Bosnien: Proteste gegen Kopftuch-Verbot
Ein pauschales Kopftuchverbot vor Gericht in Bosnien-Herzegowina, löste einen hitzigen Kopftuchstreit im Land aus. Muslimische Frauen protestierten am Sonntag gegen das Verbot und prangerten es als Menschenrechtsverletzung an.
Unter dem Motto „Hidzab, meine Wahl, mein Leben“ haben bis zu 2000 Menschen in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo gegen eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofs protestiert, die das Tragen von religiösen Abzeichen in allen Räumlichkeiten von Gerichten verbietet. Dazu gehören auch von Frauen islamischen Glaubens getragene und den Körper verhüllende Kleidungsstücke oder Kopftücher.
Die meisten Teilnehmer der Demonstration waren bosnische Musliminnen, darunter eine Frau aus Srebrenica:
“Mein Hidschab bedeutet mir alles. Mein Leben, meinen Stolz, meinen Glauben, meine Liebe zu Allah.”
Die Demonstrantinnen argumentierten, dass Tragen von Hidschabs auch in Gerichten sei durch die UN-Menschenrechtskonvention geschützt.
Das Urteil löste nun eine hitzige Debatte über das Verhältnis von Religion und Gesellschaft in Bosnien aus. Die islamische Gemeinschaft in Bosnien kritisierte das Verbot als „Ungerechtigkeit und rassistische Diskriminierung“.
Ismet Becar organisierte die Demonstration:
“Wir wollen eine freie und demokratische Gesellschaft unterstützen, in der man sich wie Michael Jackson verkleiden kann, in der man nackt herumlaufen kann, auch beim Fitnesstraining im Büro in der Nähe von Fenstern. Im gleichen Maße sollte man auch den Kopf bedecken dürfen, oder sich verschleiern. Jedenfalls Kleidung, die man mag.”
Die Gerichtsentscheidung betrifft alle Glaubensrichtungen und alle Mitarbeiter an bosnischen Gerichten, also auch Richter, Anwälte und Justizangestellte. Hidschabs, Kreuze und andere religiöse Insignien müssen künftig vor dem Betreten von Gerichtsgebäuden abgelegt werden.