16. Die Auswirkungen von Uhud
Abu Sufjan kehrte von Uhud nach Mekka zurück. Die Kunde des Sieges eilte ihm voraus und erfüllte die Menschen mit Glückseligkeit und Freude, dass die Schande Badrs von den Kuraisch genommen war. Sobald er Mekka erreichte, begab er sich, noch bevor er sein Haus betrat, zur Kaba und überhäufte Hubal, den obersten ihrer Götter, mit heiligsten Erklärungen der Verherrlichung und des Lobpreises. Sodann schnitt er seine Haarlocke ab und kehrte in sein Haus zurück. Er hatte seinen Schwur gehalten, sich seiner Frau nicht zu nähern, bis er den Sieg über Muhammad (s.a.s.) errungen hätte.
Die Muslime ihrerseits fanden, dass die meisten Dinge in Medina sich für sie zum Schlechteren verändert hatten, obwohl sie ihren Feind verfolgt und seiner drei Tage ausgeharrt hatten, ohne dass er es wagte, zu ihnen zurückzukehren, nachdem er sie doch vierundzwanzig Stunden zuvor besiegt hatte. Sie landen, dass sich die meisten Dinge in Medina für sie zum Schlechteren verändert hatten, wenngleich Muhammads (s.a.s.) Macht darin die überlegenere Macht blieb.
Muhammads (s.a.s.) Politik nach Uhud
Muhammad (s.a.s.) spürte den bedenklichen Zustand der Lage nicht nur allein in Medina, sondern auch bei den übrigen arabischen Stämmen, soweit die Furcht vor ihm bereits in ihre Herzen eingedrungen war. Uhud gab ihnen etwas von der Ruhe zurück, die ihnen erlaubte, an Widerstand gegen ihn zu denken. Deshalb war er darauf bedacht, stets Neues über die Einwohner Medinas und die Araber insgesamt zu erfahren. Dies versetzte ihn in die Lage, die Stellung der Muslime, ihren Einfluss und die Achtung vor ihnen bei den Menschen zurückzugewinnen.
Der Expeditionstrupp von Abu Salama Ibn Abd Al Asad
Als erstes erfuhr er zwei Monate nach Uhud, dass Tulaiha und Salama, die beiden Söhne von Chuwailid, die die Banu Asad anführten, ihren Stamm und ihre Gefolgsleute mit dem Ziel eines Angriffs auf Medina und eines Feldzugs gegen Muhammad (s.a.s.) in seinem eigenen Land aufstachelten. Sie wollten seine Außenbezirke treffen und das Weidevieh der Muslime erbeuten, das auf den Feldern in der Umgebung ihrer Stadt weidete. Dazu ermutigte sie ihre feste Überzeugung, Muhammad (s.a.s.) und seine Gefährten seien infolge Uhuds noch geschwächt.
Sobald er davon erfuhr, rief der Prophet Abu Salama Ibn Abd Al Asad zu sich und übertrug ihm das Kommando über einen Expeditionstrupp. Dessen Zahl betrug einhundertfünfzig Mann, darunter Abu Ubaida Ibn Al Dscharrah. Sad Ibn Abu Wakkas und Usaid Ibn Hudair. Er befahl ihnen, nachts zu reisen und sich tagsüber zu verbergen und einen wenig begangenen Weg einzuschlagen, auf dass niemand von ihnen erführe und sie den Feind durch einen unerwarteten Angriff überraschen würden.
Abu Salama führte alles aus, wie es ihm befohlen war, bis er auf die Leute stieß, die auf einen Kampf nicht vorbereitet waren. Da umzingelte er sie in der Morgendämmerung, spornte seine Männer an und ermunterte sie zur äußersten Anstrengung. Die Polytheisten vermochten ihnen nicht standzuhalten. Er entsandte zwei Trupps zu ihrer Verfolgung und zum Beutemachen. Er selbst und die anderen, die mit ihm waren, blieben, bis die Verfolger mit der Beute zurückkehrten. Sodann legten sie das Fünftel für Allah (t.) und SEINEN Gesandten und die Armen und die Reisenden beiseite, verteilten den Rest und kehrten siegreich nach Medina zurück.
Sie hatten den Leuten wieder etwas von dem an Achtung vor den Muslimen eingeflößt, was durch Uhud verlorengegangen war. Abu Salama lebte jedoch nach dem Expeditionstrupp nicht mehr lange. Er war bei Uhud bereits verwundet worden, und seine Wunde war nur äußerlich verheilt. Durch seine Anstrengung öffnete sich die Wunde und blieb so bis zu seinem Tod.
Der Expeditionstrupp von Abdullah Ibn Unais
Danach erfuhr Muhammad (s.a.s.), dass Chalid Ibn Sufjan Ibn Nubaih Al Hudhali sich in Nachia bzw. Urana aufhielt und Leute zu einem Kriegszug gegen ihn sammelte. Da rief er Abdullah Ibn Unais zu sich und entsandte ihn, um den Wahrheitsgehalt der Nachricht auszukundschaften.
