21. Chaibar und die Gesandten an die Könige
Drei Wochen nach dem Friedensabkommen zwischen ihnen und den Kuraisch, nach dem die Muslime Mekka nicht im selben Jahr, sondern erst im folgenden betreten durften, kehrten Muhammad (s.a.s.) und die Muslime von Al Hudaibija nach Medina zurück. Innerlich hatten sie etwas gegen diesen Vergleich, den einige von ihnen nicht mit der Ehre der Muslime für vereinbar hielten. So wurde die Sura Al Fath geoffenbart, als sie unterwegs waren, und der Prophet rezitierte sie ihnen.
Während ihres Aufenthaltes bei Al Hudaibija und nach ihrer Rückkehr dachte Muhammad (s.a.s.) darüber nach, was er tun sollte, um die Festigkeit seiner Gefährten und die Verbreitung seines Aufrufes zu verstärken. Das Ergebnis seiner Überlegungen war das Entsenden seiner Gesandten zu Heraklius, Chosroes, Al Mukaukis*, dem Negus von Abessinien sowie zu Al Harith von Ghassan und dem Statthalter von Chosroes im Jemen. Ein weiteres Resultat Muhammads (s.a.s.) Überlegungen war die Notwendigkeit der endgültigen Beendigung der Macht der Juden auf der arabischen Halbinsel.
* Erzbischof von Alexandria
Das Reifen des islamischen Rufs
Tatsächlich gelangte der islamische Ruf zu jener Zeit bereits zu einer Reife, die ihn zur Religion der Menschen insgesamt werden ließ. Er blieb nicht beim Bekenntnis zum Einssein Allahs (t.) und der daraus folgenden religiösen Pflichten stehen, sondern umfasste darüber hinaus alle Arten gesellschaftlicher Aktivitäten - was dem erhabenen Gedanken des Glaubens an das Einssein Allahs (t.) entsprach und den daran Glaubenden in die Lage versetzte, die Stufe menschlicher Vollkommenheit zu erreichen und das höchste Ideal im Leben zu verwirklichen. Deshalb wurden Vorschriften über viele gesellschaftliche Angelegenheiten geoffenbart.
Das Verbot des Alkohols
Die Biographen sind sich über den Zeitpunkt des Alkoholverbots uneinig. Einige meinen, es sei im vierten Jahr nach der Hidschra gewesen; die meisten vertreten jedoch die Ansicht, dass es im Jahr von Al Hudaibija war. Der dem Alkoholverbot zugrunde liegende Gedanke ist gesellschaftlicher Natur und hängt nicht unmittelbar mit dem Glauben an das Einssein Allahs (t.) zusammen. Nichts beweist dies besser als die Tatsache, dass das Verbot als Qur´aanvers erst etwa zwanzig Jahre nach der Entsendung des Propheten geoffenbart wurde und die Muslime bis zur Offenbarung des Verbots Alkohol tranken. Und nichts beweist dies besser als die Tatsache, dass das Verbot nicht definitiv auf einmal, sondern in mehreren Etappen geoffenbart wurde. Dies ließ die Muslime den Alkoholgenuss vermindern, bis das endgültige Verbot da war und sie gar keinen Alkohol mehr tranken.
Es wird über Umar Ibn Al Chattab berichtet, dass er nach dem Alkohol fragte und sagte: "0 Allah , gib uns darüber Klarheit", worauf die Aya geoffenbart wurde:
"Sie fragen dich nach dem Alkohol und Losspiel. Sprich: "In beiden liegen großes Übel und Nutzen für die Menschen, doch beider Übel ist größer als beider Nutzen." " (2, V.219)
Doch als die Muslime nach dieser Aya nicht aufhörten und mancher von ihnen sich die ganze Nacht dem Trinken hingab, so dass er, wenn er betete, nicht wusste, was er sagte, bat Umar erneut: "0 Allah , gib uns über den Alkohol Klarheit, denn er raubt Verstand und Geld." Da wurde die Aya geoffenbart:
"0 ihr, die ihr glaubt, nähert euch nicht dem Gebet, wenn ihr berauscht seid, auf dass ihr wisst, was ihr sagt." (4, V. 43)
Von diesem Tag an rief der Gebetsrufer des Propheten zur Gebetszeit aus:
"Kommt nicht berauscht zum Gebet!" Obwohl dies die weitere Einschränkung des Trinkens verlangte und auch weitreichende Wirkung in dieser Richtung zeigte, indem die meisten veranlasst wurden, so wenig wie möglich zu trinken, sagte Umar nach einiger Zeit erneut: "0 Allah , gib uns abschließend über den Alkohol Klarheit, denn er raubt Verstand und Geld." Umar konnte das ruhig sagen, denn die Araber - und mit ihnen die Muslime - wurden durch das Trinken streitsüchtig, und sie ergriffen sich gegenseitig bei den Bärten und schlugen einander auf die Köpfe.
Einige luden eine Gruppe zum Essen und Trinken ein, und als sie betrunken waren, kam das Gespräch auf die Muhadschirun und die Ansar, und einer von ihnen ergriff leidenschaftlich für die Muhadschirun Partei. Da nahm ein fanatischer Ansar einen Schädelknochen des Kamels, von dem sie aßen, und verletzte damit die Nase des Muhadschir.
Zwei Stämme betranken sich, stritten miteinander und schlugen aufeinander ein. Hass machte sich unter ihnen breit, obwohl sie zuvor beste Freunde gewesen waren. Da wurden die Worte des Erhabenen geoffenbart:
"0 ihr, die ihr glaubt, der Alkohol, das Losspiel, die Götzenbilder und die Orakelpfeile sind fürwahr ein Gräuel vom Werk des Satans. So meidet es, vielleicht habt ihr Erfolg. Der Satan will durch Alkohol und Losspiel nur Feindschaft und Hass unter euch säen und euch vom Gedenken Allahs und vom Gebet abhalten. Hört ihr denn also auf?" (5, V.90-91)
Kaum hörte der Wirt Anas am Tag, da der Alkohol verboten wurde, den Ausrufer das Verbot verkünden, schüttete er sofort allen Alkohol weg. Doch einigen Menschen gefiel dieses Verbot nicht, und sie sagten: "Soll der Alkohol ein Gräuel sein, wo er sich in den Bäuchen von einigen derer befindet, die in der Schlacht von Uhud und in der Schlacht von Badr fielen?!" Da wurden die Worte des Erhabenen geoffenbart:
"Diejenigen, die glauben und rechtschaffen handeln, trifft keine Sünde in dem, was sie aßen, wenn sie nur gottesfürchtig waren und glaubten und rechtschaffen handelten und abermals gottesfürchtig waren und glaubten, und nochmals gottesfürchtig waren und Gutes taten. Und Allah liebt die, die Gutes tun." (5, V.93)
Die Güte und Barmherzigkeit, die der Islam gebot, die guten Werke, zu denen er aufrief, die in seinen Anbetungshandlungen enthaltene Übung der Seele und des Charakters sowie die Verbeugung und Niederwerfung im Gebet, die zum Ausmerzen der Verblendung des Herzens führen - all das machte ihn zur natürlichen Vollendung der vorangegangenen Religionen und bewirkte, dass die Einladung zu ihm sich an alle Menschen richtet.
