Großbritannien: Anonyme Hassbriefe rufen zum Mord an Muslimen auf

 

Die Muslime in Großbritannien fürchten um ihre Sicherheit. Britische Anti-Terror-Einheiten und das Parlament beschäftigen sich inzwischen mit anonymen Briefen, die zur Gewalt gegen Muslime bis hin zum Mord aufrufen. So wird der 3. April zum "Bestrafe einen Moslem"-Tag erklärt.


Es ist der Papier gewordene Hass: In Großbritannien verbreitet sich ein Brief mit dem Titel “Punish a Muslim day”, dem Tag, an dem Muslime zu bestrafen seien.

Immer mehr Muslime in Großbritannien fürchten um ihre Sicherheit. Innerhalb der vergangenen zwei Jahre haben sich die Angriffe auf Moscheen verdoppelt. Laut einer Hetzschrift, die sich derzeit in Großbritannien verbreitet und in Form einer "Spielanleitung" formuliert ist, erhalte jemand 25 Punkte dafür, dass er einer Frau das Kopftuch vom Kopf reißt und bis zu 500 Punkte für den Mord an einem Moslem. Auszug aus einem der Briefe:

Bist Du ein Schaf, wie die große Mehrheit der Bevölkerung? Schafe folgen den Anweisungen und sind leicht zu leiten. Sie lassen es zu, dass die Nationen mit weißer Mehrheit in Europa und Nordamerika von jenen überrannt werden, die nichts lieber wollen als uns zu schaden und unsere Demokratien in nach der Scharia geführte Polizeistaaten zu verwandeln.

 


Ein Sprecher der Einheit "Counter Terrorism Policing North East" erklärt:

Wir koordinieren die Untersuchung zu diesem Zeitpunkt und werden mögliche Verbindungen zu bereits bestehenden Erkenntnissen prüfen. Jeder, der Bedenken hinsichtlich einer möglichen Botschaft dieser Art hat, sollte sich an die örtliche Polizei wenden.


Am letzten Wochenende gingen die Botschaften bei Bürgern in Bradford, Leicester, London, Cardiff und Sheffield ein. Einige Briefe scheinen aus dem Gebiet Sheffield zu stammen.

Die BGO "Tell Mama UK" überwacht antimuslimische Aktivitäten in Großbritannien. Der Direktor der Organisation, Iman Atta, beschreibt die Angst, die unter Muslimen herrscht:

Sie fragen, ob sie sicher sind, ob ihre Kinder im Freien spielen können. Wir haben ihnen gesagt, sie sollten ruhig bleiben und die Polizei anrufen, wenn sie einen dieser Briefe erhalten.

"Tell Mama UK" berichtete auch, dass nach dem Attentat von Manchester im Mai des Vorjahres die gemeldeten Angriffe auf Muslime dramatisch angestiegen waren. Nach einer Woche sanken sie wieder, aber bereits das Attentat auf der London Bridge vom 3. Juni förderte noch mehr Hass gegen Muslime zutage. Auf der Straße kommt es seither immer wieder zu Beschimpfungen, Muslime werden bespuckt. Der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan ruft seine Bürger immer wieder dazu auf, sich gegen den Hass zu stellen und Einigkeit zu zeigen.

Parlament nennt Briefe “verabscheuungswürdig”

Die Labour-Abgeordnete Yasmin Qureshi hat den Fall am Montag im Unterhaus thematisiert. Sie wies auf den massiven Anstieg von Hasskriminalität gegenüber Muslimen hin.

Die Parlamentarier geißelten die Briefe laut BBC als “verabscheuungswürdig”. Die Parlamentarische Staatssekretärin Victoria Atkins, zuständig für Sicherheit, kündigte an, die Polizei entsprechend vor dem Datum zu warnen.

Der Labour-Abgeordnete Ian Austin versprach, an jenem Tag so viele Moscheen und muslimische Zentren zu besuchen wie möglich, “um ihnen zu zeigen, dass wir an ihrer Seite stehen”.

“Love a Muslim day”

Inzwischen formiert sich eine Gegenbewegung. In den sozialen Netzwerken kursiert nun ein Brief mit dem Titel “Love a Muslim day”. Darin werden Punkte für kleine Aufmerksamkeiten wie ein Lächeln, einen Wochenendtrip zusammen mit muslimischen Kollegen bis hin zu einem Gutschein für eine Reise nach Mekka für eine muslimische Familie vergeben.

Im Internet finden sich Beiträge von Nicht-Muslimen wie diesem: “Mir wird übel, wenn ich so etwas sehe. Ich bin kein Muslim, aber ich bin einer vorwiegend muslimischen Gegend aufgewachsen, mit vielen muslimischen Freunden. Heute Morgen werde ich meinen Kindern erneut erklären, wie wichtig es ist, jedermanns Glauben zu respektieren.”

Übergriffe in Zusammenhang mit den Briefen

Am Dienstagmittag berichtete die Zeitung “Guardian”, dass vier muslimische Labour-Abgeordnete in den vergangenen zwei Tagen verdächtige Briefe bekommen hätten. Darin war jeweils eine Kopie des “Punish a Muslim day”-Pamphlet enthalten.

Der Mitarbeiter einer betroffenen Abgeordneten sei vorsorglich ins Krankenhaus gebracht worden, weil sich in dem Brief eine klebrige Substanz befunden habe, die laut Polizei in geringem Maß gesundheitsschädlich sei.

Wie die Abgeordnete twitterte, wurde ihr Mitarbeiter inzwischen wieder aus der Klinik entlassen.

 

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