Abdullah zog los, bis er auf Chalid stieß, der in Gesellschaft von Frauen war, für die er eine Unterkunft suchte. Als er zu ihm kam, fragte ihn Chalid: "Wer bist du?" Da antwortete er: "Ich bin ein Araber, der von dir und deinem Heer gegen Muhammad (s.a.s.) gehört hat und deshalb gekommen ist." Chalid verheimlichte nicht, dass er ein Heer sammelte, um Medina zu überfallen. Als Abdullah sah, dass er von den Männern getrennt war und nur jene Frauen bei ihm waren, brachte er ihn dazu, mit ihm zu gehen. Als sich ihm die Gelegenheit bot, erhob er gegen ihn sein Schwert und tötete ihn. Dann ließ er seine Frauen, die sich über ihn niederbeugten und ihn beweinten, hinter sich und kehrte nach Medina zurück und überbrachte dem Gesandten die Nachricht. Die Banu Lihjan von den Hudhail hielten sich nach dem Tod ihres Führers eine Zeitlang zurück, dann dachten sie über eine List nach, um sich für ihn zu rächen.
Der Tag von Ar Radschi (625 n. Chr.)
Zu jener Zeit suchte eine Gruppe aus einem ihnen benachbarten Stamm Muhammad (s.a.s.) auf und sagte zu ihm: "Es gibt Muslime unter uns, so sende mit uns einige deiner Gefährten, die uns das islamische Gesetz und das Rezitieren des Qur´aans lehren." Muhammad (s.a.s.) pflegte immer, wenn er darum gebeten wurde, einige seiner Gefährten zu entsenden, um die erhabene religiöse Pflicht zu erfüllen, die Menschen zur Rechtleitung und zur Religion der Wahrheit aufzurufen und dazu, für Muhammad (s.a.s.) und seine Gefährten eine Hilfe gegen ihre Gegner und Feinde zu sein, so wie er - wie wir bereits sahen - als Folge des großen Abkommens von Akaba einige nach Medina geschickt hatte. Deshalb entsandte er sechs Angesehene von seinen Gefährten, die mit der Gruppe loszogen und abreisten.
Als sie alle bei einem den Hudhail gehörenden Brunnen im Hedschas nahe eines Ortes namens Ar Radschi waren, verrieten sie sie und riefen die Hudhail , gegen sie zu Hilfe. Die sechs Muslime wurden in ihrem Lager von Männern mit gezogenen Schwertern überrascht. Da griffen die Muslime zu ihren Schwertern, um sie zu bekämpfen. Die Hudhail sagten jedoch zu ihnen: "Bei Allah , wir wollen nicht euren Tod. Wir wollen euch vielmehr an die Mekkaner verkaufen, und wir versprechen und geloben euch bei Allah , euch nicht zu töten."
Die Muslime schauten sich einander an und begriffen, dass ihre Verschleppung getrennt voneinander nach Mekka Erniedrigung und Schande und Schlimmeres als Tötung bedeutete. Sie lehnten das Angebot der Hudhail ab und machten sich daran, sie zu bekämpfen, obwohl sie wussten, dass sie es wegen ihrer geringen Zahl nicht vermochten. Die Hudhail töteten drei von ihnen; die übrigen drei gaben auf. Sie nahmen sie am Kragen und gefangen und zogen mit ihnen nach Mekka, um sie dort zu verkaufen. Als sie einen Teil des Weges zurückgelegt hatten, riss Abdullah Ibn Tarik, einer der drei Muslime, seine Hand aus der Fessel und ergriff sein Schwert. Die Leute ließen ihn vorausgehen und begannen, ihn zu steinigen, bis sie ihn töteten. Die beiden anderen Gefangenen brachten die Hudhail nach Mekka und verkauften sie an seine Einwohner.
Die Ermordung von Zaid und Chubaib
Zaid Ibn Ad Dathinna wurde an Safwan Ibn Umaija verkauft, der ihn kaufte, um ihn als Vergeltung für seinen Vater Umaija Ibn Chalaf zu töten. Er übergab ihn seinem Diener Nastas, damit dieser ihn töte. Als er vorgeführt wurde, fragte ihn Abu Sufjan: "Bei Allah , o Zaid, wünschst du, Muhammad (s.a.s.) wäre jetzt bei uns an deiner Stelle und würde enthauptet, während du bei deiner Familie wärest?" Zaid antwortete: "Bei Allah , ich wünsche nicht, dass Muhammad (s.a.s.) jetzt dort, wo er ist, ein Dorn verletzt, während ich bei meiner Familie säße!" Da wunderte sich Abu Sufjan und sagte: "Ich habe noch nie jemanden unter den Menschen gesehen, den seine Gefährten so sehr lieben, wie Muhammads (s.a.s.) Gefährten Muhammad lieben." Nastas tötete Zaid, der als Märtyrer für seine Treue gegenüber seiner Religion und seinem Propheten starb.
Was Chubaib betraf, so wurde er eingesperrt, bis sie mit ihm hinauszogen, um ihn zu kreuzigen. Da sagte er zu ihnen: "Wenn ihr denkt, ihr könnt mich beten lassen, so tut es." Sie gestatteten ihm zu tun, was er wünschte. So verrichtete er das Gebet in vollkommener und guter Weise und wandte sich dann den Leuten zu und sagte: "Bei Allah , wäre es nicht, dass ihr denkt, ich zögerte das Gebet aus Angst vor dem Tod hinaus, hätte ich das Gebet verlängert." Sie hoben ihn an den Holzpfahl, und als sie ihn an ihn festgebunden hatten, blickte er sie mit zornigen Augen an und rief: "0 Allah , zähle sie, töte sie und rotte sie aus und lasse nicht einen von ihnen übrig." Da packte die Leute aufgrund seines Rufes das Schaudern, und sie warfen sich auf die Seite vor Furcht, sein Fluch könne sie treffen. Dann töteten sie ihn. Auf diese Weise starb Chubaib wie Zaid für seinen Schöpfer, seine Religion und seinen Propheten den Märtyrertod.