Rom und Persien
Chosroes und Heraklius standen damals an der Spitze Persiens bzw. Roms, der beiden mächtigsten Staaten ihrer Zeit, die die Politik der Welt und das Geschick all ihrer Nationen bestimmten. Wie wir bereits sahen, herrschte zwischen beiden Staaten Krieg mit wechselnden Erfolgen. Zunächst war Persien siegreich und besetzte Palästina und Ägypten, nahm Jerusalem in Besitz und schaffte daraus das Kreuz fort. Dann wandte sich das Blatt gegen Persien, und die römische Fahne wehte erneut über Ägypten, Syrien und Palästina. Heraklius holte das Kreuz zurück, nachdem er gelobt hatte, im Falle seines Sieges werde er zu Fuß nach Jerusalem pilgern, um das Kreuz dort an seinen Platz zurückzubringen.
Wenn man die Stellung der beiden Staaten in Erwägung zieht, fällt es leicht zu ermessen, welche Furcht und welchen Respekt die Erwähnung ihrer Namen den Menschen einflößte. Kein Staat dachte daran, ihnen entgegenzutreten, und niemandem kam etwas anderes in den Sinn, als um ihre Gunst zu werben. Wenn das also die Lage der damals bekannten Länder der Erde war, so musste es erst recht auf Arabien zutreffen. Der Jemen und der Irak standen unter persischem, Ägypten und Asch Scham unter dem Einfluss des Heraklius. Der Hedschas und der Rest der arabischen Halbinsel lagen im Einflussbereich beider Imperien. Das Leben der Araber hing vom Handel mit dem Jemen und mit Asch Scham ab. Deshalb waren sie unbedingt auf das Umwerben von Chosroes und Heraklius angewiesen, damit sie ihren Handel durch ihre Herrschaft über sie nicht zugrunde richteten. Sodann bestanden die Araber lediglich aus Stämmen, die die Feindschaft untereinander mal verstärkten und mal wieder beilegten. Sie bildeten aber keinen Zusammenhalt untereinander, der sie zu einer politischen Einheit geformt hätte, die daran denken konnte, dem Einfluss der beiden mächtigen Staaten Einhalt zu bieten.
Es war deshalb erstaunlich, dass Muhammad (s.a.s.) damals daran dachte, seine Gesandten zu den beiden mächtigen Königen sowie nach Ghassan, in den Jemen, nach Ägypten und nach Abessinien zu schicken. Er rief sie zu seiner Religion auf, ohne die sich aus seinem Handeln möglicherweise ergebenden Folgen zu fürchten, die vielleicht die Unterwerfung unter das Joch Persiens oder Roms für Arabien bedeuten würden.
Die Gesandten Muhammads (s.a.s.)
Muhammad (s.a.s.) zögerte jedoch nicht, all diese Herrscher zur Religion der Wahrheit einzuladen. Vielmehr ging er eines Tages zu seinen Gefährten und sagte: "0 ihr Leute, Allah hat mich fürwahr als Barmherzigkeit für alle Menschen entsandt, so streitet euch nicht über mich wie die Jünger sich über Jesus, den Sohn der Maria, gestritten haben." Seine Gefährten fragten: "Wie stritten sich die Jünger, o Gesandter Allahs ?" Er erwiderte: "Er rief sie zu dem auf, wozu ich euch aufrief. Wen er nun in die nähere Umgebung entsandte, der gab sich zufrieden und zustimmend; wen er aber weit weg schickte, der zeigte Widerwillen und Ablehnung."
Dann erwähnte er ihnen gegenüber, dass er zu Heraklius, Chosroes, Al Mukaukis, Al Harith von Ghassan, dem König von Hira, Al Harith Al Chimjari, dem König des Jemen, und zum Negus von Abessinien schicken werde, um sie zum Islam aufzurufen. Seine Gefährten äußerten sich zustimmend. Ein Siegel aus Silber wurde für ihn angefertigt, in dem "Muhammad , der Gesandte Allahs " eingraviert wurde. Es wurde mit seinen Schreiben verschickt, in denen er sagte, was wir als Beispiel aus seinem Brief an Heraklius zitieren:
"Im Namen Allahs , des Allerbarmers, des Barmherzigen. Von Muhammad, dem Diener Allahs , an Heraklius, den Imperator Roms. Friede sei mit dem, der der Rechtleitung folgt. Ich lade dich zur Religion des Islam ein: Werde Muslim, dann bist du sicher, und Allah gibt dir doppelten Lohn; wenn du dich aber abwendest, so lastet auf dir die Sünde deiner Untergebenen.
"0 Volk der Schrift, kommt herbei zu einem Wort, das gleich ist zwischen uns und euch: dass wir niemandem dienen außer Allah und IHM nichts beigesellen und dass nicht die einen von uns die anderen als Herren annehmen anstelle Allahs . Doch wenn sie sich abwenden, so sagt: Bezeugt, dass wir Muslime sind." (3, V. 64)"
Das Schreiben an Heraklius übergab er dem Dihja Ibn Chalifa Al Kalbi, das Schreiben an Chosroes dem Abdullah Ibn Hudhafa As Sihmi, das Schreiben an den Negus dem Umar Ibn Umaija Ad Damri, das Schreiben an Al Mukaukis dem Hatib Ibn Abu Baltaa, das Schreiben an die Könige von Umman dem Amr Ibn Al As As Sihmi, das Schreiben an die Könige von Al Jamama dem Salit Ibn Amr, das Schreiben an den König von Bahrain dem Al Ala Ibn Al Hadrami, das Schreiben an Al Harith von Ghassan, den König über die Grenzgebiete von Asch Scham, dem Schudscha Ibn Wahb Al Asadi und das Schreiben an Al Harith Al Himjari, den König des Jemen, dem Al Muhadschir Ibn Umaija Al Machzumi. Sie alle zogen los, ein jeder in die Richtung, in die der Prophet ihn geschickt hatte. Der Aussage der meisten Historiker zufolge zogen sie gleichzeitig los, einigen zufolge zu verschiedenen Zeiten.
Persien und Byzanz
Ist es nicht höchst erstaunlich, dass Muhammad (s.a.s.) diese Boten entsandte! Ist es nicht äußerst überraschend, dass danach keine dreißig Jahre vergingen, bis diese Länder, zu denen Muhammad (s.a.s.) seine Gesandten geschickt hatte, von den Muslimen erobert wurden und die meisten von ihnen den Islam annahmen! Diese Überraschung legt sich jedoch, wenn man bedenkt, dass diese beiden gewaltigen Imperien, die die damalige Welt zu kultivieren behaupteten und deren Zivilisation in der ganzen Welt dominierte, miteinander nur um den materiellen Sieg stritten, während die geistige Kraft in beiden bereits völlig geschwächt war und immer mehr verschwand.
