindung stehen mögen hohe Anforderungen an die Opferbereitschaft seiner Anhänger. Wenn immer die Aussichten etwas besser wurden, begaben sie sich auf den Vormarsch für den Islam. Doch sobald dunkle Wolken aufzogen oder Anforderungen gestellt wurden, die gegen ihre eigenen Interessen, ihren Aberglauben und ihre Vorurteile gerichtet waren, blieben sie in völliger Bestürzung wie angewurzelt stehen. Allah hätte ihnen, wie den Munafuq in der ersten Parabel, die Fähigkeit entziehen können, die Wahrheit zu sehen. Doch Er gewährte ihnen Aufschub und gibt ihnen die Möglichkeit der Einsicht, so dass sie vielleicht eines Tages den Mut finden werden, sich in guten wie in schlechten Zeiten für den Islam einzusetzen."

20. Der Blitz reißt ihnen beinahe das Augenlicht fort. Jedesmal, wenn er ihnen Helligkeit verbreitet, gehen sie darin. Und wenn es finster um sie wird, bleiben sie stehen. Wenn Allah wollte, nähme Er ihnen wahrlich Gehör und Augenlicht. Allah hat zu allem die Macht.

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