So stiegen diese beiden reinen Seelen zum Himmel auf. Es wäre ihren Trägern möglich gewesen, sie vor dem Tod zu retten, wenn sie mit dem Abfallen von ihrer Religion einverstanden gewesen wären. Doch in ihrer Gewissheit über Allah (t.), den Geist und den Tag der Auferstehung, dem Tag, da jeder Seele vergolten wird, was sie erwirkt hat, und keine mit Sünde beladene Seele die Last einer anderen auf sich nimmt, hielten sie den Tod, der ja jedes Lebewesen ereilt, für den besten Abschluss des Lebens, das von der Überzeugung und dem Glauben an die Wahrheit geprägt war. Sie glaubten jedoch auch, dass ihr lauteres, reines Blut, das auf der Erde Mekkas vergossen wurde, ihre Muslimbrüder dorthin rufen werde, um siegreich und seine Götzenbilder zerschlagend einzumarschieren und Mekka vom Schmutz des Götzentums und des Polytheismus zu reinigen und darin der Kaba, dem Hause Allahs (t.) , die ihm gebührende Heiligkeit zu Allahs (t.) Diensten wiederzuverschaffen sowie davon freizuhalten, dass darin irgendeines Namens außer dem Namen Allahs (t.) gedacht werde.
Die Orientalisten beschäftigen sich mit diesem Ereignis nicht so wie mit den beiden Gefangenen von Badr, die die Muslime getötet hatten. Sie bemühen sich nicht einmal, den Verrat an diesen beiden unschuldigen Männern zu missbilligen, die ja nicht in einem Krieg, sondern durch Betrug ergriffen wurden; die dem Befehl des Gesandten gemäß reisten, um jene zu lehren, die sie verrieten und den Kuraisch auslieferten, nachdem sie ihre Kameraden hinterrücks und zu Unrecht ermordet hatten. Und sie missbilligen nicht, was die Kuraisch mit den beiden wehrlosen Männern taten; obwohl das, was sie mit ihnen taten, das übelste Beispiel an Feigheit und gemeiner Feindseligkeit war. Die einfachsten Grundsätze der Gerechtigkeit hätten bereits von den Orientalisten, die nicht guthießen, was die Muslime mit den Gefangenen von Badr taten, verlangt, den Verrat der Kuraisch umso nachdrücklicher zu missbilligen. Sowie den Verrat jener, die die beiden Männer an sie auslieferten, damit sie sie töteten - nachdem sie vier Männer getötet hatten, die ihrer Bitte entsprochen hatten und zu ihnen gekommen waren, um ihnen die Wahrheit zu zeigen und sie in der Religion zu unterweisen.
Die Muslime und Muhammad (s.a.s.) waren betrübt darüber, was ihre sechs Gefährten getroffen hatte, die für Allah (t.) infolge des Verrats der Hudhail an ihnen den Märtyrertod gestorben waren. Hassan Ibn Thabit verfasste eine Dichtung, in der er aufs heftigste um Chubaib und Zaid trauerte. Muhammad (s.a.s.) dachte verstärkt über die Lage der Muslime nach. Er fürchtete, dass die Araber, sollte sich desgleichen wiederholen, ihre Bedeutung gering schätzen. Und nichts ist tödlicher für die Achtung als die Geringschätzung der Bedeutung durch einen anderen.
Er war mit seinen Gedanken beschäftigt, als Abu Bara Amir Ibn Malik, ein Speerwettkämpfer, zu ihm kam. Da bot Muhammad (s.a.s.) ihm an, Muslim zu werden. Er nahm nicht an, zeigte aber auch keine Feindseligkeit gegenüber dem Islam, sondern sagte: "0 Muhammad, wenn du einige von deinen Gefährten zu den Einwohnern des Nedschd schicktest, die sie zu deiner Sache aufriefen, hoffte ich, dass sie dir Folge leisten werden." Da fürchtete Muhammad (s.a.s.) um seine Gefährten, dass die Einwohner des Nedschd sie verraten hatten. Er ließ sich nicht überzeugen und kam der Bitte von Abu Bara nicht nach, bis dieser sagte: "Ich bin ihr Beschützer; so sende sie, auf dass sie zu deiner Sache aufrufen." Abu Bara war ein Mann, auf dessen Wort seine Leute hörten. Wer unter seinem Schutz stand, hatte von niemandem Unrecht zu fürchten. Da sandte Muhammad (s.a.s.) Al Mundhir Ibn Amr, einen Bruder der Banu Saida mit vierzig Männern der besten Muslime.
Der Tag von Bir Mauna (625 n. Chr.)