Persien war in Götzentum und Mazdaglauben aufgeteilt. Das Christentum von Byzanz wurde durch verschiedene Schulen und Sekten in Unruhe versetzt, und es blieb kein reiner Glaube mehr, der die Herzen bewegte und stärkte. Stattdessen traten an seine Stelle Riten und gedankenlose Übernahme, womit die Geistlichen das Denken der Massen kontrollierten, um sie zu beherrschen und auszunutzen. Die neue Botschaft hingegen, zu der Muhammad (s.a.s.) aufrief, war absolut geistiger Natur und hob die Menschheit zu ihrer höchsten Stufe. Wo immer Materielles und Geistiges zusammentreffen und wo immer die Sorgen um die Gegenwart und die Hoffnung auf das ewige Leben einander gegenüberstehen, verliert das Materielle und gibt die Gegenwart nach.
Darüber hinaus hatten Persien und Byzanz trotz ihrer Macht die Kraft der Initiative und die Fähigkeit der Kreativität bereits verloren. Sie waren in den Bereichen des Denkens, des Wahrnehmens und des Handelns auf eine Ebene blinder Übernahme und Imitation der Vorfahren herabgesunken und hielten alles Neue für eine Neuorientierung und jede Neuorientierung für ein Abweichen von der Wahrheit. Die menschliche Gesellschaft - das Individuum sowie alles Lebende - erneuert sich jedoch täglich. Entweder bleibt sie jung, und dann wäre ihre Erneuerung ein schöpferischer Akt und eine Bereicherung im Leben, oder der Höhepunkt wäre bereits erreicht, und dann würde sich die Kraft des Neuschaffens nicht erneuern, so dass sie das Kapital des Lebens verbrauchte und ihr Leben dadurch beständig abnähme und seinem Ende entgegenginge. Der Werdegang der menschlichen Gesellschaft, die diese Stufe des Verfalls erreicht hat, ist, dass eine außenstehende Gesellschaftsstruktur, die Jugendlichkeit und Leben enthält, sie aufs Neue aufbaut.
Ein solch außenstehender Faktor, der mit Kraft und jugendlichem Leben erfüllt war, kam in Bezug auf Persien und Byzanz nicht von China oder Indien her, auch nicht von Mitteleuropa - dieser Faktor war vielmehr Muhammad (s.a.s.). Seine Botschaft war in ihrer jugendlichen Unverbrauchtheit geeignet, diesen Menschen, deren Inneres durch die blind übernommenen religiösen Traditionen und den bestehenden Aberglauben anstelle von Glauben und Überzeugung zerstört war, Vitalität zurückzugeben, die sie erneuerte und zum Leben zurückführte.
Synthese von Geist und Körper im Islam
Die Fackel des neuen Glaubens, die die Seele des Gesandten Muhammad (s.a.s.) erleuchtete, und die Kraft seiner Seele, die jede Kraft übertraf, waren es, die ihn dazu bewegten, jene Botschafter auszusenden, die die Machthaber der Erde zum Islam einluden. Zur Religion der Wahrheit und Vollkommenheit, zur Religion Allahs (t.) , des Glorreichen. Sie riefen zu einer Religion auf, die Verstand und Herz die Freiheit gibt, zu schauen und zu begreifen. Sie gab dem Menschen sowohl in der Glaubenswelt als auch in der Gesellschaftsordnung allgemeine Grundlagen, die die Kräfte des Geistes und des Körperlichen, das den Geist in sich trägt, nebeneinander gleichwertig sein lassen und dadurch den Menschen größtmögliche Kraft gegenüber dem Leben verleihen. Eine Kraft, der weder der Makel der Schwäche noch der Überheblichkeit anhaftet. Dank dieser Ordnung bringen sie die menschliche Gesellschaft auf die höchste für sie bereitete Ebene, nachdem sie die ihr unter allen Lebewesen des Kosmos vorgeschriebenen Entwicklungen durchgemacht hat.
Das endgültige Ende der Juden auf der Halbinsel
Sandte nun Muhammad (s.a.s.) seine Botschafter zu jenen Königen, während er noch immer den Verrat der Juden fürchtete, die weiterhin im Norden Medinas lebten? Zwar hatte er das Abkommen von Al Hudaibija geschlossen, aufgrund dessen er vor den Kuraisch und vor dem gesamten Süden sicher war. Er würde jedoch niemals vor dem Norden sicher sein, denn Heraklius oder Chosroes könnten die Hilfe der Juden von Chaibar ersuchen sowie in ihnen die alte Rachsucht wecken und sie an ihre Religionsbrüder von den Banu Kuraiza, Banu An Nadir und Banu Kainuka erinnern. Muhammad (s.a.s.) hatte sie ja aus ihren Wohnstätten vertrieben, nachdem er sie dort belagert und bekämpft sowie einige von ihnen getötet und ihr Blut vergossen hatte.
Die Juden waren ihm gegenüber feindseliger als die Kuraisch, da sie stärker als diese von Verlangen nach ihrer Religion erfüllt und intelligenter und gelehrter waren. Es war nicht leicht für ihn, mit ihnen ein Friedensabkommen wie das von Al Hudaibija zu schließen, und auch nicht, Vertrauen zu ihnen zu haben, nachdem zwischen ihm und ihnen Streitigkeiten stattgefunden hatten, in denen sie nie die Oberhand behalten hatten. Was käme ihnen also mehr gelegen, als sich zu rächen, wenn sie seitens des Heraklius Unterstützung fänden. Es war somit unvermeidlich, der Macht dieser Juden ein endgültiges Ende zu setzen, so dass sie in Arabien nie wieder Widerstand leisten könnten. Und es war wichtig, sich damit zu beeilen, damit sie keine Zeit fänden, bei den Ghatafan oder bei anderen mit ihnen verbündeten und mit Muhammad (s.a.s.) verfeindeten Stämmen um Unterstützung zu bitten.
Der Kriegszug gegen Chaibar
Und so handelte Muhammad (s.a.s.). Einer Überlieferung zufolge blieb er nach seiner Rückkehr von Al Hudaibija nicht länger als fünfzehn Tage in Medina, einer anderen Überlieferung zufolge einen Monat. Dann befahl er den Leuten, sich auf den Kriegszug gegen Chaibar vorzubereiten, auf den ihn nur die begleiten sollten, die bei Al Hudaibija dabei waren, oder Freiwillige, denen keine Beute zustehen würde. Die Muslime zogen mit 1600 Mann, darunter einhundert Reiter, aus. Und ein jeder von ihnen vertraute auf den Sieg von Allah (t.) - der Worte des Erhabenen in der Sura Al Fath eingedenk, die anlässlich des Abkommens von Al Hudaibija geoffenbart worden waren:
"Die Zurückbleibenden werden sagen, wenn ihr loszieht, um Beute zu machen: "Lasset uns euch folgen." Sie wollen die Rede Allahs ändern. Sprich "Ihr werdet uns nicht folgen. So sprach Allah zuvor." Doch sie werden sagen: "Ihr beneidet uns ja nur." Doch sie verstehen nur wenig, "(48, V.15)
Die Strecke zwischen Chaibar und Medina legten sie in drei Tagen zurück. Die Bewohner Chaibars bemerkten sie gar nicht, so dass die Muslime die Nacht vor ihren Festungen zubringen konnten. Am Morgen wollten die Arbeiter von Chaibar mit ihren Arbeitsgeräten und Körben auf ihre Felder ziehen. Als sie das Heer der Muslime sahen, kehrten sie schreiend um: "Da ist Muhammad mit seinem Heer!" Als der Gesandte ihre Worte hörte, sagte er "Chaibar ist vernichtet; wenn wir das Gebiet der Leute betreten, dann erwartet diejenigen, die gewarnt wurden, ein übler Morgen."
