Tausende Muslime fliehen vor Gewalt in Myanmar (Burma)
Tagelange Unruhen, Dutzende Tote, hunderte Häuser zerstört - in Burma wächst die Gewalt gegen die muslimische Minderheit. Menschenrechtler kritisieren offen die Regierung in Naypyidaw.
Nach neuen Unruhen mit Dutzenden Toten im Westen Burmas haben Menschenrechtler die Regierung angeprangert. Sie müsse die muslimische Rohingya-Minderheit besser schützen, verlangten die Menschenrechtsorganisationen Human Rights Watch (HRW) und amnesty international am Samstag. In der im Krisengebiet gelegenen Stadt Sittwe versorgten Ärzte in Krankenhäusern die Schusswunden von mehr als zwei Dutzend Patienten, berichtete ein Fotograf der Fotoagentur epa.
Satellitenbilder zeigen nach HRW-Angaben, dass allein in der überwiegend von Rohingya bewohnten Küstenstadt Kyauk Pyu mehr als 800 Häuser und Hausboote zerstört wurden. In mindestens fünf Ortschaften habe es Gewalt gegeben. „Die Rohingya werden heftig attackiert. Die Regierung muss ihnen dringend Schutz gewähren“, sagte Phil Robertson von HRW. „Wenn die Behörden der Ursache der Gewalt nicht auf den Grund gehen, kann es nur schlimmer werden.“ Die Regierung müsse den Kreislauf von Diskriminierung und Gewalt brechen, verlangte auch Amnesty International.
Tausende auf der Flucht
Nach Angaben der Burmanischen Staatsmedien von Samstag kamen seit vergangenem Wochenende 67 Menschen ums Leben. Eine muslimische Partei hatte zunächst von mehr als 100 Toten gesprochen. HRW befürchtet eine weitaus höhere Opferzahl. Zehntausende Menschen seien auf der Flucht. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR gab am Samstag an, es rechne mit 5500 Menschen, die in die bereits völlig überlaufenen Flüchtlingslager im Westen des Landes strömen.
Der Staat grenzt die teils seit Generationen dort lebenden Rohingya aus und verweigert ihnen die Staatsbürgerschaft. Die überwiegend buddhistische Bevölkerung in Burma unterstützt die harte Haltung. Selbst Mönche haben gegen die Rohingya demonstriert. HRW kritisiert Oppositionsführerin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, weil sie ihre moralische Autorität nicht nutze, um den Schutz der Rohingya zu verlangen.
FAZ