Sie zogen dahin, bis sie bei Bir Mauna zwischen dem Gebiet der Banu Amir und dem Felsland der Banu Sulaim lagerten. Von dort sandten sie Haram Ibn Milhan mit Muhammads (s.a.s.) Schreiben zu Amir Ibn At Tufail. Amir warf jedoch keinen Blick auf das Schreiben, sondern tötete den Mann und rief die Banu Amir zu Hilfe, um die Muslime zu töten. Als diese sich jedoch weigerten, die Sicherheitsgarantie von Abu Bara und seine Schutzzusage zu verletzen, rief Amir andere Stämme, ihn zu unterstützen. Sie zogen mit ihm aus, bis sie die Muslime in ihrem Lager umzingelt hatten. Als die Muslime sie sahen, griffen sie zu ihren Schwertern und kämpften, bis sie allesamt getötet wurden und niemand von ihnen überlebte außer Kab Ibn Zaid und Amr Ibn Umaija. In Kab steckte noch ein Lebensfunke, als Ibn At Tufail ihn liegen ließ, und er blieb am Leben und erreichte Medina. Dem Amr gewährte Amir Ibn At Tufail eine Freilassung, von der er glaubte, dass seine Mutter sie schuldete.
Amr traf bei der Rückkehr nach seiner Freilassung unterwegs zwei Männer und rechnete sie zu den Leuten, die seine Gefährten angegriffen hatten. Er wartete, bis sie schliefen, um sie dann anzugreifen und zu töten. Darauf setzte er seinen Weg fort, bis er Medina erreichte und unterrichtete den Gesandten (s.a.s.) über sein Tun. Es stellte sich heraus, dass die beiden Männer zu den Leuten von Abu Bara gehörten. Da mit ihnen beiden seitens des Gesandten Allahs ein Nachbarschaftsabkommen abgeschlossen worden war, gebot Muhammad (s.a.s.) dem Amr, das Blutgeld für sie zu entrichten.
Muhammad (s.a.s.) war ob der Gefallenen von Bir Mauna aufs heftigste erregt und zutiefst traurig und sagte: "Dies ist die Tat von Abu Bara, ich war damit nicht einverstanden und besorgt." Abu Bara war die Wortbrüchigkeit von Amir Ibn At Tufail ihm gegenüber unerträglich, bis sich schließlich sein Sohn Raba aufmachte und Amir mit dem Speer durchbohrte, um sich für seinen Vater an ihm zu rächen. Muhammads (s.a.s.) Trauer ging so weit, dass er einen ganzen Monat lang Allah (t.) nach dem morgendlichen Pflichtgebet anrief, für sie jene zu rächen, die sie getötet hatten. Die Muslime insgesamt waren betroffen über das Unglück, das ihren Religionsbrüdern zugestoßen war, wenn sie auch glaubten, dass sie alle den Märtyrertod gestorben waren und ihnen allen das Paradies gehöre.
Die Juden und Heuchler von Medina
Die Heuchler und die Juden von Medina nahmen das, was den Muslimen bei Ar Radschi und Bir Mauna zugestoßen war, zum Anlass, des Sieges der Kuraisch bei Uhud zu gedenken. Sie wollten den Sieg der Muslime über die Banu Asad in Vergessenheit geraten lassen und das Ansehen Muhammads (s.a.s.) und seiner Gefährten bei ihnen schwächen.
Der Prophet (s.a.s.) dachte in dieser Lage wie ein Politiker mit Scharfblick und weitreichender Voraussicht. Nichts war damals gefährlicher für die Muslime als dass ihre Stellung bei ihren Mitbürgern in Medina geschwächt würde. Nichts würde die Stämme der Araber so sehr gegen sie ermutigen wie diese innere Spaltung zu bemerken, die im Begriff war, einen Bürgerkrieg auszulösen, sollte jemand von seinen Nachbarn Medina überfallen. Sodann beobachtete er, dass die Juden und Heuchler nur darauf warteten, dass er ins Unglück gerate. Deshalb glaubte er, dass es nichts besseres gäbe, als sie dazu zu bringen, ihre Absichten offenzulegen.
Da die Juden der Banu An Nadir Verbündete der Banu Amir waren, ging er mit zehn führenden Muslimen - darunter Abu Bakr, Umar und Ali - zu ihrem Lager in der Nähe von Kuba und bat sie um ihre Unterstützung hinsichtlich des Blutgeldes der beiden Getöteten, die Amr Ibn Umaija irrtümlich und ohne zu wissen, dass sie unter Muhammads (s.a.s.) Schutz standen, getötet hatte.
Verschwörung der Juden gegen Muhammad (s.a.s.)
Als er ihnen dargelegt hatte, weshalb er gekommen war, äußerten sie Glück und Freude sowie Bereitschaft, seiner Bitte nachzukommen. Während sich aber ein Teil von ihnen zwanglos mit ihm unterhielt, sah er, wie die übrigen von ihnen sich verschwörten: Einer von ihnen ging zur Seite, und es erschien den Muslimen, als sprächen sie von der Ermordung von Kab Ibn Al Aschraf. Einer von ihnen (Amr Ibn Dschihasch Ibn Kab) betrat das Haus, gegen dessen Wand sich Muhammad (s.a.s.) lehnte. Da beunruhigte ihn ihr Verhalten, und es verstärkte seinen Verdacht, was er von ihren Gesprächen und Verschwörungen gegen ihn mitbekam.