Die Erwägungen der Juden
Die Juden von Chaibar hatten den Kriegszug Muhammads (s.a.s.) zwar erwartet und sich gewünscht, Wege zu finden, ihm zu entgehen. Einige rieten ihnen, schnell einen Block aus ihnen und den Juden von Wadi Al Kura und Taima zu bilden, um Jathrib anzugreifen, ohne sich dabei auf die arabischen Stämme verlassen zu müssen. Andere fanden es besser, mit dem Gesandten ein Bündnis zu schließen - in der Hoffnung, dies werde bei den Muslimen, insbesondere bei den Ansar, den gewonnenen Eindruck auslöschen, dass sie sie hassten, zumal ja Hujaij Ibn Achtab und eine Gruppe der Juden sich beim Kriegszug von Al Chandak daran beteiligt hatten, die Araber aufzuhetzen, in Medina einzudringen und es gewaltsam einzunehmen.
Doch die Seelen beider Seiten waren übervoll, so dass die Muslime sogar schon vor dem Kriegszug gegen Chaibar von den Führern Chaibars Sallam Ibn Abu Al Hukaik und Al Jasir Ibn Razzam getötet hatten. Deswegen standen die Juden ständig mit den Ghatafan in Verbindung und baten sie sogleich um Hilfe, als sie von Muhammads (s.a.s.) Entschluss hörten, gegen sie einen Kriegszug zu unternehmen. Die Überlieferer sind sich hinsichtlich des Verhaltens der Ghatafan uneinig, ob sie ihnen halfen oder ob das Heer der Muslime sie von Chaibar zurückhielt.
Die Stärke der beiden kämpfenden Streitmächte
Ob nun die Ghatafan den Juden halfen oder ob sie sich zurückhielten, nachdem Muhammad (s.a.s.) ihnen einen Teil der Beute versprochen hatte - dies war eine der größten Schlachten. Die jüdischen Massen in Chaibar waren die stärksten, vermögendsten und waffenreichsten israelitischen Gruppen. Doch die Muslime glaubten, dass der Wettstreit zwischen der Religion Mose und der neuen Religion doch ihren vollkommenen Sieg verhindern werde, solange den Juden auf der Halbinsel Macht verblieb. Deshalb rückten sie todesmutig und ohne geringstes Zögern vor.
Die Kuraisch und die ganze arabische Halbinsel beobachteten diesen Kriegszug mit Spannung. Einige der Kuraisch schlössen über den Ausgang der Schlacht und darüber, wer siegen werde, sogar Wetten ab. Viele der Kuraisch erwarteten, dass sich das Blatt gegen die Muslime wenden würde, denn man kannte die Stärke der Festungen Chaibars, die auf Felsen und Bergen erbaut waren, und die ausgeprägte Kriegs- und Kampfeserfahrung ihrer Bewohner.
Belagerung der Festungen von Chaibar
Die Muslime standen in vollkommener Ausrüstung vor den Festungen von Chaibar bereit. Die Juden berieten sich untereinander. Ihr Führer Sallam Ibn Mischkam riet ihnen, ihr Vermögen und ihre Kinder in die beiden Festungen Al Watih und As Sulalim und ihre Munition in die Festung Naim zu bringen. Die Kämpfer und Krieger betraten die Festung Nata und mit ihnen Sallam Ibn Mischkam, um sie zum Krieg anzuspornen.
Die beiden Heere trafen bei der Festung Nata aufeinander und kämpften aufs heftigste, und man sagt sogar, dass die Zahl der verwundeten Muslime an diesem Tag fünfzig erreichte. Und wie groß war erst die Zahl der verwundeten Juden! Sallam Ibn Mischkam kam um, und Al Harith Ibn Abu Zainab übernahm die Führung der Juden. Er verließ die Festung Naim, um zum Kampf mit den Muslimen anzutreten. Doch die Banu Al Chazradsch drängten ihn zurück und zwangen ihn, zur Festung zurückzukehren. Die Muslime zogen den Belagerungsring um die Festungen Chaibars enger, und die Juden verteidigten sich todesmutig in dem Glauben, dass ihre Niederlage gegenüber Muhammad (s.a.s.) das endgültige Ende der Kinder Israel in Arabien bedeuten würde.
Die Eroberung der Festungen
Die Tage vergingen. Da schickte der Gesandte Abu Bakr mit dem Banner zur Festung Naim, um sie zu erobern. Doch nach einem erfolglosen Kampf kehrte er zurück. Der Gesandte schickte am nächsten Morgen Umar Ibn Al Chattab, dem es genauso erging wie Abu Bakr. Da rief der Gesandte den Ali Ibn Abu Talib zu sich und sagte zu ihm: "Nimm dieses Banner und ziehe damit los, auf dass Allah dir den Sieg schenke."
Ali zog mit dem Banner los. Als er sich der Festung näherte, kamen ihre Bewohner zu ihm heraus und bekämpften ihn. Ein Mann von den Juden schlug ihn so, dass er seinen Schild aus der Hand verlor. Da hob Ali ein Tor aus, das in der Festung angebracht war. Dieses blieb während des Kampfes als Schild in seiner Hand, bis er die Festung erobert hatte. Dann benutzte er das Tor als Brücke, über die die Muslime ins Innere der Festung einzogen. Die Festung Naim fiel, nachdem ihr Führer Al Harith Ibn Abu Zainab gefallen war. All dies weist auf die Todesverachtung der Juden vor dem Kampf und auf das verzweifelte Bemühen der Muslime bei der Belagerung und Offensive hin.
Nach der Festung Naim eroberten die Muslime die Festung Al Kamus nach heftigem Kampf und nachdem ihr Vorrat bedenklich abgenommen hatte. Einige der Muslime klagten deswegen Muhammad (s.a.s.) ihr Leid und baten ihn um etwas, womit sie ihren Hunger stillen konnten. Doch er fand nichts, was er ihnen hätte geben können. So erlaubte er ihnen, Pferdefleisch zu essen. Einer der Muslime sah eine Schafherde in eine der Festungen der Juden ziehen und brachte zwei Schafe an sich, die sie schlachteten und verzehrten. Nachdem sie allerdings die Festung von As Sab Ibn Muadh erobert hatten, nahm ihre Not ab, da sie in ihr reichlich Nahrung fanden, die ihnen die weitere Bekämpfung der Juden und ihre Belagerung in ihren übrigen Festungen ermöglichte.
