Gambia erklärt sich zu islamischer Republik

Gambias Präsident distanziert sich von der kolonialen Vergangenheit seines Landes und verweist auf die muslimische Mehrheit: Gambia soll offiziell ein islamischer Staat sein. Folgen für die Bürger hat das angeblich nicht.


Der Präsident des westafrikanischen Gambia, Yahya Jammeh, hat sein Land zu einer islamischen Republik erklärt. "Das Schicksal Gambias liegt in den Händen Allahs, des Allmächtigen", sagte der 50-Jährige nach Angaben des Präsidialamtes bei einer Rundreise durch den westafrikanischen Kleinstaat in Brufut, 25 Kilometer von der Hauptstadt Banjul entfernt.

Angesichts der muslimischen Mehrheit in dem armen Staat könne Gambia es sich nicht leisten, das Erbe der kolonialen Vergangenheit aufrechtzuerhalten, zitiert die Zeitung "Freedom Newspaper" aus einer Rede des Staatschefs. "Von heute an ist Gambia ein islamischer Staat. Wir werden ein islamischer Staat sein, der die Rechte der Bürger respektiert", hieß es.

Gleichzeitig betonte Jammeh, dass Christen und Anhänger anderer Religionen ihren Glauben in Gambia weiter ausleben dürften. "Keiner hat das Recht, in ihre Lebensweise einzugreifen", so der Präsident. Auch das christliche Weihnachtsfest werde weiter respektiert. Zudem soll es Frauen erlaubt bleiben, sich so zu kleiden, wie sie möchten.

Offizielle Erläuterungen dazu, was die Änderung ansonsten für Auswirkungen haben soll, gab es nicht.

95 Prozent der Bevölkerung sind Muslime

Gambia hat 1,96 Millionen Einwohner, von denen 90 Prozent Muslime sind. Jammeh steht seit einem Putsch 1994 an der Spitze des Landes. Er wurde in den Jahren 1996, 2001, 2006 und 2011 als Präsident gewählt. 2002 ließ er eine Verfassungsänderung beschließen, nach der der Präsident unbegrenzt wiedergewählt werden kann.

Ende des kolonialen Erbes

Jammeh ist seit 21 Jahren Staatschef der ehemaligen britischen Kolonie. Er ist ein praktizierender Muslim, der häufig mit einer Ausgabe des Koran in der Hand öffentlich auftritt. Ihm werden von seinen Landsleuten mystische Kräfte nachgesagt. Im März 2014 kündigte er an, Gambia werde die englische Sprache als Nationalsprache aufgeben und sich stattdessen für eine afrikanische Sprache entscheiden. Die Ankündigung blieb bislang folgenlos.

Gambia war seit 1888 eine britische Kolonie und erlangte 1965 die Unabhängigkeit im Rahmen des Commonwealth. Im Oktober 2013 kündigte Jammeh den Rückzug Gambias aus dem Commonwealth an, da diese Vereinigung englischsprachiger Staaten eine "koloniale" Einrichtung sei.

Mehr als 11.500 Menschen flohen im vergangenen Jahr aus dem kleinsten Land Afrikas, das bis auf einen Küstenstreifen ganz vom Senegal umschlossen wird. Die frühere britische Kolonie gehört UN-Daten zufolge zu den ärmsten Staaten der Erde. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes in Berlin sind mehr als 90 Prozent der knapp zwei Millionen Einwohner Muslime.

Quelle: n-tv.de , jja/dpa/AFP

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