Sofort verließ er seinen Platz und ließ seine Gefährten hinter sich in dem Glauben zurück, er habe sich irgendeiner Besorgung wegen erhoben. Die Juden dagegen verwirrte die Sache, und sie wussten nicht mehr, was sie zu Muhammads (s.a.s.) Gefährten sagen und was sie mit ihnen tun sollten. Sollten sie verräterisch an ihnen handeln, so würde Muhammad (s.a.s.) sie zweifellos aufs schlimmste rächen. Sollten sie sie aber in Ruhe lassen, war ihre Verschwörung gegen das Leben Muhammads (s.a.s.) und seiner Gefährten vielleicht noch nicht entdeckt worden, und der Vertrag zwischen ihnen und den Muslimen würde bestehen bleiben. Sie versuchten, ihren muslimischen Gästen ihren eventuellen Argwohn überzeugend zu zerstreuen, ohne dass sie etwas davon bemerkten.
Den Gefährten Muhammads (s.a.s.) wurde das Warten auf ihn jedoch zu lang, und so erhoben sie sich, um nach ihm zu sehen. Sie trafen einen von Medina kommenden Mann und erfuhren von ihm, dass Muhammad (s.a.s.) Medina bereits betreten und sich dort sogleich zur Moschee begeben habe. Da gingen sie zu ihm. Als er ihnen berichtete, was ihm am Verhalten der Juden und ihrer Entschlossenheit zum Verrat an ihm verdächtig erschienen war, und sie darauf aufmerksam gemacht wurden, was sie gesehen hatten, glaubten sie an den Scharfblick des Gesandten und an das, was ihm geoffenbart worden war.
Muhammad (s.a.s.) fordert die Banu An Nadir zur Auswanderung auf
Der Prophet ließ Muhammad Ibn Maslama zu sich rufen und sagte ihm: "Geh zu den Juden der Banu An Nadir und sage ihnen: "Der Gesandte Allahs hat mich zu euch gesandt, dass ihr mein Land verlassen sollt. Ihr habt den Vertrag, den ich mit euch geschlossen habe, gebrochen, da ihr Verrat an mir geplant habt. Ich gewähre euch eine Frist von zehn Tagen; wer danach gesehen wird, wird enthauptet." "
Die Banu An Nadir waren bestürzt und fanden nichts, sich gegen diese Rede zu verteidigen. Sie wussten darauf keine Antwort und sagten zu Ibn Maslama nur: "0 Muhammad, wir hätten nicht gedacht, dass damit ein Mann von den Al Aus kommen würde." Damit wiesen sie auf deren früheres Bündnis mit ihnen im Krieg gegen Al Chazradsch hin. Doch alles, was Ibn Maslama darauf entgegnete, war: "Die Herzen haben sich verändert."
Ibn Ubaij hetzt die Juden auf
Die Juden verbrachten einige Tage mit ihren Vorbereitungen, als zwei Gesandte von Abdullah Ibn Ubaij zu ihnen kamen und sagten: "Verlasst eure Häuser und euer Vermögen nicht und bleibt in euren Festungen. Ich habe zweitausend Mann von meinen Leuten und anderen Arabern bei mir, die mit euch eure Festung betreten und bereit sind, bis zum letzten von ihnen zu sterben, bevor jemand zu euch eindringt."
Die Banu An Nadir setzten sich mit Ibn Ubaijs Rede auseinander und waren äußerst ratlos. Es gab einige unter ihnen, die zu Ibn Ubaij nicht das geringste Vertrauen hatten. Hatte er nicht den Banu Kainuka zuvor ähnliches versprochen wie den Banu An Nadir heute, und als es dann ernst wurde, ließ er sie im Stich und wandte sich zur Flucht! Sie wussten, dass ihnen die Banu Kuraiza wegen der Abkommen zwischen ihnen und Muhammad (s.a.s.) nicht helfen würden. Außerdem würden sie nach dem Auszug von ihren Häusern nach Chaibar oder einem nahegelegenen Ort nach Jathrib zurückkehren können, um, wenn ihre Palmen Früchte trugen, ihre Datteln zu ernten und umzukehren. Sie hätten also nicht viel verloren.
Ihr Anführer Hujaij Ibn Achtab sagte: "Nein, ich werde vielmehr Muhammad ausrichten lassen: "Wir verlassen unsere Häuser und unser Vermögen nicht." Dann soll er tun, was er will. Wir haben lediglich unsere Festungen auszubessern und in sie hineinzuschaffen, was wir wollen, sowie unsere Straßen zu verbarrikadieren und Steine dorthin zu schaffen. Wir haben für ein Jahr genug Nahrung, und unser Wasser versiegt nicht. Muhammad wird uns kein volles Jahr belagern." Und so vergingen die zehn Tage, ohne dass sie ihre Häuser verlassen hätten.
Belagerung der Banu An Nadir
Da griffen die Muslime zu den Waffen und zogen gegen sie. Sie bekämpften sie zwanzig Tage lang, während derer immer, wenn sie eine Straße oder Häuser in ihre Gewalt bekamen, die Juden sich in die darunter liegenden Häuser zurückzogen und zuvor erstere selbst in Trümmer legten. Dann wies Muhammad (s.a.s.) seine Gefährten an, die Palmen der Juden zu fällen und zu verbrennen.