Der Todesmut der Juden
Während all dessen gaben die Juden keinen Flecken Land und keine Festung auf, ohne sie heldenhaft verteidigt zu haben, bis ihnen angesichts der Angriffswut der Muslime keine Kraft mehr blieb.
Der Jude Marhab kam aus einer Festung heraus, nachdem er seine Waffen für den Krieg gesammelt und seine Ausrüstung vervollständigt hatte. Er rezitierte aus dem Stegreif folgende Ayat:
"Chaibar weiß, dass ich Marhab bin,
ein gefürchteter Held, der die Waffen erhebt.
Mal steche und mal schlage ich zu,
wenn die Löwen sich wütend nähern.
Niemand nähert sich meinem Bereich;
wer mich kennt, weicht vor meinem Angriff zurück."
Da rief Muhammad (s.a.s.) seinen Gefährten zu: "Wer will sich mit ihm messen?" Da sagte Muhammad (s.a.s.) Ibn Maslama: "Ich bin ihm gewachsen, o Gesandter Allahs . Ich bin bei Allah jemand, der darauf aus ist, Vergeltung zu üben! Mein Bruder wurde gestern getötet." Mit Erlaubnis des Propheten trat er gegen ihn an. Sie stürzten aufeinander los, und Marhab hätte ihn beinahe getötet. Doch Ibn Maslama schützte sich mit dem Schild vor dessen Schwert, bis das Schwert darin fest stak. Muhammad (s.a.s.) Ibn Maslama schlug darauf auf ihn ein, bis er ihn getötet hatte.
So war dieser Krieg zwischen den Juden und den Muslimen mörderisch und grausam. Die fast uneinnehmbaren Festungen der Juden machten ihn noch heftiger und unerbittlicher.
Die Verzweiflung der Juden
Die Muslime belagerten die Festung Az Zubair über einen langen Zeitraum und kämpften heftig bei ihr. Dennoch konnten sie sie erst erobern, als sie sie von der Wasserzufuhr abgeschnitten und die Juden in ihr gezwungen hatten, sie zu verlassen und die Muslime in Kämpfe zu verwickeln. Das Ende war, dass sich die Juden schließlich zur Flucht wandten. So begannen die Festungen eine nach der anderen den Muslimen in die Hände zu fallen, bis diese Al Watih und As Sulalim im Gebiet Al Katiba erreichten, die die letzten beiden sicheren Festungen der Juden waren. Da überkam die Juden die Verzweiflung. Nachdem der Prophet all ihr Vermögen in Asch Schikk, Nata und Al Katiba erlangt hatte, flehten sie unter der Bedingung, dass er ihr Blut schone, um ein Friedensabkommen. Muhammad (s.a.s.) willigte ein und ließ sie auf ihrem Grund und Boden, der aufgrund der Eroberung an ihn überging. Die Hälfte seines Ertrages sollten sie für ihre Arbeit bekommen.
Das Friedensabkommen von Chaibar und der Zusammenbruch seiner politischen Macht
Muhammad (s.a.s.) behandelte die Juden von Chaibar anders als die Banu Kainuka und die Banu An Nadir, als er sie von ihrem Land vertrieben hatte. Denn durch den Fall von Chaibar war er vor Beeinträchtigungen durch die Juden sicher. Und er war überzeugt, dass sie sich danach nie wieder erheben würden. Zudem waren für die Gärten, Äcker und Palmen in Chaibar viele Arbeitskräfte für die Nutzung und gute Durchführung des Anbaus erforderlich. Wenn auch die Ansar von Medina Leute des Ackerbaus waren, erforderte ihr Land dort ihre Arme, so wie der Prophet seine Heere für den Krieg benötigte. Deshalb war er nicht damit einverstanden, sie für den Ackerbau zurückzulassen.
So setzten die Juden von Chaibar ihre Arbeit fort, nachdem ihre politische Macht so sehr gebrochen war, dass es ihren Aktivitäten schadete. Chaibar ging hinsichtlich des Ackerbaus trotz der guten Behandlung seiner Bevölkerung durch den Propheten und trotz der Gerechtigkeit seines Emissärs Abdullah Ibn Rawaha bei der jährlichen Zuteilung unter ihnen schnell zugrunde und verödete. Es gehörte zur guten Behandlung des Propheten gegenüber den Juden von Chaibar, dass er, als die Muslime bei ihrem Kriegszug einige Seiten der Tora erbeutet hatten und die Juden ihre Rückgabe verlangten, befahl, sie ihnen auszuhändigen. Er verhielt sich weder wie die Römer, als diese Jerusalem erobert und die heiligen Bücher verbrannt und mit ihren Füßen getreten hatten, noch wie die Christen während der Judenverfolgung in Andalusien, als auch sie die Seiten der Tora verbrannt hatten.
Die Juden von Fadak
Als die Juden von Chaibar nach einem Friedensabkommen verlangten, als die Muslime sie bei den Festungen Al Watih und As Sulalim belagerten, ließ der Prophet der Bevölkerung von Fadak die Botschaft überbringen, sie sollten seine Prophetenschaft anerkennen oder ihr Vermögen abliefern. Die Bewohner von Fadak erschraken, nachdem sie von der Nachricht über Chaibar erfahren hatten. Sie einigten sich auf das kampflose Überlassen der Hälfte ihres Vermögens. So fiel Chaibar den Muslimen zu, denn sie kämpften um seine Einnahme, während Fadak ausschließlich Muhammad (s.a.s.) zufiel,* denn die Muslime eroberten es nicht - weder auf Pferden noch auf Reitkamelen.
* Nicht als Privatperson, sondern als Staatsoberhaupt.
Die Unterwerfung von Wadi Al Kura
Der Gesandte traf nach all dem Vorkehrungen, über Wadi Al Kura nach Medina zurückzukehren. Die Juden von Al Kura bereiteten sich auf den Kampf gegen die Muslime vor, und es fanden Gefechte statt. Sie wurden jedoch wie Chaibar zur Unterwerfung und zu einem Friedensabkommen gezwungen.
Was die Juden von Taima betrifft, so akzeptierten sie die Dschizja* ohne Krieg und Kampf. Damit standen alle Juden unter der Herrschaft des Propheten, und damit endete all ihre Herrschaft auf der Halbinsel.
Muhammad (s.a.s.) war nun vom Norden her nach Asch Scham sicher, so wie er zuvor nach dem Friedensabkommen von Al Hudaibija vom Süden her sicher gewesen war. Durch den Zusammenbruch der Herrschaft der Juden verringerte sich der auf sie gerichtete Hass der Muslime, besonders der Ansar unter ihnen, und sie sahen über die Rückkehr einiger von ihnen nach Jathrib hinweg. Der Prophet stand sogar mit den Juden, die Abdullah Ibn Ubaij beweinten, und drückte seinem Sohn sein Beileid aus. Er wies Muadh Ibn Dschabal an, die Juden nicht von ihrem Judentum abzubringen. Auch machte er die Dschizja den Juden von Al Bahrain nicht zur Pflicht, obwohl sie an der Religion ihrer Väter festhielten. Mit den Banu Ghazija und den Banu Arid schloss er ein Friedensabkommen, dass ihnen Schutz geboten würde und sie die Dschizja zu entrichten hätten.