Die Juden, die so heftig an ihrem Vermögen hingen, hörten daraufhin auf, sich für den Kampf zu begeistern und Angriffe zu unternehmen. Die Juden wurden besorgt und riefen: "0 Muhammad, du hast Schlechtigkeiten untersagt und sie dem, der sie beging, vorgehalten. Wie also verhält es sich mit dem Fällen und Verbrennen der Palmen?!" Bei dieser Gelegenheit wurde die Rede des Erhabenen geoffenbart:
"Was ihr an Palmen fälltet oder auf ihren Wurzeln stehen ließet, so geschah es mit Erlaubnis Allahs , auf dass ER die Frevler erniedrige." (59, V.5)
Die Juden warteten vergeblich auf die Hilfe von Ibn Ubaij oder das Hinzukommen eines arabischen Stammes, der ihnen beistünde. Sie hatten keinen Zweifel mehr über ihr übles Los, sollten sie auf der Fortsetzung des Kampfes beharren. Als die Verzweiflung ihre Herzen mit Furcht erfüllte, baten sie Muhammad (s.a.s.), sich für ihr Vermögen, ihr Leben und ihre Nachkommen zu verbürgen, so dass sie aus Medina auswandern würden. Da schloss Muhammad (s.a.s.) mit ihnen einen Vergleich dahingehend, dass sie aus Medina ausziehen würden und ihnen für jeweils drei Männer ein Kamel zustünde, das sie nach eigenem Gutdünken mit Geld, Nahrung und Getränken beladen konnten, doch nichts darüber hinaus.
Auswanderung der Juden aus Medina
Die Juden zogen mit Hujaij Ibn Achtab an ihrer Spitze aus. Einige von ihnen ließen sich in Chaibar nieder, die übrigen zogen nach Adhriat in Asch Scham. Sie ließen für die Muslime umfangreiche Beute an Agrarprodukten zurück sowie Waffen, die sich auf fünfzig Rüstungen und dreihundertvierzig Schwerter beliefen. Das aufgegebene Land, das die Juden besessen hatten, war allerdings die beste Beute für die Muslime. Dieses Land wurde jedoch nicht zur Kriegsbeute gerechnet und deshalb nicht unter den Muslimen aufgeteilt. Es blieb dem Gesandten Allahs vorbehalten, der es nach Gutdünken verwenden konnte. Er verteilte es unter die ersten Muhadschirun, ohne die Ansar zu berücksichtigen, nachdem er einen Teil abgesondert hatte, dessen Ertrag er den Armen und Notleidenden vorbehielt. Dadurch wurden die Muhadschirun von der Hilfe der Ansar unabhängig und zogen mit ihnen an Wohlstand gleich. Von den Ansar wurden nur Abu Dudschana und Sahl Ibn Hunaif bei der Verteilung bedacht. Sie hatten Bedürftigkeit geltend gemacht, worauf ihnen Muhammad (s.a.s.) genauso viel wie den Muhadschirun gab. Von den Juden der Banu An Nadir nahmen lediglich zwei Männer den Islam ihres Vermögens wegen an, das sie somit behielten.
Es fällt einem nicht schwer, die Bedeutung des Sieges der Muslime und des Auszugs der Banu An Nadir aus Medina zu ermessen, zumal wir ja bereits darauf hingewiesen hatten, dass der Gesandte (s.a.s.) der Ansicht war, ihr Bleiben werde die wirkende Macht der Anfechtung fördern und die Heuchler veranlassen, jedes Mal, wenn die Muslime ein Übel getroffen habe, ihren Kopf zu heben; und es werde ein Bürgerkrieg drohen, sollte der Feind die Muslime überfallen, über den Auszug der Banu An Nadir wurde die Sura Al Haschr geoffenbart, in der es heißt:
"Hast du nicht die gesehen, die Heuchler sind? Sie sagen ihren Brüdern, die ungläubig unter dem Volk der Schrift sind: "Solltet ihr vertrieben werden, ziehen wir gewiss mit euch aus, und werden nie jemandem euch betreffend gehorchen; und solltet ihr bekämpft werden, wir werden euch gewiss helfen." Doch Allah bezeugt, dass sie sicherlich Lügner sind. Sollten sie vertrieben werden, ziehen sie nicht mit ihnen aus, und sollten sie bekämpft werden, helfen sie ihnen nicht; und sollten sie ihnen helfen, würden sie sicherlich den Rücken kehren, alsdann wird ihnen nicht geholfen. Ihr seid gewiss mehr in ihren Herzen gefürchtet als Allah ; dies, weil sie Leute sind, die nicht verstehen." (59, V. 11-13)
Danach fährt die Sura fort, den Glauben und seine Kraft zu erwähnen, den Glauben an Allah (t.) allein, außer dem die menschliche Seele, die sich ihres Wertes und ihrer Würde bewusst ist, keine Kraft kennt.