*
Eine Steuer, die der nichtmuslimischen Bevölkerung auferlegt wird, wodurch sie als Gegenleistung den Schutz des muslimischen Staates erhält, auch wenn sie weder die üblichen - nur für die Muslime geltenden - Steuern entrichtet noch die - nur für die Muslime geltenden - Pflichten zu erfüllen hat.
Unterwerfung der Juden unter die Herrschaft der Muslime
Kurzum, die Juden standen unter der Herrschaft der Muslime, und ihre Stellung in Arabien wurde schwächer, bis sie sich zum Verlassen dieses Landes gezwungen sahen, in dem sie zuvor so mächtig gewesen waren. Einer Überlieferung zufolge war ihr Auszug noch zu Lebzeiten des Propheten, einer anderen Überlieferung zufolge erst nach seinem Tode abgeschlossen.
Die Bewohner Chaibars und die übrigen Juden ergaben sich nicht unvermittelt nach ihrer Niederlage auf der Halbinsel in ihr Schicksal; sie waren vielmehr aufgrund der Niederlage von Wut und äußerst bösartigem Zorn erfüllt. Zainab Bint Al Harith, die Frau von Sallam Ibn Mischkam, schenkte Muhammad (s.a.s.) ein Schaf - nachdem er sich sicher fühlte und das Friedensabkommen zwischen ihm und der Bevölkerung von Chaibar geschlossen war. So setzten er und seine Gefährten sich darum herum, um es zu verspeisen, und er (s.a.s.) ergriff die Keule und kaute ein Stück davon, doch es schmeckte ihm nicht. Bischr Ibn Al Bara war bei ihm und hatte auch davon genommen. Bischr schmeckte es jedoch, und er schluckte es hinunter. Der Prophet aber spuckte es aus und sagte: "Dieser Knochen teilt mir mit, dass er vergiftet ist." Dann rief er Zainab, und sie gab es zu und sagte: "Du weißt, was durch dich meinem Volk zugestoßen ist, und so dachte ich mir: Wenn er ein König ist, werde ich von ihm erlöst sein; wenn er aber ein Prophet ist, so wird es ihm mitgeteilt werden." Bischr starb an diesem Essen. Die Überlieferer sind sich uneinig, doch die meisten von ihnen berichten, dass der Prophet Zainab vergab und als Entschuldigungsgrund berücksichtigte, was für ein Schicksal ihren Vater und ihren Gatten ereilt hatte. Einige erwähnten, dass sie für den vergifteten Bischr getötet wurde.
Zainabs Tat hinterließ bei den Muslimen eine sehr nachhaltige Wirkung und ließ sie nach Chaibar kein Vertrauen mehr in die Juden haben. Vielmehr fürchteten sie Verrat von ihnen als Einzelpersonen, nachdem ihrer Gemeinschaft ein endgültiges Ende gesetzt worden war. Safija, die Tochter von Hujaij Ibn Achtab von den Banu An Nadir, gehörte zu den weiblichen Gefangenen, die die Muslime bei den Festungen Chaibars gemacht hatten. Sie war die Ehefrau von Kinana Ibn Ar Rabi, von dem die Muslime wussten, dass sich bei ihm der Schatz der Banu An Nadir befand. Der Prophet fragte ihn danach, doch dieser schwor, dass er seinen Ort nicht kenne. Da sagte Muhammad (s.a.s.) zu ihm: "Soll ich dich töten, wenn wir ihn bei dir finden?" Er sagte ja. Jemand von den Muslimen hatte bereits beobachtet, wie Kinana um eine Ruine herumging und teilte dies dem Propheten mit. Daraufhin befahl er, bei der Ruine zu graben. Ein Teil des Schatzes wurde dabei zum Vorschein gebracht, und Kinana wurde seines Leugnens wegen getötet.
Muhammads (s.a.s.) Heirat mit Safija, der Tochter von Hujaij Ibn Achtab
Als Safija zu den Muslimen kam, indem sie unter die Gefangenen geriet, sagte man zum Propheten: "Safija ist die Herrin der Banu Kuraiza und Banu An Nadir und steht nur dir zu." Folglich setzte er sie in Freiheit und heiratete sie. Damit trat er in die Fußstapfen großer Eroberer, die die Töchter von den Machthabern der Reiche, die sie eroberten, heirateten, um deren missliche Lage zu erleichtern und um ihre Würde zu wahren.
Abu Aijub Chalid Al Ansari fürchtete jedoch, dass sich in Safija heimlicher Hass gegen den Gesandten rühren könnte, der ja ihren Vater, ihren Gatten und ihre Leute getötet hatte. Deswegen übernachtete er in der Nähe des Zeltes, in dem der Prophet die Hochzeitsnacht mit Safija auf dem Rückweg von Chaibar verbrachte, und hielt sein Schwert bereit. Als der Prophet ihn am Morgen sah, fragte er ihn: "Was ist mit dir?" Er entgegnete: "Ich fürchtete um dich wegen dieser Frau, deren Vater, Gatten und Leute du getötet hast und die bis vor kurzem noch dem Unglauben anhing."
Safija blieb Muhammad (s.a.s.) jedoch treu, bis Allah (t.) ihn sterben ließ. Seine Frauen versammelten sich bei seiner letzten Krankheit um ihn. Da sagte Safija: "Bei Allah , o Prophet Allahs , ich wünschte, ich hätte das, was du an Leiden hast." Da gaben sich die Frauen des Propheten ihretwegen einander Zeichen, worauf dieser zu ihnen sagte: "Säubert euren Mund." Sie fragten: "Wovon, o Prophet Allahs ?" Er entgegnete: "Von eurem Zeichengeben wegen eurer Gefährtin. Bei Allah , sie ist aufrichtig." Safija lebte nach dem Tod des Propheten bis zum Kalifat von Muawija, während dessen sie starb und in Al Baki beerdigt wurde.
Die Delegation des Propheten an Heraklius
Was ließ Allah (t.) mit den Gesandten geschehen, die Muhammad (s.a.s.) zu Heraklius, Chosroes, dem Negus und anderen Königen in der Nachbarschaft Arabiens schickte? Reisten sie vor dem Kriegszug gegen Chaibar ab oder nahmen sie daran teil, bis die Muslime dort den Sieg erlangten, und reisten danach ein jeder in seine Richtung ab? Die Historiker haben darüber so unterschiedliche Meinungen, dass es schwer fällt, sich für eine mit Sicherheit zu entscheiden.
Wir halten es für sehr wahrscheinlich, dass sie nicht alle gleichzeitig abreisten, sondern einige vor und andere nach Chaibar. Denn in mehr als einer Überlieferung wird erwähnt, dass Dihja Ibn Chalifa Al Kalbi am Chaibar- Kriegszug teilnahm; und dennoch ist er es, der mit seiner Botschaft zu Heraklius zog. Er reiste zu ihm, als dieser nach seinem Sieg über die Perser heimkehrte, nachdem er das aus Jerusalem entfernte, ehrwürdige Kreuz von ihnen zurückerobert hatte. Die Zeit war für ihn gekommen, sein Gelöbnis zu erfüllen, zu Fuß nach Jerusalem zu pilgern und das ehrwürdige Kreuz an seinen Platz zurückzubringen. Er hatte auf seinem Marsch gerade die Stadt Hirns* erreicht, als man ihm das Schreiben überbrachte. Überbrachte ihm das Schreiben eine Gruppe seiner Männer, nachdem Dihja es seinem Gouverneur von Busra ausgehändigt hatte? Oder nahm er es entgegen, nachdem eine Gruppe von Beduinen mit Dihja an ihrer Spitze hereingekommen war und dieser ihm das Schreiben persönlich übergeben hatte? Darüber gibt es ebenfalls widersprüchliche Überlieferungen. Der Brief wurde ihm jedenfalls vorgelesen und übersetzt, und er rief bei ihm weder Verärgerung noch Empörung hervor. Er dachte auch nicht daran, ein Heer auszusenden, das Arabien bekämpfen sollte, sondern antwortete wohlwollend auf den Brief. Dies verleitete einige Historiker zu der falschen Behauptung, er sei Muslim geworden.
*Die antike Stadt Emessa in Syrien.
Die Antwort des Heraklius
Gleichzeitig schickte Al Harith von Ghassan die Nachricht zu Heraklius, dass ein Botschafter von Muhammad (s.a.s.) mit einem Brief zu ihm gekommen sei. Heraklius erkannte die Ähnlichkeit mit dem Brief, den Muhammad (s.a.s.) zu ihm geschickt und in dem er ihn zum Islam aufgerufen hatte. Al Harith bat ihn um Erlaubnis, an der Spitze eines Heeres zur Bestrafung dieses angeblichen Propheten ausziehen zu dürfen.
Heraklius meinte jedoch, dass es besser sei, wenn Al Harith während seines Besuches in Jerusalem sei, um die Pracht der Feier anlässlich des Zurückbringens des Kreuzes zu vermehren. Der Rufer zu einer neuen Religion schien ihm nicht wichtig. Er konnte ja auch nicht ahnen, dass nur wenige Jahre vergehen würden, bis über Jerusalem und Asch Scham die islamische Flagge wehte - dass die islamische Hauptstadt nach Damaskus verlegt und der Kampf zwischen den islamischen Ländern und dem Römischen Imperium nicht aufhören würde, bis die Türken Konstantinopel im Jahre 1453 erobern und seine große Kirche* in eine Moschee umwandeln würden, in die der Name dieses Propheten eingeschrieben würde, den Heraklius als jemanden darzustellen versuchte, um den man sich nicht kümmern und dessen Sache man keine Bedeutung beimessen müsste. Er konnte nicht ahnen, dass diese Kirche jahrhundertelang eine Moschee bleiben sollte, bis die türkischen Muslime sie in ein Museum für byzantinische Kunst umwandelten.
*Die Hagia Sophia.
Chosroes und das Schreiben des Propheten
Chosroes, der Herrscher Persiens, hingegen entbrannte vor Wut und zerriss sofort Muhammads (s.a.s.) Schreiben, in dem dieser ihn zum Islam aufrief, kaum dass es ihm vorgelesen worden war. Er schrieb an Bazan, seinen Gouverneur im Jemen, und befahl ihm, ihm den Kopf dieses Mannes im Hedschas zu schicken. Vielleicht dachte er, darin ein Verwischen der Spuren seiner Niederlage gegenüber Heraklius sehen zu können. Als der Prophet von den Worten des Chosroes und dem, was er mit seinem Schreiben getan hatte, erfuhr, sagte er: "Möge Allah sein Reich zerreißen." Bazan schickte seine Gesandten mit einer Botschaft zu Muhammad (s.a.s.).
Unterdessen war dem Chosroes bereits dessen Sohn Cyrus auf den Thron gefolgt. Der Prophet hatte dies schon erfahren und teilte es den Gesandten Bazans mit. Er bat sie, seine Gesandten an Bazan zu sein, um diesen zum Islam aufzurufen. Die Bewohner des Jemen wussten längst, welche Niederlage die Perser ereilt hatte, und ahnten den Zerfall ihrer Herrschaft über sie voraus. Sie hatten von den Siegen Muhammads (s.a.s.) über die Kuraisch und von seiner Ausschaltung der Macht der Juden gehört. Als Bazans Gesandte zu ihm zurückkehrten und ihm die Botschaft des Propheten überbrachten, war er glücklich, den Islam anzunehmen und der Gouverneur Muhammads (s.a.s.) über den Jemen zu bleiben. Was würde wohl Muhammad (s.a.s.) von ihm verlangen, da doch Mekka noch zwischen ihnen lag? Folglich gehörte ihm der Gewinn, nachdem der Schatten Persiens sich verkürzt und er sich unter den Schutz der in Arabien heranwachsenden Macht gestellt hatte, ohne dass diese Macht etwas von ihm verlangte. Vielleicht ermaß Bazan damals nicht, dass seine Parteinahme für Muhammad (s.a.s.) ein starker Stützpfeiler für den Islam im Süden der Halbinsel war, wie die Ereignisse nach zwei Jahren zeigen sollten.
Die Antwort des Mukaukis
Die Antwort des Mukaukis, des Erzbischofs der Kopten in Ägypten, war eine andere als die des Chosroes; ja, sie war sogar noch positiver als die Antwort des Heraklius. Denn er sandte zu Muhammad (s.a.s.) die Botschaft, dass er davon überzeugt sei, dass ein Prophet erscheinen werde, jedoch in Asch Scham. Er habe seinen Gesandten mit der gebührenden Ehre empfangen und mit ihm ein Geschenk geschickt: zwei Mädchen, eine weiße Mauleselin, einen Esel, eine Summe Geld und einige Kostbarkeiten Ägyptens. Die beiden Mädchen waren Maria, die der Prophet sich erwählte und die ihm später Ibrahim gebar, und Sirin, die Hasan Ibn Thabit geschenkt wurde. Die Mauleselin nannte der Prophet Duldul, denn sie war in ihrer Weiße einzigartig unter allen Mauleseln, die Arabien je gesehen hatte. Der Esel wurde Ufair oder Jafur genannt. Muhammad (s.a.s.) nahm dieses Geschenk an.
Es wird berichtet, dass der Mukaukis aus Angst davor, die Römer würden ihm die Herrschaft über Ägypten entreißen, nicht Muslim wurde, er ansonsten aber geglaubt hätte und der Rechtleitung teilhaftig gewesen wäre.
Die Antwort des Negus
Nachdem, was wir über die Beziehung des Negus von Abessinien zu den Muslimen wissen, war es natürlich, dass seine Antwort positiv war. In einigen Überlieferungen heißt es sogar, dass er Muslim geworden sei, wenngleich eine Gruppe der Orientalisten Zweifel an dieser seiner Annahme des Islam äußert. Zudem schickte ihm der Prophet neben dem Schreiben, mit dem er ihn zum Islam aufrief, ein weiteres Schreiben, in dem er ihn bat, die Muslime, die in Abessinien lebten, nach Medina zurückzuschicken.