"ER ist Allah , außer DEM es keinen Gott gibt, ER kennt das Verborgene und das Sichtbare. ER ist Allah , außer DEM es keinen Gott gibt, der König, der Heilige, der absolut Fehlerfreie, der Bestätigende, der Beschützer, der Allmächtige, der Allgewaltige, der Majestätische. Hoch erhaben ist Allah über das, was sie IHM beigesellen. ER ist Allah , der Schöpfer, der Erschaffer, der Gestalter. SEIN sind die schönsten Namen. Es preist IHN, was in den Himmeln und auf Erden ist, und ER ist der Allmächtige, der Allweise." (59, V. 22-24)
Der Geheimschreiber des Propheten
Der Geheimschreiber des Propheten war bis zur Zeit des Auszugs der Banu An Nadir aus Medina jemand von den Juden, damit es ihm möglich war, so wie er wollte Briefe in hebräisch und syrisch zu versenden. Als nun die Juden auszogen, scheute sich der Prophet davor, einen Nicht-Muslim mit seinen Geheimsachen zu betrauen, und ordnete deshalb an, dass Zaid Ibn Thabit, einer der muslimischen Jugendlichen Medinas, die beiden genannten Sprachen erlerne. Er wurde der Geheimschreiber des Propheten in all dessen Angelegenheiten. Dieser Zaid Ibn Thabit war es auch, der den Qur´aan während des Kalifats von Abu Bakr zusammenstellen ließ und die Zusammenstellung überwachte, als die Lesarten während des Kalifats von Uthman variierten, und die Qur´aanausgabe Uthmans herausbrachte, während die übrigen Fassungen verbrannt wurden.
Medina kam nach dem Auszug der Banu An Nadir wieder zur Ruhe. Die Muslime fürchteten jetzt die Heuchler nicht mehr, und die Muhadschirun waren glücklich und zufrieden mit dem, was sie vom Land der Juden bekommen hatten. Und die Ansar freuten sich, dass die Muhadschirun von ihrer Unterstützung unabhängig geworden waren. Alle atmeten erleichtert auf. Es war eine Zeit der Ruhe, Stille und Friedlichkeit, in der sich alle, Muhadschirun und Ansar, entspannten.
So blieb es, bis ein Jahr seit Uhud vergangen war und Muhammad (s.a.s.) der Aussage von Abu Sufjan gedachte: "Ein Tag für den Tag von Badr und die Wiederkehr im kommenden Jahr" sowie Abu Sufjans Aufforderung an ihn, erneut bei Badr auf ihn zu treffen. Es war ein unfruchtbares Jahr, und Abu Sufjan wäre es recht gewesen, hätte er das Aufeinandertreffen auf ein anderes Jahr verschieben können. Doch sandte er Nuaim nach Medina, um den Muslimen zu sagen, dass die Kuraisch ein Heer zusammengestellt hätten, dem kein Heer der Araber standhalten könne, mit dem sie gegen sie Krieg führen und über sie eine endgültige Entscheidung herbeiführen würden, neben der das, was bei Uhud geschehen war, nichts darstelle.
Die Muslime zogen es vor, die Gefahr zu meiden. Viele zeigten Furcht davor, sich aufzumachen und nach Badr zu ziehen. Muhammad (s.a.s.) zürnte jedoch über diese Schwäche und dieses Zurückweichen und fuhr sie beschwörend an, er werde nach Badr gehen, und sei es allein.
Das zweite Badr
Nach dieser Äußerung heftigen Unmuts musste alles Zögern schwinden und alle Angst sich legen. Die Muslime griffen zu den Waffen und zogen nach Badr. Der Prophet setzte Abdullah Ibn Abdullah Ibn Ubaij Ibn Salul als Statthalter über Medina ein.
Die Muslime lagerten bei Badr, um kampfbereit auf die Kuraisch zu warten. Die Kuraisch verließen Mekka mit Abu Sufjan und mehr als zweitausend Mann. Doch zog es Abu Sufjan vor, nach zweitägiger Reise zurückzukehren. Er verkündete den Leuten: "0 ihr Kuraisch, nur ein fruchtbares Jahr gibt euch Erfolg, und dieses euer Jahr ist unfruchtbar; ich werde umkehren, so kehrt auch ihr um." Da kehrten die Leute um.
Muhammad (s.a.s.) blieb mit dem Heer der Muslime und wartete auf sie acht aufeinanderfolgende Tage, während derer die Muslime bei Badr Handel trieben und dabei Gewinne erzielten. Dann kehrten sie, über die Wohltat und Güte Allahs (t.) frohlockend, nach Medina zurück. Über dieses zweite Badr wurde die Rede des Erhabenen geoffenbart:
"Jene, die zu ihren Brüdern sagten, während sie zurückblieben: "Hätten sie auf uns gehört, wären sie nicht getötet worden." Sprich: "So wehret von euch den Tod ab, wenn ihr wahrhaft seid." Und halte jene, die auf dem Wege Allahs erschlagen wurden, nicht für tot; vielmehr werden sie als Lebende bei ihrem Herrn versorgt. Freudig über das, was ihnen Allah von SEINER Huld gab, und voller Freude über jene nach ihnen, die ihnen noch nicht nachgefolgt sind, auf dass keine Furcht über sie komme und sie nicht trauern. Sie sind voller Freude über die Gnade von Allah und Huld und dass Allah den Lohn der Gläubigen nicht verloren gehen lässt. Jene, die Allah und dem Gesandten Folge leisteten, nachdem sie die Wunde getroffen hatte, für jene von ihnen, die Gutes taten und gottesfürchtig waren, ist gewaltiger Lohn. Jene, zu denen die Leute sagten: "Die Leute haben sich gewiss bereits gegen euch versammelt, so fürchtet sie!" wurden nur stärker im Glauben, und sie sagten: "Es genügt uns Allah , und welch trefflicher Beschützer ist ER!" So kehrten sie mit Gnade von Allah und Huld zurück, ohne dass sie ein Übel getroffen hätte, und sie folgten dem Wohlgefallen Allahs , und Allah ist voll großer Huld. Nur der Satan ist derjenige, der seinen Freunden Furcht einflößt; so fürchtet sie nicht, sondern fürchtet MICH, so ihr Gläubige seid." (3, V.168-175)
So verwischte der zweite Kriegszug von Badr die Spur von Uhud völlig. Den Kuraisch blieb nichts anderes übrig, als ein weiteres Jahr abzuwarten, unter der Schande ihrer Feigheit leidend, die der Schande ihrer Niederlage beim ersten Kriegszug von Badr an Schwere um nichts nachstand
Der Kriegszug von Dhat Ar Rika
Muhammad (s.a.s.) verweilte in Medina, froh über die Hilfe Allahs (t.) für ihn und zufrieden mit dem, was die Muslime von ihrem Ansehen zurückgewonnen hatten. Er war jedoch ständig auf der Hut vor dem Überfall des Feindes und sandte seine Späher in alle Richtungen.
Auf diese Weise erfuhr er, dass sich eine Gruppe von Ghatatan im Nedschd gegen ihn mit Kriegsabsicht sammelte. Es war sein Plan, seinen Feind zu überraschen, bevor dieser Vorbereitungen zu seiner Verteidigung treffen konnte. Deshalb zog er mit vierhundert seiner Männer aus, bis sie bei Dhat Ar Rika zum Kampf antraten, wo die Banu Muharib und die Banu Thalaba von Ghatafan sich versammelt hatten. Als sie ihn sahen, wie er kriegsbereit ihr Lager angriff, zerstreuten sie sich und ließen ihre Frauen sowie ihr Hab und Gut zurück. Die Muslime luden auf, was sie konnten, und kehrten nach Medina zurück. Sie befürchteten jedoch, dass der Feind erneut gegen sie vorrücken könnte, und hielten deshalb Tag und Nacht Wache. Muhammad (s.a.s.) betete in dieser Situation das "Gebet in Furcht" mit ihnen: Eine Gruppe von ihnen blieb dem Feind zugewandt, fürchtend, er könne sie einholen, während die übrigen mit Muhammad (s.a.s.) zwei Raka für Allah (t.) beteten. Doch zeigte sich vom Feind keine Spur. Der Prophet und seine Gefährten kehrten nach ihrer fünfzehntägigen Abwesenheit nach Medina zurück und waren über ihren Sieg äußerst erfreut.
Der Kriegszug von Daumat Al Dschandal
Kurz darauf zog der Prophet zu einem anderen Kriegszug aus, dem Kriegszug von Daumat Al Dschandal. Daumat Al Dschandal ist eine Oase an der Grenze zwischen dem Hedschas und Asch Scham, die auf halbem Weg zwischen dem Roten Meer und dem Persischen Golf liegt. Muhammad (s.a.s.) begegnete keinen Stämmen, die er dort bekämpfen wollte und die die Karawanen überfallen hatten. Denn kaum dass sie seinen Namen hörten, packte sie die Angst. Sie wandten sich zur Flucht und ließen für die Muslime zurück, was diese an Beute fortschaffen konnten.
Man kann aus der geographischen Lage von Daumat Al Dschandal die Reichweite des Einflusses Muhammads (s.a.s.) und seiner Gefährten ersehen und wie weit ihre Macht und die Furcht auf der Halbinsel vor ihnen ging. Man kann daraus ferner ersehen, wie die Muslime bei ihren Kriegszügen etliche Mühen auf sich nahmen: Hitze, Dürre und Wassermangel, ja selbst den Tod verachtend. Es trieb sie eine einzige Sache zu diesem Sieg und Triumph, welche der Grund für ihre moralische Kraft war: der Glaube an Allah (t.) allein, DER keinen Teilhaber hat.
Danach war für Muhammad (s.a.s.) die Zeit gekommen, einige Monate in Medina zur Ruhe zu gelangen und auf das Zusammentreffen mit den Kuraisch im kommenden Jahr - im fünften Jahr nach der Hidschra - zu warten. Auf Geheiß seines Herrn befasste er sich damit, die gesellschaftliche Ordnung der entstehenden islamischen Gemeinschaft auszubauen. Eine Ordnung, die sich damals auf einige Tausend erstreckte, um später Millionen und Hunderte von Millionen zu umfassen. Er führte die Vollendung dieser gesellschaftlichen Ordnung mit Genauigkeit und vortrefflicher Politik durch. Einen Teil offenbarte ihm davon sein Herr, und alles andere legte er so fest, dass es mit dem Befehl der Offenbarung und ihren Lehren übereinstimmte. Er begründete durch diese ins Einzelne gehenden Darlegungen, was damals Gegenstand der Verehrung durch seine Gefährten war und danach Generationen und Zeiten hindurch Gültigkeit behielt und keine Falschheit enthält.