Der Negus stellte ihnen zwei Schiffe zur Verfügung, und Dschafar Ibn Abu Talib führte sie. Unter ihnen war auch Umm Habiba Ramia, die Tochter von Abu Sufjan, deren Ehemann Abdullah Ibn Dschahsch bereits gestorben war; er war als Muslim nach Abessinien gekommen und dann Christ geworden und geblieben, bis er starb. Umm Habiba wurde nach ihrer Rückkehr nach Abessinien eine der Frauen des Propheten und Mütter der Gläubigen. Einige Historiker berichten, der Prophet habe sie geheiratet, um sich mit Abu Sufjan durch die eheliche Verwandtschaft zu verbinden und das Abkommen von Al Hudaibija zu bekräftigen. Andere sehen in der Heirat Muhammads (s.a.s.) mit Ramia etwas, was Abu Sufjan verletzen und wütend machen sollte, zumal er noch seinem Heidentum frönte.
Was die Fürsten der Araber betrifft, so antwortete der Fürst von Jemen und Uman unverschämt auf die Botschaft Muhammads (s.a.s.). Der Fürst von Bahrain antwortete wohlwollend und wurde Muslim. Der Fürst von Al Jamama äußerte seine Bereitschaft zur Annahme des Islam, wenn er zum Gouverneur ernannt würde, doch der Prophet verfluchte ihn wegen seines Begehrens. Es wird berichtet, er sei danach nur noch ein Jahr am Leben geblieben.
Warum waren die Antworten der meisten Könige wohlgesonnen?
Die Wohlgesonnenheit und die gute Meinung in den Antworten der meisten dieser Könige und Fürsten lassen den Leser innehalten; desgleichen die Tatsache, dass keiner der Gesandten Muhammads (s.a.s.) getötet oder eingesperrt wurde. Alle kehrten mit ihren Botschaften zu ihm zurück, die zumeist Wohlwollen und Sympathie und nur selten Wut und Heftigkeit enthielten. Wie konnten jene Könige die Botschaft der neuen Religion entgegennehmen, ohne sich gegen ihren Rufer zusammenzuschließen und ohne sich gegenseitig bei seiner Vernichtung zu helfen?
Die Antwort liegt in der Tatsache, dass in der damaligen Welt - wie auch in unserer heutigen Welt - das Materielle das Geistige überlagert hatte. Der Luxus wurde zum Ziel des Lebens, und die Nationen bekämpften einander aus Liebe zum Siegen und um die Begierde ihrer Könige und Herren zu stillen - als Heilmittel für ihre Illusionen bzw. in der Hoffnung auf Vermehrung des Luxus, den sie erlangen und genießen wollten. In einer solchen Welt sinkt der Glaube ab zu bloßen religiösen Zeremonien, die öffentlich verrichtet werden, ohne dass die Menschen, die sie verrichten, an etwas dahinter glauben; sie kümmern sich nur darum, dem Herrscher zu unterstehen, der sie ernährt, kleidet und ihnen ein sorgenfreies Leben, Ruhm und viel Reichtum gewährleistet. Sie halten an diesen religiösen Zeremonien nur insoweit fest als sie ihnen materielle Vorteile zufließen lassen. Wenn ihnen dieser Vorteil entgeht, schwindet ihre Entschlossenheit, lässt ihr Eifer nach und ermattet ihre Widerstandskraft.
Als deshalb die Leute den neuen Ruf zum Glauben hörten, der Einfachheit und Stärke enthielt sowie Gleichheit vor einem einzigen Herrn, DEN wir anbeten und um Hilfe bitten, DER allein den Menschen schaden oder nützen kann, so dass ein einziger Strahl SEINER Zufriedenheit den Zorn aller Könige auf der Erde verschwinden lässt und die Furcht vor SEINEM Zorn die Menschen heftig erschüttert, auch wenn alle Könige sie mit Güte und Wohlwollen überhäufen, und die Hoffnung auf SEINE Vergebung dem eigen ist, der bereut, glaubt und Gutes tut - als deshalb die Leute diesen Ruf hörten und sahen, dass sein Verkünder dadurch stark wurde gegen Unterdrückung, Ungerechtigkeit und Peinigung und gegen alle im materiellen Leben enthaltene Macht - obwohl er der Waise, Arme und Verstoßene war - und seine eigene Macht so sehr ausdehnte, wie keiner zuvor in seiner Stadt noch in ganz Arabien zu träumen wagte, da reckten sie sofort die Hälse und spitzten die Ohren. Die Menschen bemerkten ihren Durst, und die Seelen strebten nach ihrer Quelle, würde sie nicht ein Überbleibsel von Furcht und Zweifel wie ein Vorhang von der Wahrheit trennen. Deshalb antworteten einige Könige wohlgesonnen und mit Sympathie, wodurch sich auch der Glaube der Muslime und ihre Überzeugung verstärkten.
Die Rückkehr der Muslime von Abessinien
Muhammad (s.a.s.) kehrte von Chaibar zurück, Dschafar und die Muslime bei ihm kehrten von Abessinien zurück, die Gesandten Muhammads (s.a.s.) kehrten von dort zurück, wohin er sie geschickt hatte. Alle trafen sich in Medina wieder, um den Rest dieses ihres Jahres in der Sehnsucht nach einem Tag im kommenden Jahr zu verbringen, an dem sie nach Mekka pilgern und es sicher betreten sowie ohne Furcht ihre Köpfe scheren bzw. das Haar kürzen würden. Muhammad (s.a.s.) war so glücklich, Dschafar zu treffen, dass er sagte, er wisse nicht worüber er glücklicher sei: über den Sieg über Chaibar oder über das Zusammentreffen mit Dschafar.
In jenen Zeitabschnitt fällt die Geschichte, die Juden hätten Muhammad (s.a.s.) durch das Handeln Labids verzaubert, so dass er glaubte, er habe etwas getan, was er nicht getan hatte. Es ist eine Geschichte, zu der die Überlieferungen äußerst widersprüchlich sind, was die Aussage unterstützt, dass sie eine reine Erfindung ist und kein bisschen Wahrheit enthält
In Erwartung der vereinbarten Umra
Die Muslime lebten sicher in Medina und genossen das Leben und erfreuten sich Allahs (t.) Gnade und Gunst. Sie dachten nicht an Krieg, außer dass sie einige Expeditionstrupps zur Bestrafung derer entsandten, die dachten, sich an ihrem Besitz vergreifen oder etwas von ihrem Hab und Gut stehlen zu können. Als das Jahr sich dem Ende zuneigte und sie sich im Monat Dhul Kida befanden, zog der Prophet mit zweitausend Mann zur vereinbarten Umra aus - in Erfüllung des Abkommens von Al Hudaibija und um den Durst dieser überaus durstigen Seelen zu löschen und die Pflichten hinsichtlich des altehrwürdigen Hauses auszuüben.